VI. Jahrgang
ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE
Heft 9
Prellhaus in Bamberg.
Hauptfa9ade in der Judengasse.
Profanbauten Bamberg’s aus der Zeit des
XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
Von Architekt OTHMAR v. LEIXNER.
der kgl. Rechtsanwalt Prell das Haus, nach dem es heute auch den
Namen trägt. Im Jahre 1878 wurde ein Knaben-Erziehungs-Institut
in seinen Räumen eingerichtet. Vor geraumer Zeit wurde das
schöne Bauwerk der Gemeinde Bamberg zum Kaufe angeboten.*)
- 33
Zu Tafel 70, Vestibül.
(Schluss.)
Das Prell’sche Haus.
In der winkeligen, kleinen Judengasse Bambergs befindet
sich nun eines der Meisterwerke dieser Zeit. Es ist dies das Haus
des im Jahre 1731 verstorbenen Ignatz Tobias von Böttinger, Chur-
und Hochfürstlich bambergischen Geheimraths und Directorial-
Gesandten. Der Architekt des Hauses ist
noch nicht sichergestellt. Das meiste über
dieses Haus Erzählte gehört der Fabel an.
Nach Gurlitt wurde es 1680 vollendet und
ist eine Arbeit Leonhard Dintzenhoffers.
Nach der Meinung anderer soll das Haus
erst in den letzten Jahren Böttingers, 1721
bis 1731, erbaut worden sein. Dieses Datum
würde selbstredend einen Antheil Dintzen
hoffers ausschliessen, da selber 1707 starb.
Es heisst, dass Böttinger, der kinderlos
war, mit diesem und dem von Neumann
in der Concordiastrasse aufgeführten Bau
den lachenden Erben ein Schnippchen
schlagen wollte, indem er dafür sein ganzes
Vermögen verbrauchte. In Wahrheit war
Böttinger mit der Tochter des reichen
Würzburger Hofrathes Plcinrich vermählt
und entspross dieser Ehe ein Sohn namens
Johann Albert Ignatz Böttinger, späterem
Hof- und Regierungsrath in Bamberg.
In der folgenden Zeit kam das Haus
in verschiedene Hände. Im Jahre 1816
wurde es sammt der darin enthaltenen
Gemälde- und Mineraliensammlung für den
Preis von 8600 fl. feilgeboten. 1851 kaufte
*) Während der Drucklegung erfahren wir, dass die Gemeinde Bamberg
das Haus nicht gekauft hat und dass sich der Besitzer Herr Sauermann ge-
nöthigt sah, dasselbe abzutragen. Es steht derzeit in München auf einem
Steinmetzplatz und wurden die Baustücke in der Weise erhalten, dass es möglich
ist, das Gebäude an anderer Stelle wieder aufzuführen. Das Object ist äusserst
preiswerth vom Besitzer erhältlich.
Es wäre wirklich wünschenswerth, dass dieses Gebäude neu erstehen
würde. Hoffentlich findet sich ein Kunstfreund, der für diesen Zweck ein
Opfer bringt. D. V.
c/prrr/f ^urcfi
^?erz
f nrr/ss - Co//
(7//S- (r)//7<j/C7/?g