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Volltext: Späte griechische ikonen

5 NEUES TESTAMENT 
Abbildung 
Griechisch, Konstantinopel, Mitte 14. Jahrhundert 
Evangelien, Apostelgeschichte und Briefe 
Pergamenthandschrift mit fünf Miniaturen in Deckfarben auf Goldgrund 
19: 13,5 cm 
Die Handschrift ist ein charakteristisches Beispiel paleologischer Arbeiten. Die 
kräftig gezeichneten Figuren sind wohlproportioniert und gut durchmodelliert. Die 
Gesamtkomposition der Bilder zeigt ausgesprochenes Raumgefühl. Der Typus der 
Figuren, vor allem der Köpfe, läßt sich gut mit der Peter-und-Paul-Ikone (Nr. 6) 
vergleichen. Die Miniatur auf fol. 134’ zeigt den Evangelisten Johannes im Diktat 
Prochoros (aufgeschlagene Seite). Das Bild trägt einfache Namenschriften (ho hagios 
Johannes ho Theologos, ho Hagios prochoros). Die Szene ist in einer für paleologische 
Bilder sehr bezeichnenden Gebirgslandschaft gegeben. Bemerkenswert in dieser 
Handschrift sind die Lichtstrahlen, die die göttliche Inspiration versinnbildlichen. 
Lit.: Buberl, S. 63 ff, Katalog Buchkunst des Morgenlandes Nr. 49 
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Theol. gr. 300 
6 DIE APOSTEL PETRUS UND PAULUS Abbildung 
EINANDER UMARMEND 
Griechisch, um 1400 
Lindenholz 
17,4: 15,4 cm (eingetieftes Binnenfeld 8,8 : 6,8 cm) 
Namensinschriften 
Die Ikone gelangte mit dem Nachlaß des rumänischen Fürsten (Vojvoden) Peter 
Schiopul (1559—68 Hospodar der Walachei, 1574—77 und 1582—91 Hospodar der 
Moldau) der nach einem politischen Umsturz in seinen Ländern in der Nähe von 
Bozen Asyl fand, und auf Schloß Zimmerlehen 1594 starb, in die Ambraser Samm 
lung. Von diesem Fürsten gibt die Inschrift auf dem Silberrahmen Kunde, der in 
seinem Aufträge in Rumänien für diese griechische Ikone angefertigt wurde und 
der sich heute ebenfalls in der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe des Kunst 
historischen Museums befindet. 
Die Oberfläche der Ikone wird von einem leuchtenden Goldgrund beherrscht. Durch 
Zirkelschlag ist in der Mitte ein Medaillon für die Darstellung der Begegnung der 
Apostelfürsten Petrus und Paulus ausgespart. Diese fügt sich, durch die ebenfalls 
in Ritztechnik gestalteten Zwickelfelder — mit Palmetten- und Rankenmotiven — 
ergänzt, in das rechteckige Binnenfeld ein. Hier sind auch die Namen der Apostel 
in Griechisch eingetragen. 
Das Medaillon mit den zueinander gekehrten Halbfiguren der Apostel hat einerseits 
den Charakter eines Doppelporträts, andererseits wird durch die Geste der Um 
armung eine Aktion eingeleitet, die auf einen bestimmten Handlungszusammenhang 
hinweist. Auf den frühchristlichen Doppelporträts in Medaillonform (z. B. Clipei 
auf Goldgläsern, Metallmedaillons, usw.), die in der Regel Schulterbüsten wieder 
geben, vermissen wir diese Geste, so daß es wahrscheinlich wird, daß dieses Aktions 
moment sich aus der ganzfigurigen Darstellung der sich umarmenden Apostel ent 
wickelt hat und von hier übernommen wurde. Als Begrüßung des Paulus bei seiner 
Ankunft in Rom durch Petrus ist die Darstellung der Umarmung der Apostel im 
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