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Volltext: Collectiv-Ausstellung von Beiträgen zur Geschichte der Preise, veranstaltet zur Weltausstellung 1873 Wien von der Handels- und Gewerbekammer in Prag

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mit 20 Groschen verzinst worden waren, 
wie denn auch in dieser schlimmen 
Zeit mancher Wirth sie aus allzugrosser 
Noth verkaufte, dem Andern die Soldaten 
sie Wegnahmen und wieder Anderen die 
selben auf sonstige Art zu Grunde gingen. 
Manche Wirthe starben auch und ihre 
Güter gingen in dio vierte, fünfte Hand 
und noch weiter. Da die nunmehrigen 
Besitzer sie nicht auszunützen in der 
Lage waren und viel Drangsal zu be 
stehen hatten, so hatte man mit ihnen 
Geduld und rechnete von derlei Kühen, 
so wie von dargeliehenen oder vermachten 
Geldern keine Zinsen für die Kirche, 
sondern bloss von verpachteten und wirk 
lich bewirthschafteten Feldern u. Wiesen, 
wie es hier die Rechnung von 1642 bis 
1651 ausweist. „Und was künftig zu thun 
gut dünken wird, das lässt sich nicht 
ermessen.“ 
Vom Jahre des Herrn 1651 bis zu 
dem gegenwärtigen 1680ten Jahre fänden 
sich keine in Ordnung geführten Kirchen 
register vor. Sicheren Nachrichten zu 
Folge seien aber öfter Kirchenrechnungen 
abgehalten worden, wesshalb zum künf 
tigen Gedächtniss und der Ordnung halber 
solche auf’s neue in diesem Jahre an 
gelegt würden, „in welchem, sagt der 
Schreiber — der allerhöchste Gott, wegen 
der Verderbtheit der Menschen sowohl 
das Land Böhmen als viele andere Länder 
mit seiner Ruthe, nämlich mit der Pest 
zu züchtigen und viele aus dieser Welt 
abzurufen für gut fand, denen er gnä 
dig sein und ewige Ruhe verleihen möge!“ 
In Sliwenetz hören wir aus dem 
Munde des Seelsorgers selbst und wir 
sehen es auch an den Inventaren und 
Rechnungen, wie durch sorgsames und 
dabei entschiedenes Vorgehen bald wieder 
Ordnung in die zerrütteten Verhältnisse 
gebracht wird, wobei es nicht uninteres 
sant ist, wenn auch nur in leisen An 
spielungen von Partheiungen im Orden 
zu vernehmen, die aller Wahrscheinlich 
keit nach einen nationalen Hintergrund 
hatten. 
„Im Jahre 1686 den 2. Juni habe ich 
Pater Peter Paul Rünner von Jiöin ge 
bürtig, aus dem Orden der Kreuzherren 
mit dem rothen Sterne die Administra 
tion der zum Spital nächst der Prager 
Brücke gehörigen Kirche zu aller lieben 
Heiligen im Dorfe Sliwenetz angetreten.“ 
„Die eben genannte Kirche über 
nahm ich gänzlich verwahrlost. Das 
Dach war schlecht, die Decke verfault, 
zum grösseren Theile die Bretter aus 
gerissen, von der Kirchhofmauer war 
nur ein kleines Stück übrig geblieben, 
das Beinhaus zerstört, die Kircheu- 
utensilien schlecht und noch dazu lük- 
kenhaft, der Altar mit seiner alten 
Malerei hie und da mit Nägeln zusammen 
geheftet. Kirchengeld war keins da. Bei 
meinem Antritte der Administration fand 
ich nicht einen Kreuzer vor, denn vom 
Jahre 1671 an waren von meinen Vor 
gängern keine Rechnungen geführt worden; 
Alles war liegen geblieben und es war 
so weit gekommen, dass ich, obgleich zu 
dieser Kirche 111 Strich Felder ge 
hörten, bei den alten Gedenkmännern 
keine Auskunft erhalten konnte, wo ein 
oder das andere Stück lag. Ich bemühte 
mich öfter gehörigen Orts, dass die Be 
sitzer solcher Grundstücke, auf welchen 
nach Ausweis der Kirchenbücher Zahlun 
gen hafteten, solche nach Gebühr einer 
so armen Kirchengemeinde abführten; 
allein ich richtete wenig aus. Da der 
Türkenkrieg und auch der französische 
Krieg im Reiche schon so geraume Zeit 
währte, so trachtete der Herr und der 
Unterthan, da sie sonst durch schreck 
liche Executionen dazu gezwungen wur 
den, vor Allem dahin, so schnell und 
vollständig als möglich dem Kaiser zu 
geben, was des Kaisers ist. Auf das, was 
Gottes ist, achtete man nicht. Nach langem 
Zuwarten, und nachdem ich lange dieses 
verödete Gotteshaus angesehen, verfiel 
ich auf den Ausweg, einige, viele Jahre 
brach gelegenen Felder beackern zu 
lassen und den Nutzen nach und nach 
zur Ausbesserung des Gotteshauses zu 
verwenden. Das geschah zuerst i. J. 1690; 
das folgende Jahr erhielt ich gleich vom 
Prior etwas Holz zur Aushilfe ; ich liess 
daher die alte Decke herunter werfen 
und neue Tramen legen, das Gewölbe 
ausbessern und eine andere Decke aus 
gehobelten Brettern anbringen.“ 
1692. „Der P. Martin LeStansky der 
zeit Administrator der Spitalsgüter ver 
wendete, nachdem er einiges Geld nach 
seinem im Jahre 1680 zu Sliwenetz an 
der Pest gestorbenen und daselbst unter 
einem Marmorsteine ruhenden Bruder 
geerbt hatte, dasselbe zum Besten der 
Kirchengemeinde und liess den Haupt 
altar anfertigen, jedoch, weil nur wenig 
darauf verwendet wurde, ganz einfach 
und ohne alle Bilder.“
	        
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