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mit 20 Groschen verzinst worden waren,
wie denn auch in dieser schlimmen
Zeit mancher Wirth sie aus allzugrosser
Noth verkaufte, dem Andern die Soldaten
sie Wegnahmen und wieder Anderen die
selben auf sonstige Art zu Grunde gingen.
Manche Wirthe starben auch und ihre
Güter gingen in dio vierte, fünfte Hand
und noch weiter. Da die nunmehrigen
Besitzer sie nicht auszunützen in der
Lage waren und viel Drangsal zu be
stehen hatten, so hatte man mit ihnen
Geduld und rechnete von derlei Kühen,
so wie von dargeliehenen oder vermachten
Geldern keine Zinsen für die Kirche,
sondern bloss von verpachteten und wirk
lich bewirthschafteten Feldern u. Wiesen,
wie es hier die Rechnung von 1642 bis
1651 ausweist. „Und was künftig zu thun
gut dünken wird, das lässt sich nicht
ermessen.“
Vom Jahre des Herrn 1651 bis zu
dem gegenwärtigen 1680ten Jahre fänden
sich keine in Ordnung geführten Kirchen
register vor. Sicheren Nachrichten zu
Folge seien aber öfter Kirchenrechnungen
abgehalten worden, wesshalb zum künf
tigen Gedächtniss und der Ordnung halber
solche auf’s neue in diesem Jahre an
gelegt würden, „in welchem, sagt der
Schreiber — der allerhöchste Gott, wegen
der Verderbtheit der Menschen sowohl
das Land Böhmen als viele andere Länder
mit seiner Ruthe, nämlich mit der Pest
zu züchtigen und viele aus dieser Welt
abzurufen für gut fand, denen er gnä
dig sein und ewige Ruhe verleihen möge!“
In Sliwenetz hören wir aus dem
Munde des Seelsorgers selbst und wir
sehen es auch an den Inventaren und
Rechnungen, wie durch sorgsames und
dabei entschiedenes Vorgehen bald wieder
Ordnung in die zerrütteten Verhältnisse
gebracht wird, wobei es nicht uninteres
sant ist, wenn auch nur in leisen An
spielungen von Partheiungen im Orden
zu vernehmen, die aller Wahrscheinlich
keit nach einen nationalen Hintergrund
hatten.
„Im Jahre 1686 den 2. Juni habe ich
Pater Peter Paul Rünner von Jiöin ge
bürtig, aus dem Orden der Kreuzherren
mit dem rothen Sterne die Administra
tion der zum Spital nächst der Prager
Brücke gehörigen Kirche zu aller lieben
Heiligen im Dorfe Sliwenetz angetreten.“
„Die eben genannte Kirche über
nahm ich gänzlich verwahrlost. Das
Dach war schlecht, die Decke verfault,
zum grösseren Theile die Bretter aus
gerissen, von der Kirchhofmauer war
nur ein kleines Stück übrig geblieben,
das Beinhaus zerstört, die Kircheu-
utensilien schlecht und noch dazu lük-
kenhaft, der Altar mit seiner alten
Malerei hie und da mit Nägeln zusammen
geheftet. Kirchengeld war keins da. Bei
meinem Antritte der Administration fand
ich nicht einen Kreuzer vor, denn vom
Jahre 1671 an waren von meinen Vor
gängern keine Rechnungen geführt worden;
Alles war liegen geblieben und es war
so weit gekommen, dass ich, obgleich zu
dieser Kirche 111 Strich Felder ge
hörten, bei den alten Gedenkmännern
keine Auskunft erhalten konnte, wo ein
oder das andere Stück lag. Ich bemühte
mich öfter gehörigen Orts, dass die Be
sitzer solcher Grundstücke, auf welchen
nach Ausweis der Kirchenbücher Zahlun
gen hafteten, solche nach Gebühr einer
so armen Kirchengemeinde abführten;
allein ich richtete wenig aus. Da der
Türkenkrieg und auch der französische
Krieg im Reiche schon so geraume Zeit
währte, so trachtete der Herr und der
Unterthan, da sie sonst durch schreck
liche Executionen dazu gezwungen wur
den, vor Allem dahin, so schnell und
vollständig als möglich dem Kaiser zu
geben, was des Kaisers ist. Auf das, was
Gottes ist, achtete man nicht. Nach langem
Zuwarten, und nachdem ich lange dieses
verödete Gotteshaus angesehen, verfiel
ich auf den Ausweg, einige, viele Jahre
brach gelegenen Felder beackern zu
lassen und den Nutzen nach und nach
zur Ausbesserung des Gotteshauses zu
verwenden. Das geschah zuerst i. J. 1690;
das folgende Jahr erhielt ich gleich vom
Prior etwas Holz zur Aushilfe ; ich liess
daher die alte Decke herunter werfen
und neue Tramen legen, das Gewölbe
ausbessern und eine andere Decke aus
gehobelten Brettern anbringen.“
1692. „Der P. Martin LeStansky der
zeit Administrator der Spitalsgüter ver
wendete, nachdem er einiges Geld nach
seinem im Jahre 1680 zu Sliwenetz an
der Pest gestorbenen und daselbst unter
einem Marmorsteine ruhenden Bruder
geerbt hatte, dasselbe zum Besten der
Kirchengemeinde und liess den Haupt
altar anfertigen, jedoch, weil nur wenig
darauf verwendet wurde, ganz einfach
und ohne alle Bilder.“