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Zur Geschichte der griechischen Keramik.
Ende des 6. Jahrhunderts in Athen die rothfigurige Technik auf kam, um bald ausschliess
lich den Markt zu beherrschen. Dass sie dieses Schicksal erfahren mussten, ist in gewissem
Sinne zu bedauern, denn es ist viel individuelles Leben mit ihnen abgestorben.
In unserer Sammlung sind nicht alle archaischen Vasenclassen vertreten, obgleich
dieselbe als überaus vielseitig im Verhältnisse zu ihrem geringen Umfange bezeichnet werden
muss. Aber auch unter denen, von welchen wir Beispiele besitzen, will ich nur einige, in
denen sich bestimmte Richtungen besonders deutlich bemerkbar machen, näher charakteri-
siren, als erste die korinthische Vasengattung; sie bezeichnet einen Schluss- und Höhe
punkt des orientalischen Einflusses, der bei ihr so augenfällig ist, wie bei keiner anderen
Classe. Der korinthischen Keramik sind vor allem die kleinen Oelgefässe eigen, der kugel
förmige Aryballos und das schlauchförmige Alabastron (Fig. 5) — beide Formen nicht
griechischen Ursprunges — dann verschiedene Formen der Deckelbüchse und der Trink
napf (Fig. 6). Die Kanne Nr. 125 und der Krug Nr. 128 gehören nicht dem ursprüng
lichen korinthischen Formenschatze an, den Krug hat er mit Rhodos gemein; aus einer
noch späteren Epoche, in welcher der korinthische Stil schon viel von seiner Eigenart
abgestreift hatte, stammen die Gefässe mit den metopenartig aus dem Firniss ausgesparten
Bildern, so die Kanne Nr. 123 und die Amphoren Nr. 136—138. Während die rhodischen,
melischen und attischen Vasen der Uebergangszeit noch vielfach lineare Motive aufwiesen,
ist mit denselben im korinthischen Stile vollständig aufgeräumt. Den hauptsächlichsten
Schmuck der Gefässe bilden Thierfiguren, insbesondere der aus dem Oriente importirte
Löwe und der Panther, dessen Kopf in Vorderansicht gegeben wird, der Eber, Steinbock,
Widder, der Hahn, der Adler, der Schwan, die Eule; die Thiere des Dipylonstiles sind
sehr selten, das Pferd kommt gar nicht mehr vor; dazu treten Fabelwesen und Misch
gestalten, Sphinx, Greif, Vögel mit Menschenköpfen (Sirene), fischleibige Dämonen. Alles
das wird nebeneinander gereiht, auf grösseren Gefässen in eintönigen Friesen, hinterein
ander und einander gegenüber, jede Figur für sich allein, ohne Zusammenhang mit den
übrigen. Mitten in diese Einzelfiguren tritt als ein Gleichberechtigtes der Mensch in
zusammenhängenden Scenen, die wie im Dipylonstile vorwiegend noch genrehaft sind.
Typisch sind die Zweikampfscenen mit den reitenden Knappen (Nr. 55—57); eine der
selben (Nr. 55) hat der Maler aus der Sphäre des Genre’s in die des Mythos erhoben,
indem er zu einem der Kämpfer den Namen »Aeneas« schrieb; häufig sind auch Frauen
reigen (Nr. 89) und in einem späteren Stadium grotesk tanzende Männer (Nr. 107), die in
diesem Stile noch nicht durch die mythologischen Silene verdrängt sind. Wie der Dipylon-
stil flieht auch der korinthische den leeren Raum und kennt kein Mass und Ziel in der
Ueberladung des Gefässes mit Füllornamenten. Als solche dienen hauptsächlich Rosetten,
bei flüchtigeren Exemplaren einfach Klekse und Punkte; blos raumfüllend werden auch die
Palmetten- und Lotosmotive verwendet, die noch nicht gereiht, sondern entweder verstreut
werden oder ein Kreuzornament bilden (vgl. Nr. 91, 107 etc.).
Der korinthische Stil zeigt die sogenannte schwarzfigurige Technik schon
in ziemlicher Ausbildung. Während bei den älteren Gattungen, wie der melischen und
rhodischen, die Figuren (auch Thiere) zum grössten Theile in Contouren gezeichnet werden
(vgl. darüber ausführlicher auf p. XVIII), werden sie von nun an bis zur Bildung der »roth-
figurigen« Technik am Ende des 6. Jahrhunderts mit dem Firniss als vollständig aus
gefüllte Silhouetten und förmliche Schattenbilder direct auf den Thongrund gemalt; dieser
hat in Korinth gewöhnlich eine sehr helle, gelbliche bis grünliche, später erst eine röth-
liche Farbe. Um nun in die schwarze Silhouette Gliederung zu bringen, bedient sich die