MAK

Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

FACHSCHULE STEINSCHÖNAU 
Die sogenannten Bronzitdekore wurden vermutlich in der Fachschule Steinschönau ent 
wickelt. Anläßlich der Winterausstellungen des Österreichischen Museums für Kunst 
und Industrie (heute Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien) wurden 
meines Wissens solcherart dekorierte Gläser erstmals präsentiert. 
Im Winter 1910/11: 
„Vase. Kristall überschliffen mit Bronzitdekor“ (Kat. Nr. 281, Verkaufspreis 65 Kronen) 
„Vase. Kristall mit Bronzitdekor (springende Hirsche etc.)“ (Kat. Nr. 282, Verkaufspreis 
65 Kronen) 
„Vase. Kristall überschliffen mit Bronzitdekor“ (Kat. Nr. 283, Verkaufspreis 28,60 Kro 
nen) 
„Rosentopf. Kristall mit Bronzitdekor“ (Kat. Nr. 284, Verkaufspreis 13 Kronen) 
Im Winter 1911/12: 
„Vase. Krist., mit Bronzitdekor“ (Kat. Nr. 336, Verkaufspreis 8,45 Kronen) 
„Vase. Krist., m. Bronzitdekor“ (Kat. Nr. 347, Verkaufspreis 10,24 Kronen) 
„Vase. Kristall, mit Bronzit- und Golddekor“ (Kat. Nr. 378, Verkaufspreis 19,50 Kronen) 
Bereits im Februar 1911 wurde eine Vase der Fachschule Steinschönau in das Inventar 
des Österreichischen Museums eingetragen (Kat. Nr. 1, vermutlich identisch mit Kat. 
Nr. 282 der Winterausstellung 1910/11); ein Topf (Kat. Nr. 2) wurde 1932 nachträglich in 
ventarisiert, stammt aber zweifellos aus derselben Zeit. 
Den internationalen Durchbruch auf Ausstellungen dürften die bronzitdekorierten Glä 
ser allerdings erst auf der Kölner Werkbundausstellung (1914) erzielt haben, an der sich 
die Wiener Firma J. & L. Lobmeyr, Wien, mit Bronzitgläsern nach Entwürfen bekannter 
zeitgenössischer Künstler beteiligte. 
J. & L. LOBMEYR, WIEN 
Die für Lobmeyr von Wiener Künstler entworfenen und in Böhmen ausgeführten Bronzit 
dekore entstanden in einer spezifischen Ätztechnik. 
Durch die im Archiv der Firma Lobmeyr erhaltenen Unterlagen haben wir die seltene Ge 
legenheit, den Weg eines Glases vom Entwurf bis zur Ausführung, ja manchmal bis zum 
Kunden Schritt für Schritt verfolgen zu können. Die Firma Lobmeyr erwarb den Entwurf 
vom Künstler, veranlaßte die Sendung des Rohglases an den Maler, der seinerseits wie 
der für bestimmte Tätigkeiten andere Glasarbeiter heranziehen konnte (z. B. für das 
Gravieren der Kreisflächen von Dekor Var. A, oder vielleicht für das Überziehen des Gla 
ses mit Bronzit vor dem Prozeß des Dekorierens, vielleicht auch für das Ätzen des Gla 
ses nach Anbringen des Dekors etc.). 
Zur besseren Unterscheidung erhielten die einzelnen Bronzitdekore entsprechende Be 
zeichnungen: Schwarzbronzit Var. A, B, C und F sowie „Achteckig Bronzit“ nach Ent 
wurf von Josef Hoffmann (Kat. Nrn. 1-82), Braunbronzit Var. D und E nach Entwurf von 
Josef Hoffmann (Kat. Nrn. 83-97), Entwürfe für Kelchgläser („mit geradem Kelch“ bzw. 
„mit rundem Kelch“) von Ludwig Heinrich Jungnickel (Kat. Nrn. 105-112, Entwürfe für 
Blumengarnituren („glatt oval“ bzw. „oval geschält“) von Urban Janke und Ludwig Hein 
rich Jungnickel (Kat. Nrn. 113-120) sowie von Oswald Dittrich (Kat. Nrn. 98-104), figurale 
Dekorentwürfe von Arnold Nechansky (Kat. Nrn. 123-129). Manche dieser Dekorent 
würfe (bestimmte Liniendekore von Josef Hoffmann sowie Ornamente von Oswald Ditt 
rich) wurden sowohl in Schwarzbronzit als auch in Gold ausgeführt. 
9
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.