LUDWIG LOBMEYR
AUFZEICHNUNGEN
Josef Lobmeyr senior - von Grieskirohen nach Wien
Frohgemuth, das leichte Ranzel, in welchem sich auch etliche
Gulden mühsam ersparten Geselienlohnes befanden, auf
dem Rücken, wanderte ein junger Bursche um 1818 nach
Wien herein mit der Absicht und mit der Ueberzeugung, hier
„sein Glück“ gründen zu können. Denn frisch und ausdauernd
war seine Arbeitsfreudigkeit, er hatte aufgeweckten Sinn, der
ihn bestens befähigte, günstige Verhältnisse zu nützen und,
wenn sie sich nicht gleich von selbst boten, nach ihnen weiter
zu suchen. So vertraute er seinem Sterne, der ihn nach der
Hauptstadt gewiesen hatte.
Es war der 1792 in Grieskirchen in Oberösterreich geborene
Josef Lobmeyr; sein Vater, ein Färber, war gänzlich herunter
gekommen fortgezogen und verschollen. Die Mutter war wohl
eine brave Frau, die auch, wenn ihr Mann nach schlechtem
Handwerksbrauch ihr sagte, das Garn, welches die Bauern
ihm brachten, müsse gestraft werden, weil es sonst die Farbe
nicht gut annähme, es tnat. [davon Einiges wegnahm] ohne
darin etwas Unrechtes zu finden. Von den Anlagen der Eltern
ist zweifellos auf den Sohn wenig übergegangen. Es war wei
ter nur noch eine Tochter da, welche sich später an einen
Gastwirth in Wien günstig verheiratete. -
Josef war zunächst zu einem Großonkel gekommen, der den
einzigen oder doch größten Einkehr-Gasthof im Orte hatte und
[dies kommt uns heute wohi höchst sonderbar vor] - die Gla
serei betrieb. Dazu [Auch] hatte er einen Fischteich, jedenfalls
war er ein wackerer Mann. Josef aber, als ein flinker, artiger
Junge, machte sich bald bei den Wirthshausgästen beliebt,
namentlich belobten sie den Burschen, wenn er die nicht sel
ten gar selbstbewußten Bauersfrauen mit ihren drallen Töch
tern, nachdem er sie aufmerksamer als Andere bedient hatte,
noch sorgsam in ihre Wagen einpackte, damit ihnen die Heim
fahrt behaglich werde; kam er dann mit der „Glaskraxen“ in’s
„Gäu“, d. h. durch die Dörfer und in die Gehöfte, um mit dem
Rufe „der Glaserer ist da“ aufzufordern, fehlende Fenster
scheiben ersetzen oder in gesprungene eine Bleischiene ein
ziehen zu lassen, hieß man ihn lieber als manch Andoron
[früheren] willkommen, bot ihm nebst dem Entgelt auch
freundliche Zehrung, so daß ayeä [selbst] der Großonkel mit
dem Ergebnis dieser Wanderungen zufriedener war als sonst.
Manche Nacht freilich mußte Josef [denn] bis an die Hüfte im
Teiche stehen, um Fische mit zu fangen, wobei er in der kalten
Zeit oft arg fror und dabei, wie er meinte, die Vorbereitung für
das Podagra traf, das ihn die 15 - 20 letzten Jahre seines Le
bens oft sehr schmerzhaft befiel.
[In] Folge des Krieges [von 1809] waren im Orte und insbe-
sonders im großen Gasthofe eine Anzahl Soldaten einquar
tiert. Eines Abends, als sie schon auf ihrem kargen Strohlager
schliefen, wurden die Thüren aufgerissen, einige französische
Reiter - es sollen elsässische Chevauxlegers gewesen sein -
die Säbel zwischen den Zähnen, die gespannten Karabiner
vorgestreckt, forderten mit vollstem Selbstbewußtsein die La-
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237 Joseph Lobmeyr, Einwanderung nach Wien 1813: „Lieber die ein= und
ausgewanderten Gesellen vom dem Mittei... Nro 2 / Lobmajer Joseph / Gris-
kirchen / Bayern“; „Tag seiner Ankunft: 1 f May 813, Tag seines Arbeits-Ein
tritts: 4 May 813“
237 Joseph Lobmeyr, immigration to Vienna 1813
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238 Aufdingung von Joseph Lobmeyr am 14. 10. 1818: „pro anno
818 ... N° 9 d 14 8 bris Joseph Lolbmayer [sic!], gebürtig von Griskirchen in
Beyrn, in Contition zum H Jos. Weninger“. - Wiener Stadt- und Landesarchiv,
Innungs-Bücher 19/5 (Glaser, Geselien-Buch 1795 -1824, unpag.)
238 Apprenticeship of Joseph Lobmeyr, 14th October 1818
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