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Volltext: Späte griechische ikonen

Ausdruck der Figuren gibt dem ganzen einen ekstatischen, leicht expressiven Cha 
rakter. Die auch hier anklingende Expression stellt ein großes Problem innerhalb 
der Ikonenmalerei des Spätmittelalters dar, da sie den ursprünglichen Erfordernissen 
widerspricht. Eine Darstellungsweise, zu deren Aufgaben es gehört Übernatürliches 
durch körperlich Erkennbares hindurch sichtbar zu machen, muß die Möglichkeiten 
eines Expressionismus vermeiden. So verschwinden auch symbolische Darstellungen, 
die im Frühchristentum nicht selten sind, aus der byzantinischen Kunst wieder. 
Darum sind aber auch Expressionismen in der byzantinischen Kunst äußerst selten 
und Bilder, wie die des Griechen Theophanes in Nowgorod stehen am Rande. Das 
gilt auch für jene expressiv geneigte Darstellungsweise des späten 15. Jahrhunderts, 
die unsere Ikone beherrscht, die die Modellierungen der Figuren nur mit weißen 
Glanzlichtern durchführt und auf der die Stellungen, Haltungen und Bewegungen 
der Figuren wie die Linienführung in ihren Gewändern in ekstatischer Weise ins 
Extrem geführt werden. Dieser Stil tritt selten und nur in wenigen Beispielen auf und 
stellt, so volkstümlich auch sonst die Ikone sein mag, und so einfach ihre Malweise 
auch ist, doch einen interessanten Fall eben jener Expression wegen dar. Da die dieser 
Malweise zugrunde liegende Bildauffassung mit dem 15. Jahrhundert ganz zu ver 
schwinden scheint und die stilistische Ausprägung des 16. Jahrhunderts ganz anderen 
Überlegungen folgt, ergibt sich für das Bild die Datierung in die 2. Hälfte des 15. Jahr 
hunderts. 
Lit.: Kat. Graz Nr. 22 
ÖM, Big. 250 
12 PROZESSIONSKREUZ 
Griechisch, Zypern, um 1500 
Holz, Tempera auf Levkas und Goldgrund 
Etwas derb reliefierter Rahmen in Blattrankenornament 
41,5: 30,3 cm 
Die Inschrifttafel verwendet die griechische Version mit B statt R (Basilevs) 
Das Kreuz nach bekannter Ikonographie mit den Evangelistensymbolen in den 
Ecken ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den Einfluß expressiv spätgotischer west 
licher Kunst auf das griechische Gebiet. Da die Insel Zypern von 1191 bis 1571 
unter französischer Herrschaft stand, stellt die griechische Kunst Zyperns den stärk 
sten gotischen Einfluß in der byzantinischen Welt dar. Einige solcher Kreuze haben 
sich auf der Insel selbst erhalten (Katalog Tresors de Chypre, Paris, Musee des arts 
decoratifs, 1967, Nr. 105). 
Sammlung Topic-Mimara, Salzburg 
ÖM, Big. 
13 DEESIS Abbildung 
Griechisch, um 1500 
Lindenholz, Tempera auf Levkas mit Goldgrund 
81 : 71,2 cm 
Die Komposition der Deesisgruppe besitzt eine enge Verwandtschaft zu zwei bekann 
ten Ikonen, wovon eine von der Hand des Nikolaos Ritzos, eines aus Candia (Hea- 
kleion) auf Kreta stammenden Künstlers, der auch in Norditalien tätig war, stammt. 
Sie befindet sich in der Sammlung der serbischen Kirche in Sarajevo 1 ). Die zweite 
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