FORMEN
Wie bereits erwähnt, wurde den Malern das Rohglas im Auftrag der Firma Lobmeyr zur
Verfügung gestellt. Es stammte wohl größtenteils von Meyr’s Neffe / Adolf (bei zahlrei
chen Formnummern finden wir ein vorgestelltes A, das mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit als „Adolf“ zu lesen ist).
Der aufwendigen Technik des Bronzitdekors mit seiner meist kieinteiligen Ornamentik
entsprechend, wurden vor allem einfache Formen benötigt, deren Tektonik besonders
durch die Hoffmannschen Liniendekore oder - bei floralen Dekoren - zumindest durch
Teilung in Segmente unterstrichen wurde. Die Querschnitte der Gläser waren rund, oval
oder polygonal („Achteckig Bronzit“), die Wandungen glatt oder „geschält“ (polygonal
geschliffen). Bronzitdekore wurden für Trinkservice („T. S.“), Toilettegarnituren („T. G.“),
Blumengarnituren („B. G.“) und Einzelstücke (Vasen, Kelchgläser etc.) verwendet.
Zum Formenrepertoire der Trinkservice gehörten eine Flasche mit Stöpsel, Wasser-,
Wein-, Champagner- und Likörglas, manchmal auch ein Bierglas und ein Champagner
becher (das Champagnerglas war normalerweise flach, d.h. eine „Champagnercoupe“).
Für die Trinkservice mit den Hoffmann-Bronzitdekoren Var. A, B und F wurden diesel
ben Formtypen verwendet: Flasche mit Stöpsel (Werknummer A 9376-11), Stengelglas
(A 9377-11), „Champagnerglas flach“ (A 9378-11) und „Likörbecherl“ (A 9379-11), sowie
der Wasserbecher (T. S. 226).
Toilettegarnituren bestanden aus Flakons (oft zwei verschiedene Größen), Puderdose,
Kamm-, Nadel- und Schmuckschalen.
Blumengamituren setzten sich aus ovalen niederen Schalen (Jardinieren) und hohen
zylindrischen Vasen (becherförmig, manchen Bierglasformen nicht unähnlich) zusam
men.
Vermutlich entstanden Formen und Dekore für bronzitdekorierte Gläser gleichzeitig;
selten wurde auf einige Jahre früher entstandene Formen zurückgegriffen (z. B. der Be
cher des Trinkservices T. S. 226, der wohl um 1905 geschaffen wurde, und wenige noch
ältere Formtypen).
Ergänzungen zum ursprünglichen Formenbestand eines Services oder einer Garnitur
sind aus den späteren Jahreszahlen der Werknummern (Formnummern) ersichtlich.
DIE ENTWERFER
ln der Regel muß man bei dekorierten Gläsern berücksichtigen, daß Formen und Dekore
nicht vom selben Künstler stammen müssen. Die Entwerfer der meisten Bronzitdekore
sind bekannt: Josef Hoffmann, Ludwig Heinrich Jungnickel, Urban Janke, Oswald Ditt-
rich und Arnold Nechansky. Manche Dekore sind die Gemeinschaftsarbeit zweier Künst
ler (Janke und Jungnickel), einige wenige Dekorentwürfe konnten bisher keinem be
stimmten Künstler zugeordnet werden.
JOSEF HOFFMANN
Josef Hoffmann schuf wohl noch 1910, spätestens aber zu Beginn des Jahres 1911 eine
Reihe von Entwürfen für Bronzitdekore: einerseits streng lineare Dekore, andererseits
stilisierte florale Ornamentik.
Für diese Dekor-Prototypen verwendete Hoffmann in den meisten Fällen eine Becher
form (T. S. 226).
Karl Fiedler erhielt bereits am 8. April 1911 von Lobmeyr den Auftrag, je einen Becher
mit den Dekoren Var. A, B, D, E und zwei mit dem Dekor Var. F auszuführen; Mitte Juni
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