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229 Ludwig Lobmeyr, Herrenhaus-Mitglied (Ernennung 1887, s. Abb. 230);
zeitgenössische Lithographie
229 Ludwig Lobmeyr, Member of Upper Chamber of Parliament (appoint-
ment 1887, see ill. 230); Contemporary lithograph
Zunächst hat man bei diesem Charakter wohl zu beachten,
wie viel der bei dem höchst glücklichen Familienleben seiner
Jugend von des Vaters frischem Unternehmungsgeist, wie
vom rastlosen Fleiß und dem taktvollen Wesen der Mutter mit
auf den Weg bekommen hat. Selber in keiner Weise Empor
kömmling, sondern bereits im ruhigen Besitz eines gesicher
ten Wohlstandes aufgewachsen, erfreute er sich einer Reihe
von Geschwistern, die sich auch alle als unbestrittene Mitglie
der des Wiener höheren Bürgerstandes fühlten. Es ist aber ein
großer Unterschied, ob man in der Jugend mit Armuth und
Noth zu kämpfen gehabt hat, oder die Netb [Sorgen] des Le
bens nie an sich kennen lernte. -
Zu seinem reinen und schönen Familienleben gesellte sich
aber alsbald auch eine keineswegs kräftige, sondern eher
feine physische Natur, welche die Neigung zu derber Sinnlich
keit nicht begünstigte. Dadurch erklärt sich auch schon eher
der an einem Kaufmann sonst so auffallende ideale, oder,
wenn man lieber will, bei aller Anspruchslosigkeit vornehme
Zug seines Wesens, wie er sich alsbald auch in seiner künstle
rischen Produktion abspiegelte und wie er einen so auffallen
den Gegensatz zum durchschnittlichen Wiener Geschmack
bildet, der eher zum derb-humoristischen, lustig-sinnlichen
neigt. Ohne Zweifel war der Einfluß seines langjährigen
Freundes, des in späteren Jahren ganz antikisirenden Flansen
[dabey] von großer Bedeutung. Aber daß die beiden Männer
sich alsbald so sympathisch waren, das hängt doch gar sehr
mit ihrem Charakter zusammen. Ganz entscheidend ward die
ser letztere aber bei Lobmeyr durch seine in Slavonien geholte
frühe Kränklichkeit beeinflußt, die ihn auf geistige, vorab
künstlerische Beschäftigung förmlich hindrängte. Für die frühe
Reife seines Wesens ist es dann ganz bezeichnend, daß er so
schwierige [zweifelhafte] und anscheinend große Ruhe und
Erfahrung beanspruchende Geschäfte, wie die Leitung der
vom Vater nouorworbenen [zur Weiterführung übernomme
nen] ungarischen Fabrik unter den schwierigsten Verhältnis
sen schon mit voller Sicherheit und in einem Alter bewältigte,
in welchem Andere, vorab Wiener, sich in ein wildes Genußle
ben zu stürzen pflegen.
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Ernennung zum Herrenhaus-Mitglied, 19.1.1887
Appointment as a Member of the Upper Chamber of Parliament,
19th January 1887
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