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Volltext: Die chemische Grossindustrie (Gruppe III, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. A. Bauer. 
Die Chlorbereitung. Die Darftellung des Chlors und der Bleichfalze 
mittelft Chlor bildet fall durchwegs einen Nebenzweig der Sodafabrication nach 
Leblanc’s Proceffe. und die letzten fünf. Jahre brachten uns eine Reihe der 
wichtigften Studien und Fortfehritte, welche fich auf diefen Zweig der Grofs- 
induftrie beziehen. 
Das eigentliche Rohmateriale für die Chlorbereitung ift die Salzfäure, 
welche bei der Bereitung des Sulfates als Nebenprodudt entlieht und deren voll- 
(ländige Condenfation ein Gegenftand der forgfältigflen Bedachtnahme, feitens 
der Fabriksbefitzer fowohl, wie feitens der Behörde einzelner Länder, wie 
namentlich Englands ift. In letzterem Lande ift diele Aufgabe durch ein im 
Jahre 1804 in Kraft getretenes Gefetz, die fogenannte Alkali-Ade geregelt und 
die letzten Jahre haben fchlagend bewiefen, dafs diefes Gefetz die heilfamften 
Folgen, fowohl für die Fabriken als für deren Umgebung hatte, und es ift vielfach 
der Wunfch nach einer Erweiterung der durch dasfelbe erlaffenen Vorfchriften 
rege geworden. 
Bezüglich des Proceffes der Chlorbereitung betrafen die Fortfehritte, 
welche in den letzten Jahren gemacht wurden, zwei Richtungen, und zwar fuchte 
man einerfeits den bei diefem Proceffe in grofser Menge verbrauchten Braunftein 
zu verwerthen, namentlich denfelben aus den Rückftänden zu regeneriren und 
andererfeits fuchte man ganz neue Methoden der Chlorbereitung, ohne Anwendung 
des Braunfteines, einzuführen. 
Vondenverfchiedenen Verfahrungsarten zur Regeneration des Braunfteines 
mufs hier zunächft die W e 1 d o n’fche Erwähnung finden. Diefe kann als eine 
wefentliche Modification der in der grofsen T e nnan t’fchen Fabrik zu Glasgow 
ausgeführten Dunlop’fchen Methode angefehen werden, und während diefe 0 die 
Umfetzung des Manganchlorürs mit kohlenfaurem Kalk und Wafferdampf von 
mehreren Atmofphären Spannung und Erhitzen der gebildeten Mangancarbonate 
auf 400 Grad Celfius durchführt, fällt Weldon die, durch Zufatz von kohlen 
faurem Kalk gereinigte Manganlauge mit einem Ueberfchufs von Kalk und oxydirt 
den erhaltenen Niederfchlag durch einen Luftftrom, wodurch fich das zur Chlor 
entwicklung geeignete Calciummanganit bildet. * 
Nach der Anlicht Weldon’s hat das Calciummanganit die Zufammen- 
fetzung Mn O ä Ca O und bei Zerfetzung desfelben durch Salzfäure, behufs der 
Chlorentwicklung, liefert daslelbe neben Chlor und Waffer, Manganchlorür und 
Chlorcalcium (6 H CI 4- Mn 0^ Ca O Mn Cl 2 4- Ca CI, -+- CI, 4- 3 II, O). 
Werden diefe Chlorverbindungen neuerdings durch das Regenerationsverfahren 
in den Kreis der Fabrication einbezogen und mit Kalk gefällt, fo geht das ganze 
gebundene Chlor als Chlorcalcium in eine Lauge, für welche bisher keine genü 
gende Verwendung exiftirt. Diefe gebundene Menge von Chlor beträgt jedoch, 
wie obige Gleichung zeigt, ä/ 3 des in der angewendeten Salzfäure-Menge enthal 
tenen Chlors und obgleich man hofft, durch Anwendung von Magnefia anftatt des 
Kalkes diefem Verlufte vorzubeugen, da das an Stelle des Chlorcalciums erhaltene 
Chlormagnefium wieder in Chlor und Magnefia zerlegt werden könnte, fordert 
diele Thatfache doch eine forgfältige Erwägung des Koftenpunktes und des Säure 
verbrauches. 
Hiebei kann jedoch nicht unerwähnt bleiben, dafs die Zerfetzung des 
Manganfuperoxyd - Schlammes (Calciummanganit) durch Salzfäure viel weniger 
Arbeit und Brennmateriale erfordert als die des nativen Superoxydes (Braunftein), 
welches übrigens, immer mehr oder weniger fremde Oxyde enthält, die ebenfalls 
einen Theil der Salzfäure confumiren. 
Nach W e 1 d o n ’ s Anficht braucht m,an für eine Tonne Chlorkalk nach 
feiner Methode arbeitend, 170 Kubikfufs Salzfäure von 24 Grad Tw. oder 
2832 Pfund reiner Chlorwafferftoff-Säure. 
Dirg’er’s Journal CCI, p. 354.
	        
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