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tung der Bedienung dieser Maschine ist darin zu ersehen, dass einzelne Zwirnerinnen, von
den Webern derart bevorzugt werden, dass diese nur von solchen Maschinen ihr Garn
zur Verarbeitung beziehen wollen, welche von gewissen, sich durch Aufmerksamkeit aus
zeichnenden Arbeiterinnen bedient werden.
2. Bei der Appretur- oder Bügelmaschine.
Die Arbeit besteht hier darin, die unappretirten, gefärbten Fesse auf den von einem
durch Dampf geheizten Stock aufzuziehen. Die Arbeit ist wohl einfach, erfordert jedoch
grosse Genauigkeit; der Fess darf keine schiefe Seite bekommen; dann ist darauf zu se
hen, dass der Ansatz, woran die Seidenquaste kommt, genau in die Oeffnung des ebenfalls
durch Dampf erhitzten Deckels passe, damit er nicht verunstaltet werde. Sitzt der Fess
genau zwischen den Formen, so schlägt die Arbeiterin den Bügel mit der Schraube über
den Deckel und gibt durch letztere den nöthigen Druck.
Auch hiezu sind Geschicklichkeit und Erfahrung nothwendig, denn verschiedene Neben
umstände, wie ein gewisser Hitzegrad, unbedeutende Verschiedenheiten in der Dichtheit
der Kappen u. s. w. machen eine gleichmässige Appretur mehr oder minder schwierig.
Die Arbeit selbst erfordert kräftige Naturen ( die grosse Hitze ertragen und mit dem
schweren Deckel gleichzeitig schnell und vorsichtig umgehen können. Da der Fess zwi
schen 3 und 5 Minuten unter der Schraubenpresse bleibt, so kann ein geschicktes Mäd
chen 3 solche Formen und Pressen bedienen.
3. Bei der Maschine zum Bedrucken der Fesse mit Marken in Gold.
Der Fess wird, nachdem er auf die betreffende Kappenform gezogen worden, an der
zu markirenden Stelle mit sogenanntem Vergolderpulver bestrichen, sodann ein entspre
chend grosses Stückchen Blattgold darauf gelegt, worauf der durch eine Gasflamme er
wärmte Stempel mittelst einer Schraube auf den Fess gedrückt wird. Nach ungefähr einer
Minute wird die Schraube nachgelassen und der Fess durch eine Bürste von dem über
flüssigen Vergolderstaub und Blattgold gereinigt. Die betreffende Marke erscheint dann in
schönem Golddrücke auf dem Fess. Zur Bedienung einer jeden solchen Maschine ist eine
Person nöthig.
Fabrikation gewebter Decken, Kotzen und Teppichen.
Von den in diesem Industriezweige vorkommenden Arbeitsprocessen ist demselben eigen-
thümlich und daher, weil das Sortiren und Reinigen der Wolle, das Vorspinnen, Fein
spinnen, Weben, Noppen bereits unter dem Titel: „Streichgarn-Industrie“ geschildert
worden sind, hier nur zu besprechen:
Bas Knüpfen von Teppichen.
Die Erzeugung imitirter indischer und persischer Teppische bildet neben der Fabrikation
der übrigen Arten von Teppichen in der Gegenwart einen schwunghaft betriebenen Ge
schäftszweig. Derartige Teppiche werden nicht gewebt, sondern in einer Weise hergestellt,
welche Aehnlichkeit mit dem Sticken hat und als „Knüpfen“ bezeichnet wird.
Farbensinn, Geschicklichkeit und Kenntnisse in der Stickerei sind den in diesem
Arbeitszweige verwendeten weiblichen Arbeitskräften unerlässlich, die Lehrzeit währt ein
Jahr. Die Arbeiterinnen führen diese Arbeit sitzend aus; Augen und Brust sind die Organe,
welche zumeist angestrengt werden.
Der wöchentliche Verdienst erreicht im Durchschnitte die Höhe von G fl. 50 kr.