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möglichst allgemein verbreiteten Fachunterrichtes in der Wäschwaarenfabrikation hinzu-
wirken, der die Arbeitskräfte aut eine höhere Stufe der Bildung und Leistungsfähigkeit
heben und damit unserem Export von YY r äschwaaren die sichere Grundlage grossartiger
Entwicklung geben würde. Auch auf die weiblichen Straf- und Besserungsanstalten dürfte,
was die Heranbildung der Sträflinge zu tüchtigen Arbeiterinnen der Wäschwaaren-Erzeugung
betrifft, im Interesse dieser Sträflinge sowie der Industrie eiii besonderes Augenmerk gerichtet
und die Versuche, welche man diesfalls in einzelnen Anstalten bereits gemacht hat, sollten
verallgemeinert und in ein System gebracht werden.
(Im Pavillon für Frauenarbeiten ausgestellte Wäschwaaren sind ebenso wie die
Stickereien geradezu als mustergiltig zu bezeichnen.)
Fabrikation von Bettwaaren.
In diesem Industriezweige, weicher die Anfertigung von Matratzen, Decken, Polstern
und allen übrigen Bettfournituren umfasst, findet das weibliche Geschlecht eine ausgiebige
Verwendung. Die von Frauenspersonen ausgeführten Arbeiten sind:
1. Das Ausstafflren von Deckentheilen.
Die Arbeiterin hat die Ober- und Unterstoffe der Decken zusammenzunähen, worauf
die Decken an männliche Arbeiter zur weiteren Ausfertigung gelangen.
Wochenlohn 3 bis 4 fl., im Durchschnitte 4 fl.
2. Das Nähen der Matratzen und Polsterüberziige.
Auch diese Arbeit ist auf das einfache Nähen beschränkt, die weitere Ausfertigung
wird von männlichen Arbeitern besorgt.
Wochenlohn 4 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 fl.
3. Das Nähen von Bettwäsche.
Bei dem Nähen von Bettwäsche ist, wie bei den unter 1 und 2 genannten Näharbei
ten, die Handarbeit noch vorwiegend, die Anwendung von Nähmaschinen gering.
Geübte Näherinnen für diesen Artikel mangeln. Wochenlohu 5 bis 8 fl., im Durch
schnitte 6'/ 2 fl.
Das Staffiren und das Nähen der Matratzen und Polsterüberzüge erfolgt in den
Fabriken selbst, die Näherinnen für das Nähen von Bettwäsche arbeiten bei sich zu Hause.
Die verschiedenen Näharbeiten, die selbstverständlich sitzend verrichtet werden, sind an
strengend für Auge und Brust. Es wird Vorkenntniss des Nähens erfordert.
Die Näherinnen stehen vorwiegend im Alter von 16 bis 30 Jahren, doch sind auch
die höheren Altersstufen zahlreich vertreten. Nur ein Theil der Mädchen wohnt bei dem
Fabrikanten selbst, die Mehrzahl derselben hat den Aufenthalt bei den Eltern und Ver
wandten oder wohnt selbstständig. Auch viele Beamtensfrauen und Pensionistinnen übernehmen
Näharbeiten, die sie zu Hause ausführen.
Die Arbeit dauert ununterbrochen das ganze Jahr, da in stilleren Monaten für den
Lagerbedarf gearbeitet wird. Die Arbeitszeit ist von 7 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends;
Mittags ist 1 Stunde, um 4 Uhr '/ 4 Stunde Pause.
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