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G.
Der Haushalt
an den Patronatskirchen des ritterlichen
Kreuzherrnordens mit dem rothen Sterne
zu
DoMichowitz, Sliwenetz u. fiewnitz
im XVII. und XVIII. Jahrhunderte.
(Ans den Kirchenreehnungen.)
Es sind fünf Dominien, in welche
sich vor der Aufhebung des Unterthä-
nigkeitsverbandes die zum Patronats
sprengel der Kirchen, deren Haushalt
hier geschildert wird, gehörigen Ort
schaften vertheilten: Dobfichowitz
bildete das gleichnamige Dominium, S li
venetz und Holin das Dominium Sliwe-
netz; beide Dominien waren und sind
heute noch Eigenthum des Ordens selbst;
Lochkow, ehedem ein Besitzthum der
Abtei Königssaal, war und ist für sich
ein eigenes Gut, Lety gehörtzur Herr
schaft Königssaal, ebenso Rewnitz;
Vorder- und Hinter - Tfebaü aber zu
Karlstein.
Die Erwerbung all’ dieser Güter und
Rechte reicht bis nahe in die Zeit der
Gründung des Ordens selbst zurück,
welcher in Böhmen seinen Ursprung
nahm und bis heute in Prag seine Ober
leitung hat. Agnes, die Tochter König
Wenzel L, stiftete 1233 denselben, indem
sie neben dem von ihr errichteten
Nonnenkloster des strengen Ordens der
heil. Clara zugleich eine Stätte für eine
nach den Regeln des heil. Augustin le
bende, der Pflege der Armen und Kran
ken sich weihende männliche Bruder
schaft, uud als Zngchör für dieses Doppel
kloster (gegenwärtig das Set. Agnes
kloster am Frantisek genannt) ein
Spital auf der ihr zu diesem Zwecke von
ihrer Mutter, der Königin Constantia,
geschenkten Stelle bei der Set. Peters
kirche am Pofitsch gründete.
Im Jahre 1238 entsagte die Aebtissin
Agnes und der Convent der Clarissinen,
weil diesen der Besitz weltlicher Güter
verboten war, allen bisher vorbehaltenen
Rechten auf das Spital und dessen ge
stiftetes Vermögen, in die Hände des
Papstes es niederlegend, welcher das
Spital und dessen Güter sogleich (27.
April 1238) dem Meister und den Brü
dern übergab, auf dass sie künftig hin
selbst unter seinem unmittelbaren Schutze
damit schalten und walten könnten.
Durch diese päpstlichen Privilegien war
die Errichtung eines selbstständigen
Ordens erst vollzogen, unter Aufrecht
haltung jedoch der ursprünglichen Be
stimmung der Pflege der Armen und
Kranken, welche theils beständig in dem
Spitale wohnten, theils als fremde An
kömmlinge gastfreundlich aufgenommen
wurden. Der Orden hatte aber auch um
das geistige Wohl der ihm Anvertrauten
zu sorgen, weshalb er nicht mehr blos
aus Laien, wie die ursprüngliche Spital
bruderschaft, sondern auch aus Priestern
zusammengesetzt wurde. Auf Bitten der
Fürstin und Aebtissin Agnes wurde dem
selben am 17. Juni 1252 ein rother
Stern mit einem Kreuze auf dem Mantel
und an der Kappe als Ordenszeichen
verliehen. Wenige Tage zuvor (21. Mai)
war der Grundstein zu dem neuen Spital
an der Prager Brücke, das auch die
Aebtissin Agnes erbauen Hess, gelegt
worden, durch welche Uebertragung des
Spitals die Kreuzherrn jedoch keines
wegs des Besitzthums bei der Set. Pe
terskirche am Pofitsch verlustig wurden,
das in einem Hofe (nun der Bischofshof
genannt) mit grosser Feldwirtschaft,
Mühlen an der Moldau und mehreren
Hofstätten mit untertänigen Leuten be
stand. Seitdem nannte er sich der
Orden der Kreuzherren mit dem
rothen Sterne vom Spital des
hl. Franziscus neben derPrager
Brücke. Ausser der Aebtissin Agnes
und ihrer Mutter Constantia zählte auch
der König, dann Pfemysl sein Bruder
und Pfemysl sein Sohn, beide Mark
grafen von Mähren zu den besonderen
Wohlthätern des Ordens. In der Be
stätigungsurkunde Wenzel I. vom Jahre
1253 wird unter dessen Besitzungen
bereits Dobfichowitz genannt. Wenzel
schenkte dem Kreuzherrnspital auch die
alten Einkünfte der Prager Brücke, wozu
der Zoll auf derselben, gewisse Gebühren
von den Weinschänkern in Prag und
der nächsten Umgebung und ausser
mehreren anderen Dörfern auch S1 i-
wenetz und Holin gehörten. Das
Patronatsrecht über die Pfarrkirche von
ßewnitz wurde den Kreuzherren mit
jenem über die Kirchen von sechzehn
Dörfern im Jahre 1271 von der Königin
Kunigunde übergeben.
Aus Wenzel I. Privilegien ersieht
man zugleich, dass es schon von Anfang
an die Absicht der Gründer war, die