Nr. 11.
Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
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Hängedrähte welche
bei den Mörtelplatten
mit überstehenden
s^ss^Enden in die Platten
bei deren Herstellung
eingelegt sind, werden mit Mörtel umhüllt, so dass
Versteifungsrippen entstehen, welche sowohl der unteren
sichtbaren, als der oberen tragenden Decke eine erhöhte
Tragfähigkeit verleihen.
Stellvorrichtung für Schiebefenster von Johann
Manegold in Eckesey bei Hagen i. W. Ein mit der Stell
vorrichtung a und der Fensterunter
kante drehbar verbundener Winkelhebel
m trifft beim Eintritt des Fensters in die
Verschlussstellung mit dem einen Schen
kel gegen eine Leiste i der Thürver
kleidung, legt infolge dessen mit dem
anderen Schenkel den Fensteruntertheil
aus und verdeckt zugleich mit einer an
ihm befestigten Platte / den zwischen
Fenster und Verkleidung verbleibenden
Kaum.
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TAFEL- ERKLÄRUNGEN.
Tafel Hü. Portal des Äsamhauses in München. Unsere durch mehrere Nummern dieses Blattes fort
gesetzte Veröffentlichung von Barockportalen bereichern wir diesmal durch ein interessantes Münchener Beispiel.
Tafel 78. Wohnhaus in Budapest, VIII. Ullöi-üt Nr. 10. Architekt Baumeister Alex. Staerk in Budapest.
Dieses Haus, auf einer Grundfläche von 371T7 ni' im Jahre 1895 erbaut, enthält im Parterre zwei Geschäftslocale
und Hausmeisterwohnung, im Mezzanin des Hoftractes Waschküchen, Rollkammer und eine kleine Wohnung. Die
ganze I. und II. Etage bilden je eine vornehm ausgestattete Wohnung, während die III. und IV. Etage in je zwei
Wohnungen getheilt sind. Trotz des sehr beschränkten Raumes sind alle Piècen geräumig, luftig und hell.
Tafel 79. Wohnhausproject für Wien, Wohllebengasse. Architekt Oskar Marmorek in Wien. Durch
Kauf gelangten die beiden Nachbarrealitäten in der Wohllebengasse Nr. 16 und 18 in die Hand eines Besitzers, der
die Demolirung der alten und Erbauung neuer Häuser plante. Die beiden Parcellen sind aber ganz eigenartig ge
staltet, die eine ist ein tiefes Rechteck, an welches unter einem rechten Winkel ein ringsum von Feuermauern ein
geschlossener Garten stösst. Die zweite Parcelle ist wenig tief; doch stösst selbe an herrliche, schattige, zu fremdem
Besitz gehörige Gärten. Zusammen bilden beide Parcellen die Form eines Z. Der Verfasser des Projectes beabsichtigte,
beide Parcellen im Bau zu vereinigen und in dieser eleganten Gegend Wiens ein Zinshaus aufzuführen, welches in
jedem Stockwerke zwei mit allem Comfort ausgestattete Wohnungen enthalten hätte, von denen ein Theil herrliche
Gartenaussicht bekommen würde. Die Hauptstiege und die Dienststiege und die sonst so stiefmütterlich behandelten
Dienst- und Nebenräume, sie alle hätten reichlich Licht und Luft erhalten können. Die Fagade ist im Zopfstyl ge
halten, sehr anspruchslos, dabei aber doch charakteristisch. Es ist fast selbstverständlich, dass dieses Project nicht
zur Ausführung kam. Was vom Hergebrachten abweicht, findet selten Verständniss bei den Bauherren. Die jetzt
zahlreich in Wien entstehenden Neubauten geben genügende Belege für diese Behauptung.
Tafel 80. Einige Oefen, entworfen von den Architekten Bauqué und Pio in Wien. In Frankreich und
England verwendet man den Ofen in der bei uns üblichen Form nur ausnahmsweise. Dort wird die Beheizung des
Zimmers durch einen Kamin bewerkstelligt, welcher dem Architekten ein willkommenes und dankbares Motiv zur
architektonischen Aüsgestaltung des Inneren des Hauses bietet, und zwar nicht nur in den reich ausgestatteten,
sondern auch in den primitiven Wohnungen. Und es wird durch den Kamin auch in dem bescheidensten Zimmer
eine intime Wirkung erzielt. Das rauhere Klima verbietet bei uns die unzulängliche Kaminfeuerung, und von alters-
her ist in den nordischen Ländern der Ofen vorherrschend. In den alten Bauten ist der Ofen ein förmliches Bau
werk für sich, welches in den Zeiten des blühenden Kunstsinnes und Kunstgewerbes auch künstlerisch verkleidet
und gestaltet wurde. Die Kachel- und Majolicaöfen des XVI. Jahrhunderts sind unübertroffen nach der Qualität des
Materials und dem Feingefühl in der Form und Farbe. Die Noth des dreissigjährigen Krieges hatte auch auf diese
Industrie ihre vernichtende Wirkung geübt, und im XVII. Jahrhundert wird die Verkachelung ärmer, nüchterner,
bis erst der Barockstyl sich auch dieses geeigneten Objectes für seine Decorationssucht bemächtigt. Die Oefen dieser
Zeit sind üppige Beispiele der Barockdecoration, welche in ihrer reichen Phantasie nur zu oft die Bestimmung des
decorirten Gegenstandes vergisst, so dass der Zierat den Zweck überwuchert und zu unterdrücken sucht.
Wie die darauffolgende Epoche des Zopfes Alles in ruhigere Geleise zu führen suchte und insbesonders
die Decoration in ihre nicht zu überschreitende Grenze zurückführte, so sind auch die Oefen des Styles Ludwig XVI.
wieder Oefen, auch der äusseren Form nach. Die Biedermännerzeit hat die Einfachheit der Form bis zur
Nüchternheit, die Epoche des Eroberungszuges der Maschine im dritten Viertel unseres Jahrhunderts bis zur
Geschmacklosigkeit geführt. Der schwedische Ofen, jedes Schmuckes, wie überhaupt jeder schönen Form baar,
wurde weit verbreitet und fand im eisernen Ofen eine ebenbürtige Concurrenz. Der Ofen ist nicht nur kein
Decorationsmotiv des Zimmers mehr, sondern ein ohne jeden Zusammenhang mit demselben stehendes, unschönes
Möbelstück, das jeder künstlerischen Ausgestaltung geradezu im Wege ist. Das letzte Viertel des XIX. Jahrhunderts