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Die Arbeit ist keine schwere, geschieht stehend und wird wöchentlich entlohnt.
Der Verdienst ist je nach der Geschicklichkeit der Arbeiterinnen 3'/ 2 bis 5 fl. per
Woche.
Die Arbeitszeit ist in Wien für alle Arbeiten der Lampen - Fabrikation eine lOstün-
dige, und zwar im Winter von 7 Uhr Früh bis 6 Uhr Abends, im Sommer von 6 Uhr
Früh bis 5 Uhr Abends, mit einer Stunde Mittagsruhe von 12—1 Uhr.
Die Arbeiterinnen, welche sich aus Arbeiterfamilien oder den Familien kleiner Pro-
fessionisten rekrutiren, wohnen meistentheils bei ihren Eltern 'oder mehrere zusammen in
einem Kabinet. Sie sind vorwiegend aus Wien, zum Theile auch aus Meder- und Ober-
Oestereich, Böhmen, Mähren und Schlesien. Die Arbeiterinnen sind meistens nett und
reinlich gekleidet, da sie zur Arbeit eigene Kleider haben, die in der Fabrik bleiben. Sie
nähren sich zum grössten Theile in den sogen. Privat-Kosthäusern, in welcher Beziehung
die Errichtung von Volksküchen in den Fabriksbezirken Wiens eine wahre Wohlthat für
diese Leute wäre.
Das Gesundheitsverhältniss ist im Ganzen ein günstiges zu nennen.
Das Alter der Arbeiterinnen ist gewöhnlich von 16 bis 24 Jahren, es kommen aber
auch solche mit 30 bis 40 Jahren vor.
Bezüglich der Vertheilung der Arbeiterinnen auf die einzelnen Arbeitszweige ergibt
sich ungefähr folgendes Verhältniss:
Schneiden und Stanzen der Metalle 33 Percent, Ausglühen der Metalle 2 Percent, Beizen
der Metalle 3 Percent, Brennermachen 7 Percent, Gelbbrennen 3 Percent, Poliren 2 Percent,
Firnissen 4 Percent, Lackiren 20 Percent, Lothauftragen 2 Percent, Kitten der Gläser 4 Percent,
Putzen der Gläser 4 Percent, Brenneraufschrauben 4 Percent, Einpacken der fertigen
Waare 12 Percent.
Es dürften gegenwärtig in Wien bei dieser Fabrikation 250 — 300 Mädchen be
schäftigt sein.
Fabrikation von verzinnten Metall-Kochg-eschirren.
In der Fabrikation verzinnter Metall-Kochgeschirre verwendet man Frauenspersonen:
1. Bei dem Verzinnen der Geschirre. Um für diese Arbeit verwendbar zu
sein, bedarf man einer circa vierwochentlichen Ablichtung.
2. Zum Ab reiben der Geschirre mit baumwollenen Lappen und kleinen
Bürsten.
3. Zum Einschlagen (Einpacken) der fertigen Waaren in Papier.
Die unter 2 und 3 genannten Arbeiten bedingen keinerlei Vorbereitung und specielle
Erlernung. Alle diese Manipulationen sind auch leichter und einfacher Natur und nehmen
auf die Gesundheit nicht den geringsten nachtheiligen Einfluss.
Der Vorgang ist, was das Verzinnen betrifft, folgender: Vor dem Verzinnen werden
die Geschirre gebeizt, d. h. die Oberfläche der Geschirre wird von den anhaftenden Unrei
nigkeiten durch Eintauchen in eine Mischung verdünnter Schwefel- und Salzsäure gerei
nigt und sodann mittelst Sand und Lappen abgerieben und getrocknet. Diese Arbeit be
sorgen Männer. Das Verzinnen geschieht durch Eintauchen der Geschirre mittelst eiserner
Zangen in geschmolzenes Zinn, dessen Oberfläche mit Fett (Talg, Palmöl etc.) bedeckt
ist. Das den Geschirren nach dem Herausnehmen anhaftende Fett wird mittelst Lappen,
Werg oder Bürsten gut abgerieben, worauf die Gegenstände neuerdings in das Zinnbad