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Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
Nr. 11.
Architekt und Lehrer an der kgl. Baugewerkschule zu
Deutsch-Krone (Westpreussen). Mit 161 Figuren. Wei
mar 1896 Beruh. Fr. Voigt. Pis ist dieses Büchlein eigent
lich eine Umarbeitung der vom verstorbenen Prof. Karl
Szvoboda in Wien seinerzeit herausgegebenen Broschüre
»Anlegung und Benützung der Eiskeller«. Ein
Decennium ist seither verflossen, und es ist verdienstlich
von Herrn N'öthling, dass er bei der neuen Auflage nicht
nur die gesammte, in den Zeitschriften mannigfachster
Bestimmung zerstreute Literatur sammelte, ordnete und
verwendete, sondern auch alle neuesten Fortschritte und
Erfahrungen berücksichtigt und erwähnt. Es ist die Kennt-
niss der Bedingungen zur Herstellung guter Eiskeller eine
viel weniger verbreitete als es die an den Architekten,
respective Baumeister oft herantretenden Aufgaben wün-
schenswerth erscheinen Hessen. Darum ist dieses kleine
Buch von Bautechnikern wie Consumenten gleich ge
schätzt. wie die Zahl der Auflagen beweist.
Wie rasch die Bauarbeiten auf dem Gebiete der Millenniums-
Ausstellung in Budapest vorschreiten, erhellt am besten aus der That-
sache, dass der grösste Theil der 123 Ausstellungs-Pavillons — die
28 Gebäude der ethnographischen Ausstellung, welche gleichfalls ihrer
Fertigstellung entgegensehen, èind da nicht mitgerechnet — bereits
unter Dach sind. Bios mit dem Bau von 15 kleinen Pfivat-Pavillons,
welche in kürzester Zeit aufgeführt werden können, wurde noch nicht
begonnen. Insgesammt sind 118,674.000 vr mit einem Kostenauf-
wande von 4,656.020 fl. bebaut. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die
Zahl der Ausstellungshallen noch um zwei vermehrt werden wird, da
selbst die wesentlich vergrösserte Industriehalle nicht hinreicht, um die
in riesiger Zahl angemeldeten Objecte zu fassen. Auf der Herminen-
strasse wird ein ständiges Gebäude, eine stockhohe Polizeikaserne,
gebaut. Eine wenn auch nicht ganz zureichende Vorstellung davon,
in welchem Masse die Millenniums-Ausstellung alle Zweige der
Industrie, des Handels und der Kunst fordert, bietet die Thatsache,
dass die Direction für Glaskästen allein (1050 Schränke) nicht weniger
als 15.000 m* Glas bestellt hat
Weibliche Architekten in Amerika. Bekanntlich ist das
„schwächere Geschlecht“ Amerikas bereits in eine Reihe von Berufen
eingedrungen, die fiüher als eine naturgemässe Prärogative männlichen
Wirkens betrachtet wurden. Dass die Frau den Herren der Schöpfung
gegenüber auch gelegentlich bemerkensweithe Erfolge erzielt, zeigt
der Ausgang des Wettbewerbes um Entwürfe für den Bau eines
Sanatoriums in San Francisco, wo die Pläne von zwei jungen Damen,
Fräulein Mary M. Gamson aus Betlehem und Fräulein Alice Hands
aus New-York, den ersten Preis erhielten. Das merkwürdige Er-
gebniss dieser Concurrenz, an welcher sich zahlreiche Architekten von
anerkannten Fähigkeiten aus dem ganzen Lande betheiligt hatten,
gewinnt noch an Interesse durch den Umstand, dass die erstgenannte
Concurrentin erst 17, die andere nicht mehr als 18 Jahre zählt. Das
betreffende Sanatorium soll dreistöckig, im Colonialsüle aus Holz
erbaut und für 40 Patienten eingerichtet werden. Die genannten
Damen, die etwa zwei Jahre Architektur studirt und dann eine Zeit
lang die „School of applied design“ zu New-York besucht haben,
sind die ersten weiblichen Architekten in Amerika, von denen Bau
pläne in der „Architektural Leaguè“ in New-York ausgestellt wurden,
und nach deren Entwürfen ein Bau in der Stadt am goldenen Thor
zur Ausführung gelangt. Die beiden Damen ha'ben sich noch an
mehreren Concurrenzausschreibungen betheiligt, unter Anderem an der
Preisbewerbung für den Bau des Frauenpalastes der Baumwollen
staaten auf der internationalen Ausstellung in Atlanta, Ga.; die bei
dieser Gelegenheit eingesandten Pläne erregten die Bewunderung
hervorragender New-Yorker Architekten, auch fanden sie die ungetheilte
Anerkennung des betreffenden Preiscomités, doch wurde für den Bau
der Entwurf einer anderen Dame, Fräulein Elise Mercurs aus Pittsburg
ausgewählt.
Kirchthurm-Restaurirung in Iglo (Ungarn).
In den nebenstehenden Abbildungen bringen wir die
Darstellung der Restaurirung des Thurmes der röm.-kath.
Kirche in Iglo. Sie geschah nach den Plänen und unter
der Bauleitung des Prof. Enterich Steindl aus Budapest.
Statt der barocken Endigung erhielt der Thurm einen
hohen kupfergedeckten Helm; an den. vier Ecken wurden
die Statuen der vier Evangelisten , (Bildhauer Julius
Fuhrmann) aufgestellt. Sämmtliche Restaurirungsarbeiten
kosteten rund 40.000 Gulden.
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