Heft 6
ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE
VI. Jahrgang.
Der sanitären Anforderung, dass Director und Schuldiener einen separaten
Zugang zu ihren Wohnungen haben, ist nachgekommen und überdies ermöglicht,
eine vollkommene Separation von dem Schulgebäude dadurch herbeizuführen,
dass in Erkrankungsfällen die Gangglasthür gesperrt wird.
Ausserdem ist nach dem Muster neuer deutscher Schulen (Berlin) noch
ein Arztzimmer vorhanden. Dort besteht die Einführung, dass der Gemeinde
arzt wöchentlich ein- bis zweimal die Kinder untersucht, um Anzeichen be
ginnender infectiöser Krankheiten zu entdecken und so deren Weiterverbreitung
rechtzeitig zu verhindern. Ein Hauptgewicht wird auch auf Feststellung un
genügender Hautpflege gelegt und die Eltern eventuell veranlasst, für Rein
lichkeit zu sorgen.
Ebenso wurde im Souterrain eine Anzahl von Cabinen proponirt, in
welchem Douchebäder genommen werden können. Zwei aufgestellte Gasöfen
mit Spiralen werden von einem Reservoir mit Wasser gespeist, erwärmen das
selbe und führen es selbstthätig durch ein am Plafond befestigtes Zuleitungs
rohr zu den einzelnen Brausen. Ausserdem ist eine Anzahl Cabinen zum Aus-
und Ankleiden vorhanden.
Eine weitere neue Einführung ist die Anlage eines Ausspeisesaales mit
Küche, um Minderbemittelten die Lasten der Kinderernährung im Winter
lindern zu helfen.
Die Schulzimmer haben eine der vorgesehenen Schülerzahl entsprechende
Grösse, wobei für den Schüler 3 m 3 Luftraum bei 4 m Höhe angenommen wurde.
Jedem Schulzimmer ist eine Garderobe beigegeben. Es wurde versucht,
die Gänge für Garderobezwecke zu benützen; da jedoch wegen der entstehenden
Verengung der Gänge verschiedene Schwierigkeiten auftauchten und bei Feuers
gefahr leicht Verwirrungen entstehen könnten, erscheint diese Art der Gar
derobeunterbringung verwerflich. Sperrbare mit Rollbalken versehene Kästen
aufzustellen, wie es in Paris in einem Mädchen-Lyceum eingeführt ist, scheint
sich in der Praxis nicht zu bewähren; es müssten die Gänge entsprechend
verbreitert werden, was einer directen Garderobeanlage im Preise, respective
verbauter Fläche ziemlich gleichkommt. Die Anlage in diesem Projecte hat
auch den Vortheil, dass im Falle eines Brandes die Gänge, die einzige Com-
munication in der Schule, gefahrlos passirbar sind, was bei einer
Garderobenanlage ausgeschlossen ist.
Gang-
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(Zu Tafel 45.)
Architekt Max Hegele in Wien.
A
(Zu Tafel 46.)
Jede Classe hat bei dieser Anlage noch eine zweite Thür,
die direct auf den Gang führt, von den Schülern jedoch nur
von Innen zu öffnen ist, so dass die Kinder ausschliesslich
nur durch die Garderobe in die Classe gelangen können.
Wiewohl im Programme Mantelöfen zur Beheizung der
Zimmer vorgeschrieben, wäre der Vorschlag, Gasöfen zu be
nützen, entschieden der Beachtung werth. Die Nachtheile der
Mantelöfen sind sehr mannigfacher Natur. In erster Linie das
lärmende und stets den Platz um den Ofen verunreinigende
Beschicken derselben; dann der unvermeidliche Umstand,
dass sich zuerst die oberen Luftschichten erwärmen, was bei
einer Schule doppelt nachtheilig ist. Bei den stark besetzten
Classen macht sich sehr rasch Ventilation nöthig; wird diese
nun richtig gehandhabt, nämlich durch hoch angebrachte
Abzugöffnung unter gleichzeitiger Vermittlung von Zufluss frischer Aussenluft, so geht die kaum erwärmte Oberluft schnell wieder
nach Aussen und die niederen Luftschichten werden noch mehr abgekühlt. Räume mit Mantelöfen sind daher stets sehr heiss oder
sehr kalt. Ferner ist eine wirkliche Regulirung der Temperatur nicht möglich.
Ganz anders verhält sich die Sache mit den neuen Siemens’schen Gas
öfen. Diese ermöglichen leichtes Bedienen und leichtes Reguliren; hauptsächlich
zu schätzen ist ihre Eigenschaft, mit Hilfe des angebrachten Reflectors die
unteren Luftschichten durch Strahlung zuerst zu erwärmen. Wird noch das
Zuleitungsrohr der Frischluft unter dem Fussboden und dessen Ausmündung
unmittelbar vor dem Gasofen angebracht, so erzielt man eine ideale Beheizung.
Die warme, frische Luft durchzieht die unteren Partien, steigt auf und wird
mit Hilfe einer regulirbaren Ventilationsklappe gleich in den Schlauch geführt,
in welchem die Gasverbrennungsproducte abziehen. Die Anschaffungskosten
der Gasöfen sind so ziemlich die gleichen; es ist blos die Rohrleitung eine Ver-
theuerung, die aber später durch das rationellere Heizen wieder eingebracht wird.
Die Abortanlage wurde derart durchgeführt, dass man vorerst einen
direct beleuchteten,-ventilirbaren Vorraum betritt und nun entweder zu den
Pissoirs oder den Closeträumen gelangt.
Beschreibung des Projectes I.
Durch ein geräumiges Vestibüle gelangt man in das Hochparterre, welches
enthält: atif der rechten Seite 4 Schulzimmer sammt Garderoben, den Zugang
zur Turnhalle, die nebst eigener Garderobe auch eine eigene Abortanlage
besitzt, ferner zwei Ausgänge in den Schulgarten, eine Abortanlage mit Vor
räumen, Pissoirs und Closets; auf der linken Seite die Wohnung des Directors,
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