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Neubauten und Concurrenzen.
Nr. 2.
TAFEL-ERKLÄRUNGEN.
Tafel 9 und 10. Geschäftshaus, Wien, I. Spiegelgasse T. Architekt Arnold Lotz in Wien. Das Haus
Spiegelgasse 4 ist auf schmalem und seichtem Bauplatze entstanden, und bot die Grundeinlösung, sowie die richtige
Ausnützung des Platzes nicht geringe Schwierigkeiten, umsomehr, als das Lichtrecht des dahinter stehenden Hauses
gewahrt werden musste. Das Haus dient in allen Stockwerken nur geschäftlichen Zwecken, und sind gar keine
Wohnungen darin disponirt. Das Haus wurde 1896 erbaut.
Wähddccöration aus der Villa Capra (Rotonda) des Palladio bei Vicenza.
Nach einer Photographie von Ollo Schmidt in Wien.
Tafel 11. Innenraum aus dem Palazzo
Canossa des Sanmicheli in Verona. Wenn der
Architekt noch vor Kurzem bei seinen Studien in
Italien zumeist mit der Kunstentwicklung bis nach
der Zeit der Renaissance sein Genügen fand, so
spielt heute die Barocke, das Rococo, der Classidis-
mus in seiner Studienmappe keine geringe Rolle.
Er wird nicht mehr mit Schrecken sehen, dass
Palladio’s strengernste Villa Capra (die Rotonda)
bei Vicenza später in einigen Innenräumen eine
freie und kühne decorative Ausstattung erhielt, dass
Sanmicheli’s edler Palazzo Canossa inVerona durch
die spielende Decorationskunst des Rococo im Inneren
einen von strenger Architektur unabhängigen Schmuck
bekam. Wir bringen heute in Bruchstücken Proben
dieser beiden künstlerischen Leistungen nebenstehend
im Text und auf Tafel 11, welche aus einer interes
santen Sammlung von photographischen Aufnahmen
stammen. Der rührige Verleger Otto Schmidt in Wien
hat auf einer Reise durch Ober-Italien eine grosse
Reihe von werthvollen Motiven im Lichtbilde fest
gehalten. Insbesondere ist es zu loben, dass das
Interesse für den Innenraum, welcher für den
schaffenden Architekten eine so grosse Bedeutung
hat, dabei oft massgebend war. So erscheint die
Ergänzung des von uns schon im Vorjahre er
wähnten Kataloges der genannten Firma durch ein
Heft über Ober-Italien als eine erfreuliche Bereiche
rung, welche dem Wandel im allgemeinen Ge
schmack und den praktischen Bedürfnissen der
Architekten in günstiger Weise Rechnung trägt.
Der Verehrer classischer Kunst wird darin •
ebenso befriedigt, wie der Anhänger einer freien
und malerischen Kunstrichtung.