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Volltext: Collectiv-Ausstellung von Beiträgen zur Geschichte der Preise, veranstaltet zur Weltausstellung 1873 Wien von der Handels- und Gewerbekammer in Prag

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G. 
Der Haushalt 
an den Patronatskirchen des ritterlichen 
Kreuzherrnordens mit dem rothen Sterne 
zu 
DoMichowitz, Sliwenetz u. fiewnitz 
im XVII. und XVIII. Jahrhunderte. 
(Ans den Kirchenreehnungen.) 
Es sind fünf Dominien, in welche 
sich vor der Aufhebung des Unterthä- 
nigkeitsverbandes die zum Patronats 
sprengel der Kirchen, deren Haushalt 
hier geschildert wird, gehörigen Ort 
schaften vertheilten: Dobfichowitz 
bildete das gleichnamige Dominium, S li 
venetz und Holin das Dominium Sliwe- 
netz; beide Dominien waren und sind 
heute noch Eigenthum des Ordens selbst; 
Lochkow, ehedem ein Besitzthum der 
Abtei Königssaal, war und ist für sich 
ein eigenes Gut, Lety gehörtzur Herr 
schaft Königssaal, ebenso Rewnitz; 
Vorder- und Hinter - Tfebaü aber zu 
Karlstein. 
Die Erwerbung all’ dieser Güter und 
Rechte reicht bis nahe in die Zeit der 
Gründung des Ordens selbst zurück, 
welcher in Böhmen seinen Ursprung 
nahm und bis heute in Prag seine Ober 
leitung hat. Agnes, die Tochter König 
Wenzel L, stiftete 1233 denselben, indem 
sie neben dem von ihr errichteten 
Nonnenkloster des strengen Ordens der 
heil. Clara zugleich eine Stätte für eine 
nach den Regeln des heil. Augustin le 
bende, der Pflege der Armen und Kran 
ken sich weihende männliche Bruder 
schaft, uud als Zngchör für dieses Doppel 
kloster (gegenwärtig das Set. Agnes 
kloster am Frantisek genannt) ein 
Spital auf der ihr zu diesem Zwecke von 
ihrer Mutter, der Königin Constantia, 
geschenkten Stelle bei der Set. Peters 
kirche am Pofitsch gründete. 
Im Jahre 1238 entsagte die Aebtissin 
Agnes und der Convent der Clarissinen, 
weil diesen der Besitz weltlicher Güter 
verboten war, allen bisher vorbehaltenen 
Rechten auf das Spital und dessen ge 
stiftetes Vermögen, in die Hände des 
Papstes es niederlegend, welcher das 
Spital und dessen Güter sogleich (27. 
April 1238) dem Meister und den Brü 
dern übergab, auf dass sie künftig hin 
selbst unter seinem unmittelbaren Schutze 
damit schalten und walten könnten. 
Durch diese päpstlichen Privilegien war 
die Errichtung eines selbstständigen 
Ordens erst vollzogen, unter Aufrecht 
haltung jedoch der ursprünglichen Be 
stimmung der Pflege der Armen und 
Kranken, welche theils beständig in dem 
Spitale wohnten, theils als fremde An 
kömmlinge gastfreundlich aufgenommen 
wurden. Der Orden hatte aber auch um 
das geistige Wohl der ihm Anvertrauten 
zu sorgen, weshalb er nicht mehr blos 
aus Laien, wie die ursprüngliche Spital 
bruderschaft, sondern auch aus Priestern 
zusammengesetzt wurde. Auf Bitten der 
Fürstin und Aebtissin Agnes wurde dem 
selben am 17. Juni 1252 ein rother 
Stern mit einem Kreuze auf dem Mantel 
und an der Kappe als Ordenszeichen 
verliehen. Wenige Tage zuvor (21. Mai) 
war der Grundstein zu dem neuen Spital 
an der Prager Brücke, das auch die 
Aebtissin Agnes erbauen Hess, gelegt 
worden, durch welche Uebertragung des 
Spitals die Kreuzherrn jedoch keines 
wegs des Besitzthums bei der Set. Pe 
terskirche am Pofitsch verlustig wurden, 
das in einem Hofe (nun der Bischofshof 
genannt) mit grosser Feldwirtschaft, 
Mühlen an der Moldau und mehreren 
Hofstätten mit untertänigen Leuten be 
stand. Seitdem nannte er sich der 
Orden der Kreuzherren mit dem 
rothen Sterne vom Spital des 
hl. Franziscus neben derPrager 
Brücke. Ausser der Aebtissin Agnes 
und ihrer Mutter Constantia zählte auch 
der König, dann Pfemysl sein Bruder 
und Pfemysl sein Sohn, beide Mark 
grafen von Mähren zu den besonderen 
Wohlthätern des Ordens. In der Be 
stätigungsurkunde Wenzel I. vom Jahre 
1253 wird unter dessen Besitzungen 
bereits Dobfichowitz genannt. Wenzel 
schenkte dem Kreuzherrnspital auch die 
alten Einkünfte der Prager Brücke, wozu 
der Zoll auf derselben, gewisse Gebühren 
von den Weinschänkern in Prag und 
der nächsten Umgebung und ausser 
mehreren anderen Dörfern auch S1 i- 
wenetz und Holin gehörten. Das 
Patronatsrecht über die Pfarrkirche von 
ßewnitz wurde den Kreuzherren mit 
jenem über die Kirchen von sechzehn 
Dörfern im Jahre 1271 von der Königin 
Kunigunde übergeben. 
Aus Wenzel I. Privilegien ersieht 
man zugleich, dass es schon von Anfang 
an die Absicht der Gründer war, die
	        
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