indet man ab Mitte des 18. Jahrhunderts in ganz
tschland als Vorläufer des Etagenofens Heizkörper
iurchbrochenem Oberbau", bei dem ein oder meh-
Durchsichten zum Warmhalten von Speisen und
"anken übereinander angeordnet waren. Dieser
ttyp ließ sich verhältnismäßig einfach aus einzel-
Kachlen errichten und bot zudem heiztechnische
eile. Die Anordnung in einzelnen Etagen bewirkte
rzugartige Führung der Heizgase, die im Ofenauf-
zirkulieren konnten. Verbessert wurde diese Tech-
durch die Erfindung der Züge, die ins Innere des
ts als Heizgas- und Rauchkanäle eingebaut den
reftekt des Ofens um vielfaches steigerten. Somit
t der Etagenoten zu den frühesten von technischen
rlegungen und Bestrebungen bestimmten Ofen-
len, die im Lauf des 19. Jahrhunderts immer mehr
(onstruktion der Heizkörper bestimmten.
er Biedermeierzeit änderte sich an der Grundform
Heizkörper wenig (Abb. 7). Jedoch wurde der Ofen-
itel mit dem typischen biedermeierlichen Zierrat
rehen. Anfang der vierziger Jahre entstanden die
esten Entwurfszeichnungen von Franz Erndt jun.,
er als Lehrling in der Werkstatt seines Vaters aus-
te (Abb. 8).
ten vierziger Jahren liefert als Parallelerscheinung
Biedermeier historistische Strömungen einher.
iorientierte sich an der eigenen Vergangenheit und
.if Öfen zunächst im Stil der Neogotik (Abb. 9) und
Neorokoko. Bei den Entwürfen der Familie Erndt
riniert vor allem der Rokokoofen (Abb, I, ll. 10. 11)".
misch zur Kategorieder Überschlagöfen zu zählen.
Je er nicht aus einzelnen Kacheln zusammenge-
t. sondern über einem Holzgerüst wurde eine
lcht ausTon itumgeschlagenii odertiüberschlagenit.
1er Form des gewünschten Ofens entsprach. Luft-
ocknet zerschnitt man den freiplastisch modellier-
-leizkörper in große Stücke. Nach erfolgtem Bren-
und Glasieren setzte man die einzelnen Teile an Ort
Stelle zum nunmehr fertigen Ofen wieder zusam-
. Die Fugen wurden so fein verstrichen. daßder Ein-
:k eines in einem Stück modellierten Werkes ent-
d. Plastische Zierglieder und Architekturteile
ten gesondert geformt. gebrannt und zum Schluß
1ie Mantelparlie des Ofens aufgesetzt.
ttisch schlossen die Ofenentwürfe von Franz Erndt
(Abb. 10)undjun. sehr eng an den höfischen Wiener
ides18.Jahrhundertsan undzeigen all dessen cha-
aristische Merkmale. Auf zierliche Messingtüße
ellt. erhebt sich über einer breiten Messingleiste
Dfenkorper. Im Aufbau stets zweistufig. ist in der
zlzone derÖfen ein kräftiges, vielfach geschwunge-
und reich gegliedertes Gesims und darüber ein
lhllSS Mittelstück eingeschoben, das sich zwischen
voluminösen Unter- und dem schlankeren Ober-
befindet. Die seitlichen, den Ofenkörper rahmen-
Pilaster geraten ins Schwingen und bestimmen die
egte Silhouette der Heizkörper zusammen mit den
ten und C-Schwüngen des Gebalkes und dem
irvten, oft gebrochenen Kranzgesimse, das mit sei-
bewegten. abwechselnd nach oben und unten aus-
nden, in derMitte der Stirnseite vielfach gegenläufi-
Voluten verziert ist. Die meist kuppelförmigen
bnungen tragen als oberen Abschluß zierliche
tmausdenen oftkeramische Blumensträußewach-
Die Spannung zwischen dem weißen glänzenden
ikörperund dermitgroßem Einfallsreichtumverteil-
plastisch modellierten, meist vergoldeten Orna-
tik machen die Wiener Ftokokcöfen so besonders
roll.
he Entwürfe wurden z. B. bei der Herstellung von
l in der Wiener Hofburg und in Schloß Schönbrunn
ilehnung an die vorhandenen Heizkörper und die
ikoinnenausstattung verwirklicht. Die Stilkopien
19. Jahrhunderts schlossen zum Teil so eng an die
rtalen Rokokoöfen des 18. Jahrhunderts an, daß sie
1 von diesen zu unterscheiden sind. Auch Heizkör-
nit asymmetrisch gestaltetem Otenaufsatz in Form
s Füllhorns (Abb. 11) oder Rokokoöfen. bei denen
eine vollplastische Figur an Stelle des Ofenaufsatzes
tritt, sind bereits im 18. Jahrhundert weit verbreitet."
Man findet bei den Erndt-Entwürfen auch den soge-
nannten Kaminofen, bei dem die untere Partie die
Gestalt eines Kamines. die obere iene eines Ofens
besitzt.
Neben den Öfen orientierte man sich auch an den Vor-
bildersammlungendes18.Jahrhunderts.Soistein Blatt
des Franz Erndt sen. erhalten. das eine getreue Kopie
eines Kupferstiches von Joh. Georg Hertel nach einer
Zeichnung von Franz Xav. Habermann darstellt."
Bleiben die Entwurlszeichnungen und ausgeführten
ÖfenvonFranzErndtsen.sowiediemirbekanntenöfen
in der Wiener Hofburg von Bernhard Erndt in Aufbau,
Dekoration und Ornamentik durchwegs dem Stil des
18. Jahrhunderts verhaftet, so werden ab 1850 die Öfen
von Franz Erndt jun. immer reicher dekoriert, überlade-
ner und in bizarreren Formen gestaltet. Davon zeugt
sowohl der 1854 ausgeführte Rokokoofen im Pietra-
dura-Zimmerder Präsidentschaftskanzlei (Abb. i. II) als
auch dereigenartige Kaminofen, bei dem der Aufsatz in
Form eines Kerzenleuchters gestaltet ist (Abb 12),
Im gesamten Otenbau allerJahrhunderte beispiellos ist
auch jener um 1850-60 in der Werkstatt von Franz
Erndt iurt. erzeugte und im Österreichischen Museum
für angewandte Kunst erhaltene Ofen (Abb. 13)'", der
im Oberteil die Gestalt einer pittoresken Vase und im
Unterteil die Form eines geschweiften. mit einem Fuß-
wulst versehenen Zylinders zeigt. Von äußerst maleri-
schem Gesamteindruck ist die lichtgrüne. leicht perl-
graue Grundfarbe über und über mit buntglasierten
Ranken, Festons, einzelnen Blüten und verschiedenar-
tigem Blattwerk übersät. DieserOfen ist auch auf einem
Musterblatt. auf dem Franz Erndtjun. 1868 elf verschie-
dene. damals in seinem Lager vorhandene Heizkörper
zeichnete. abgebildet (Abb. 14).
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor der Rokoko-
ofen allmählich an Bedeutung. So wurde in einer Kritik
anläßlich derWiener Weltausstellung 1873 das Hokoko
als itärgstes Unwesen des Barockstilesir" bezeichnet.
Vorallemdie reich dekorierten, bizarren Öfen des Franz
Erndtjun. konnten keine Erfolge erringen und wurden im
offiziellen Ausstellungsbericht heftig kritisiert. liMit sol-
cher Geschmacklosigkeit. gepaart mit technischer
Unvollkommenheit, war es immerhin gewagt, eine Aus-
stellung zu beschicken. Ein fürchterlich modellirter. mit
Gold zur Hälfte überzogener weißer Barockofen und ein
grauer und blauer Majolica-Ofen waren Zeugen einer
verfehlten Fabrikation." '"
Inder2.Jahrhunderthälftebevorzugtemanimmermehr
Ton- und Kachelöfen im Stil der Neorenaissance und
des Neobarock, während die Neogotik noch immer eine
wenn auch untergeordnete Rolle spielte. Als Vorlagen
für jene historistischen Öfen dienten oft bereits vorhan-
dene Heizkörper aus vorangegangenen Jahrhunder-
ten, Vor allem die Fabrik Fleischmann in Nürnberg
erzeugte genaue Imitationen der Nürnberger Renais-
sanceöfen, aber auch mehrere Ofenfabriken in Heidel-
berg, Wien, Steyr, Graz lieferten Kopien alter Öfen. Von
Franz Erndt jun. sind zwei Blätter erhalten, die Kopien
des 1 568 datierten Ofens mitgroßen Arabeskenkacheln
(Abb. 15)" und mit einigen Variationen des schwarz
graphitierten um 1600 entstandenen Kachelofens von
Bartholomäus Schamerich" zeigen (beide heute:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst).
Neben getreuen Imitationen entstanden auch Öfen, bei
denen die architektonischen und dekorativen gotischen
und Fienaissanceornamente nicht mehr als wesens-
fremde, romantisierende Zutaten an einem aus völlig
anderem Zeitgeist geborenen Heizkörper sind. Sowohl
Franz Erndt sen. schuf Entwurfszeichnungen für Rund-
ölen mit gotischen Verzierungen (Abb. 16) als auch
Franz Erndt iun. solche für Öfen und Kamine mit goti-
scher oder Ftenaissancedekoration.
Als in dieser Zeit an Stelle der handwerklichen Produk-
tion immer mehr die labriksmäßige trat, änderten sich
die Vorbedingungen für eine künstlerische Gestaltung
von Öfen grundlegend. Die massenweise. nur in weni-
gen Formen in Fabriken hergestellten Kacheln er:
gen einfache kubische Ofenformen. Der schöple
tätige Handwerker. der eigene Entwürfe eigenh.
auszuführen gewohnt war, mu ßtedie Kacheln nur
in vorgeschriebener Weise zusammenfügen und
damit zu einem Arbeiter ohne künstlerischen Et
herab, Diese Entwicklung entsprach nicht dem kü
rischen Empfinden von Franz Erndt jun. Ab Anfarl
siebziger Jahre nimmt die Zahl seiner Entwurfs:
nungen merklich ab um bald ganz zu versiegen
ebenso scheint auch die Anzahl von Aufträgen ur
Herstellung von Öfen zurückgegangen zu sein.
hard Erndt gründete damals die Ofenfabrik in I
Pöchlarn, in der neben der fabrikmäßigen Erzei.
von Heizkörpern und anderen Tonwaren noc
Anfang des 20. Jahrhunderts einige Fiokokoöfer
Teil iigenau nach den alten bestehenden Typenir.
fertigt wurden. Noch 190W entstanden unter de
tung der Söhne von Bernhard Erndt in der Wiener
burg ein weißglasierter, vergoldeter Barockofen i
riAntekammer des Zeremoniell-Appartements br
Adlerstiegeir (heute: Präsidentschaftskanzlei, R1
zimmer) und ein weißer Rokokoofen ilim Servierzir
des Alexander-Appartementsit (heute: Schauraur
Als um die Jahrhundertwende das Bestreben einst
diehistorischenStilezu überwinden,undmangegi
fabrikmäßige Herstellung von künstlerisch gestal
Gebrauchsgegenständen vorging, erreichte mit
Jugendstil das Kunsthandwerk eine neuerliche l
Zu dieser Zeit hatte aber die Hafnerfamilie Ernd
Bedeutung bereits verloren.
Mir ist wohl bewußt. daß diese kurzen Ausführu
kaum der Fülle und Verschiedenartigkeit des Matt
gerecht werden können. Zusammenfassend
gesagt werden. daß sich die Hafnerfamilie Ernd
bauend auf einer soliden handwerklichen und künt
schen Ausbildung in ihrem Schaffen an den moderi
Strömungen des ln- und Auslandes orientierte. l
Erndt sen. konnte mit seinen Entwürfen, in den-
Anregungen aus Berlin. Paris und dem Wiener R:
verarbeitete. große Erfolge erringen. Während l
Erndt jun. vor allem von künstlerischen Bestrebu
geleitet wurde und zum Teil einzigartige. unvergl
bare Öfen entwarf. die allerdings in der 2. Jahrhur
hälfte kaum Zustimmung fanden, stand bei Berr
Erndt das kommerziell Fabrikmäßige im Vordergi
Anmerkungen 30 - 53 (Anm. 30 -E s, Text S. 32V)?
1' iriternatrcnaleAussicilung zu Paris 157a, kaiaiogderosierrerch
Abteilurlg.hg vonderk k Cerltral-CdrrtrrllsslbnirtWlert lurdieW
stellung zu Paris 157a. 1 Autl ,Wien, sss, 109
1' lllustirtes Oesterr Journal, v Jg . Nr 122, Wien 23 Juli 1579,
11 Uber soo Jahre Kleln-Fochlarner Tongruben, ift' Werbebro
ERNDT, o J , s 1
H Haus, Hof- und Staatsarchiv, Oberstholrrleisteramt. 1099, Fl
Zl 13045
1' ebenda,1909,R 121121311 11 966,HartdelsregisterdesAmtsge
in wich. Abteilung e. Nr 3653a und Nr. HR 1a 7539
ß ebenda, Nr HR e 7539 Heutige Adresse der Firma
Tonolen- und Tonwarenlabrik ERNDT. Franz Malaschofsky
schartm b 11 Nlg. KG. aseo KIein-Pochlarn
ß Wahring, s 734 tzii. Anm. 10). v
1' Vgl. dazir- Fritz Blilmel, Deutsche Ofen. Der Kunstolen von ti
1910. Kachel- und Elsertülert aus Deutschland, Österreich u
Schweiz, Munchert 1955
Floserviarie Franz, Der Kachelofen, Entstehung und kunslgesc
che Entwicklung vom Mlllelailer bis zum Ausgang des Klasslz
Graz 1969
'- Franz, Kachelofens teoi (zil Anm 37),
" ebenda.Abb.S02 Zßlertentwurievon Riedeld J .Eerlinum tso
ß ebenda. Abb. soa 2 Olerienlwurle von Unger. Berlin
" JournaldesLuxusundderModemhg vnnFJ EertuchundG M
Weimar 173a e 132a
M Franz, Kachelofen tzrt Anm a7). Abb. sss - 601i 3 Olenentwu
Firma olivicr. Paris Ende 1a Jh
i! cbendas 149 Elurnel. Deutsche olerts 16711 tzii Anm a7)
1' Zu den lruheslen Ofen mit durchbrochenem Oberbau zahlel
Franz, Kachelofen (lil Anm 37),Abb. 524, Fayenceofen ubereis
Feuerkasten, von Johann Adam Fischer. Dresden 1727. Schloßl
burg. Abb 529 Oferlrrlodell aus bemalter Fayertce. DOfOlh8ert'
1720, Eisenach, staatliche Museen
ß BlürrleLDeutscheOli-zn 312343311 (1it.Anm 37) Franzkachr
S140,146f (ltf. Anm 37)
1' z e. Franz, kacheioientzit Anm 37). Abb 517 Wetßglasiertery
deter Rokokootert mit Oteriaufsatz in Gestalt eines Fullhorns
Mliiets Jh .W1en.SchloßSchünbrunn,Abb 522 Rokokoofenm
sitzenden weiblichen Figur als Olenaufsatz. Wien. Mitte lB Jh
chen, Bayerisches Nattonalmuseum.
v in Sammelbandvon233Ornarrlentsl1cher1ausdem 1a Jh ausv
zumeist unvciisiandigen FoigerilOMAK K I 772a. J 12)
II Blümel. Deutsche Otens tat tzrr Annr 37)
ß Teirich.OfticlellerAussteIlungs-Berlcht, S34(zit Anm 20)
w ebenda, s as i
11 Franz. Kachelofen tzii Anm a7),Abb.Tar 1a EuntglasiertelOl
Arabeskenkacheln. aut den Lelstenkachelrl des Obeibaues da!
und Slgrt. LD, Salzburg oder Oberosterreich, Wien. OMAK
er ebenda,Abb.434 SchwarzgraphitierlerKachelofenvonBartholi
Schamerich,Süddeutschland, um l600,W1en,0MAK
a1 i-iaus.i-ibt-undStaatsarchiv.obersthcinterstcrami.1903m 2t
zi 3142,21 8141.1904_R 2111212711 ssutsoa n 2iiiar2s.2i