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Volltext: Collectiv-Ausstellung von Beiträgen zur Geschichte der Preise, veranstaltet zur Weltausstellung 1873 Wien von der Handels- und Gewerbekammer in Prag

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E. 
Preise 
von 
Weizen, Korn und Gerste, dann von der 
hieraus ermittelten Gattung „Getreide“ 
(Brodfrucht) in den Jahren 1655 bis 
1872 auf dem Prager Markte nach nie- 
deröst. Metzen in österr. Währung in 
Silber. 
(Als Grundlage der von der Prager Handels- 
imd Gewerbekammer ausgestellten zwei graphi 
schen Tableaux.) 
Der Brauereibesitzer Ferdinand U r- 
b a n, Mitglied der Landesausstellungs 
commission in Prag hatte für die von 
der Handels- und Gewerbekammer in 
Prag unternommene Collectiv-Ausstellung 
von Beiträgen zur Geschichte der Preise 
aus den Taxvoranschlägen, Decreten 
und Marktprotokollsbüchern des Archives 
der kön. Hauptstadt Prag die Preise 
von Getreide und anderen Gegenständen 
nach Monaten oder Vierteljahren heraus 
gezogen, daraus die Jahresdurchschnitts 
preise berechnet und beigefügt. 
Mit Gestattung des genannten Aus 
stellers wurden die von ihm ermittelten 
Durchschnittspreise von Weizen, Korn 
und Gerste — von Hafer mangelten die 
Preise zu vieler Jahre — von der Han 
dels- und Gewerbekammer zu graphischen 
Darstellungen benützt. 
Zu diesem Ende musste vor Allem 
der Preis von einem böhmischen Striche, 
welcher bis zum Jahre 1765 in Anwen 
dung gewesen, nach dem niederöst. 
Metzen umgerechnet werden. Es geschah 
dies nach dem gesetzlich festgestellten 
Verhältnisse von 1 : 1.522- Mit weniger 
Sicherheit Hess sich die Umrechnung in 
österreichische Silberwährung bewerk 
stelligen. Zunächst gab es schon keinen 
festen Anhaltspunkt, in welchem Jahre 
die rheinische Währung (24 Guldenfuss) 
in Conventionsmünze (20 Guldenfuss) 
übergangen war. Denn wenn auch letztere 
schon 1748 gesetzlich eingeführt und 
auch schon bei der Ausgabe der Banko- 
zettel im Jahre 1762 angenommen worden 
war, so erhielt sich doch die rheinische 
Währung noch lange im Verkehr. Abge 
sehen von vielen anderweitig bekannten 
Fällen weist darauf auch eine Bemerkung 
in den von Urban benützten Quellen zum 
Jahre 1810 hin, wo es heisst: „Rhein. 
Geld, Bankozettel, Zwangscours“, während 
beim Jahre 1811 schon die Bemerkung 
„Bankozettel oder Kupfergeld“ steht. 
Obwohl die Vermuthung ganz stichhältig 
ist, dass die Note zum Jahre 1810 eine 
Ausnahme von der Regel bezeichne, und 
diese daher bestätige, so hat doch die 
Annahme, dass man dadurch das Be 
stehen der Uebung, die Marktpreise in 
rheinischer Währung zu normiren, bis 
dahin kundgeben wollte, eben so viel 
Berechtigung für sich. In Ermangelung 
völliger Gewissheit über diesen Punkt 
wurde zu dem Auskunftsmittel gegriffen, 
den 20Gulden- oder Conventionsmünz- 
Fuss von dem Momente, wo die in dem 
selben ausgegebenen Bankozettel ein 
Disagio erhielten, d. i. vom Jahre 1799 
an zur Basis der Umrechnung zu nehmen. 
Um was etwa die Preise in den Jahren 
1799 bis 1810 zu hoch gegriffen worden 
sein mögen, das dürfte dadurch para- 
lysirt erscheinen, dass erfahrungsgemäss 
die Getreidepreise, wenn ein Disagio 
eintritt, so lange es noch einen nied 
rigen Stand behauptet, kaum um den 
vollen Betrag desselben hinaufgotrieben 
zu werden pflegen; zumal in einer Pe 
riode, wo der internationale Getreide 
handel noch nicht so entwickelt war, 
wie heute, dürfte dies nicht leicht an 
zunehmen sein. Das den Berechnungen 
zu Grunde gelegte jeweilige Silberagio 
findet sich in der unten folgenden Gegen 
einanderstellung der ursprünglichen und 
der reducirten Preise (Tab. I.) beigefügt. 
Nachdem einmal die in den Original 
quellen nach dem successive in Geltung 
gewesenen Maasse und Gelde verzeich- 
neten jährlichen Preise auf ein einheit 
liches Maass und auf eine feste Währung 
umgerechnet waren — das erste Tableau 
der Prager Handels- und Gewerbekammer 
veranschaulicht ihre Bewegung — kam 
es darauf an, aus einer mit Unterbrechung 
einziger zwei Jahre — 1771 und 1772 — 
einen Zeitraum von 218 Jahren um 
fassenden Reihenfolge von verlässlich 
und gleichmässig erhobenen Getreide 
preisen eines wichtigen Marktplatzes 
neue Thatsachen an’s Licht zu ziehen 
oder neue Belege für bekannte That 
sachen zu gewinnen. 
Der erste Gedanke, welcher sich auf 
drängte, war, einerseits die allmählige 
Verminderung der Preisschwankungen, 
andererseits das stetige Steigen der Preise 
in längeren Perioden nachzuweisen.
	        
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