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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs - erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon

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denen Arbeiten betraut findet. Es nimmt die Verwendung dieser Kräfte immer mehr zu, 
weil man die Mädchen wegen ihrer netten und reinen Arbeiten, wegen des selteneren 
Wechsels der Engagements und wegen ihrer Emsigkeit den männlichen Hilfsarbeitern viel 
fach vorzieht. 
Die Mädchen werden zu folgenden Arbeiten verwendet: 
1. Im Laboratorium zum Präpariren der Glasplatten (Cliches) für die Aufnah 
men und zum Fixiren und Lackiren derselben nach den Aufnahmen. 
Wochenlohn 8 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 fl. 
Bei diesen Arbeiten, welche die Darstellung des negativen Bildes zum Zwecke 
haben, verfährt man in folgender Weise:. Die Glasplatte wird mit jodirtem Collodium 
übergossen. Nachdem die Coilodiumschichte gleichförmig über die Platte ausgebreitet ist, 
lässt man das Ueberflüssige ablaufen und taucht dann die Platte in ein sogenanntes Sil 
berbad, d. i. in eine wässerige Lösung vou salpetersaurem Silber. 
Ist auf der so präparirten Platte durch Einsetzung derselben in die Camera obscura 
und durch Uebergiessung der Platte mit Pyrogallus-Säure das negative Bild hervorgeru 
fen, so wird die Platte mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron übergossen und 
hierauf mit Wasser abgewaschen, wodurch, wie man sagt, das Bild fixirt wird. Sodann 
wird das Bild mit Lack überzogen. 
2. Zum Copiren der Bilder (Darstellung der positiven Bilder). Diese Arbeit 
besteht in dem Präpariren des Papiers im Silberbade, dem Auflegen der präparirten Pa 
piere auf die Cliches, dem Exponiren im Rahmen, dem Herausnehmen der Bilder aus 
demselben, und endlich in der Vollendung der Abzüge durch das Färben im Tonbade, 
dann durch das Fixiren und Waschen. 
Wochenlohn 6 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 fl. 
3. Zum Retouchiren der Bilder. Dies besteht in dem Ausbessern der kleinen 
Mängel der Bilder mit Wasserfarbe und Pinsel. 
Die Mädchen beginnen meist mit den leichteren Arbeiten, nämlich mit dem Aus 
flecken der weissen Tüpfelchen auf den Bildern. Durch Uebung und durch das viele Sehen 
von Bildern nach der Natur eignen sie sich den richtigen Blick und das Verständniss für 
bessere Arbeiten an. Jene, welche' eine Vorbildung im Zeichnen haben, entsprechen viel 
schneller für schwierigere Arbeiten und sind dann bald zum Retouchiren von grösseren 
Bildern und der Negative, nämlich der Glas-Matrizen, zu verwenden, wodurch sie in einen 
entsprechend höheren Verdienst treten. Während der Wochenlohn für das Aushessern der 
kleinen Bilder 6 his 10 fl. (im Durchschnitte 8 fl.) beträgt, verdient sich eine tüchtige 
Retoucheurin für: grössere Bilder oder Negative 60 fl. per Monat und auch mehr. 
4. Mehrere der Mädchen sind im Malen geschickt, und werden zum Coloriren der 
Porträts verwendet. 
Entlohnung 60 bis 70 fl. per Monat. 
Die meisten Mädchen arbeiten in den Ateliers selbst, nur der kleinere Theil ist zu 
Hause beschäftigt; im letzteren Falle werden die Mädchen per Stück Arbeit entlohnt. 
Es sind bei denselben die verschiedensten Altersstufen, vom 15. Lebensjahre angefangen 
vertreten; vorwiegend ist in Wien das Alter von 20 bis 30 Jahren. 
Die Arbeitszeit im Atelier ist im Sommer von 8 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr, 
im Winter von 8 bis 4 Uhr ununterbrochen. 
Die Arbeiten, welche keine specielle Vorbildung bedingen und leicht erlernt werden, 
sind weder anstrengend, noch gesundheitsschädlich.
	        
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