MAK

Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

EINLEITUNG 
Bisher sind mir aus archivalischen Dokumenten die Begriffe Schwarz-, Braun-, Gold- 
und Kupferbronzit bekannt geworden, allerdings ohne jede genauere Beschreibung des 
Herstellungsprozesses. Grundsätzlich dürfte die Technik des Bronzitdekors darin be 
stehen, daß eine spezielle Bronzitmasse auf das Rohglas aufgestrichen, getrocknet und 
vermutlich eingebrannt wurde. Unter Verwendung von Decklack und mittels einer spezi 
fischen Maltechnik erzielte man dann durch Ätzen den gewünschten Dekor. 
Robert Schmidt ist einer der wenigen Autoren, die auf den Bronzitdekor kurz eingehen: 
„Vom Jahre 1910 ab datiert die Zusammenarbeit des Hauses Lobmeyr mit Professor Jo 
sef Hoffmann. Die ersten Entwürfe, die der an der Wiener Kunstgewerbeschule tätige 
Lehrer lieferte, waren für den sogenannten Bronzitdekor bestimmt, welchen Professor 
Hugo Max in Steinschönau kurz vorher geschaffen hatte. Die Technik besteht darin, daß 
die Glasoberfläche gleichmäßig mit einem schwarzen oder braunen, schwach metallisch 
glänzenden Überzug versehen wird; das Ornament wird sodann durch Lack abgedeckt 
und der ungedeckte Grund mit Flußsäure abgeätzt, so daß die Zeichnung schwarz oder 
braun auf dem matten Glasgrund stehen bleibt. Dieser Dekor kam der damals herr 
schenden Schwarz = Weiß = Mode sehr entgegen, und Hoffmann machte in den folgen 
den Jahren dafür sechs verschiedene Entwürfe, die auch für kleine Service und Blumen 
garnituren Verwendung fanden ... Auch andere Künstler, wie L. H. Jungnickel und Ur 
ban Janke, haben für diesen Bronzitdekor Entwürfe geschaffen.“ (Schmidt 1925, S. 73). 
Da uns weder die Herkunft des Begriffes „Bronzit“ (meines Wissens sonst in der zeitge 
nössischen Glaskunst außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie nicht geläu 
fig und auch in den mir zugänglichen glastechnischen Publikationen nicht behandelt) 
noch die detaillierten technischen Abläufe zu dessen Herstellung bekannt sind, erschei 
nen mir die in den Lobmeyr-Bestellungsbüchern manchmal enthaltenen Notizen - meist 
in Form von eingeklebten Zetteln - umso wertvoller. Ein solcher Zettel enthält die Ab 
schrift eines Briefes von Karl Fiedler an die Firma Lobmeyr und lautet: 
„Fiedler Bf. v. 23. 10. 11 / Zu 206/09 muß ich leider zu beiderseitigen größten Bedau 
ern bemerken, daß die dazu gehörigen fehlenden Stücke, durch das zu rasche Ät 
zen, durch ablösen des Asphaltlackes, mißlungen sind. Es ist dies eine Folge nach 
dem der Lack nicht genügend übertrocknet war. Die Gegenstände hätten wenig 
stens noch 4 Tage trocknen müssen, um aber möglicherweise die Lieferzeit aufrecht 
zu erhalten versuchte ich es damit. Es läßt sich eben mit geätzten Sachen leider 
nicht zwingen. Die Gegenstände welche ich bereits wieder in Arbeit habe, dürfen nun 
wieder cca 3 Wochen in Anspruch nehmen. Die beiden Becher A m(it) Streifein (?) u 
gravierten Kugeln habe ich wieder H(errn) Kromer übergeben, er wird es selbst in 
Rechnung steilen.“ 
Bei der genannten Auftragsnummer 206/09 handelt es sich offensichtlich um einen Irr 
tum: es müßte richtig 206/11 heißen. Den wenigen oben zitierten Zeilen können wir 
einige sehr wichtige Fakten entnehmen: 
1. Als Decklack, der beim Ätzen unumgänglich ist, verwendete man Asphaltlack, der 
eine Trocknungszeit von mindestens vier Tagen hatte. 
2. Die Gesamtherstellungszeit für bronzitdekorierte Gläser dauerte mindestens drei Wo 
chen. 
3. Emil Kromer aus Steinschönau gravierte zumindest für diesen Auftrag von Fiedler die 
kleinen Kreisflächen des Bronzitdekors Var. A; bei der in den Lobmeyr-Bestellungs 
büchern notierten Nummer 206/11 von Fiedler findet sich tatsächlich die Notiz „helle 
Kugeln geschliffen v. Kromer fac. (Faktura? fakturiert?) 20. 11. 11“. 
8
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.