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Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

FORMEN 
Wie bereits erwähnt, wurde den Malern das Rohglas im Auftrag der Firma Lobmeyr zur 
Verfügung gestellt. Es stammte wohl größtenteils von Meyr’s Neffe / Adolf (bei zahlrei 
chen Formnummern finden wir ein vorgestelltes A, das mit an Sicherheit grenzender 
Wahrscheinlichkeit als „Adolf“ zu lesen ist). 
Der aufwendigen Technik des Bronzitdekors mit seiner meist kieinteiligen Ornamentik 
entsprechend, wurden vor allem einfache Formen benötigt, deren Tektonik besonders 
durch die Hoffmannschen Liniendekore oder - bei floralen Dekoren - zumindest durch 
Teilung in Segmente unterstrichen wurde. Die Querschnitte der Gläser waren rund, oval 
oder polygonal („Achteckig Bronzit“), die Wandungen glatt oder „geschält“ (polygonal 
geschliffen). Bronzitdekore wurden für Trinkservice („T. S.“), Toilettegarnituren („T. G.“), 
Blumengarnituren („B. G.“) und Einzelstücke (Vasen, Kelchgläser etc.) verwendet. 
Zum Formenrepertoire der Trinkservice gehörten eine Flasche mit Stöpsel, Wasser-, 
Wein-, Champagner- und Likörglas, manchmal auch ein Bierglas und ein Champagner 
becher (das Champagnerglas war normalerweise flach, d.h. eine „Champagnercoupe“). 
Für die Trinkservice mit den Hoffmann-Bronzitdekoren Var. A, B und F wurden diesel 
ben Formtypen verwendet: Flasche mit Stöpsel (Werknummer A 9376-11), Stengelglas 
(A 9377-11), „Champagnerglas flach“ (A 9378-11) und „Likörbecherl“ (A 9379-11), sowie 
der Wasserbecher (T. S. 226). 
Toilettegarnituren bestanden aus Flakons (oft zwei verschiedene Größen), Puderdose, 
Kamm-, Nadel- und Schmuckschalen. 
Blumengamituren setzten sich aus ovalen niederen Schalen (Jardinieren) und hohen 
zylindrischen Vasen (becherförmig, manchen Bierglasformen nicht unähnlich) zusam 
men. 
Vermutlich entstanden Formen und Dekore für bronzitdekorierte Gläser gleichzeitig; 
selten wurde auf einige Jahre früher entstandene Formen zurückgegriffen (z. B. der Be 
cher des Trinkservices T. S. 226, der wohl um 1905 geschaffen wurde, und wenige noch 
ältere Formtypen). 
Ergänzungen zum ursprünglichen Formenbestand eines Services oder einer Garnitur 
sind aus den späteren Jahreszahlen der Werknummern (Formnummern) ersichtlich. 
DIE ENTWERFER 
ln der Regel muß man bei dekorierten Gläsern berücksichtigen, daß Formen und Dekore 
nicht vom selben Künstler stammen müssen. Die Entwerfer der meisten Bronzitdekore 
sind bekannt: Josef Hoffmann, Ludwig Heinrich Jungnickel, Urban Janke, Oswald Ditt- 
rich und Arnold Nechansky. Manche Dekore sind die Gemeinschaftsarbeit zweier Künst 
ler (Janke und Jungnickel), einige wenige Dekorentwürfe konnten bisher keinem be 
stimmten Künstler zugeordnet werden. 
JOSEF HOFFMANN 
Josef Hoffmann schuf wohl noch 1910, spätestens aber zu Beginn des Jahres 1911 eine 
Reihe von Entwürfen für Bronzitdekore: einerseits streng lineare Dekore, andererseits 
stilisierte florale Ornamentik. 
Für diese Dekor-Prototypen verwendete Hoffmann in den meisten Fällen eine Becher 
form (T. S. 226). 
Karl Fiedler erhielt bereits am 8. April 1911 von Lobmeyr den Auftrag, je einen Becher 
mit den Dekoren Var. A, B, D, E und zwei mit dem Dekor Var. F auszuführen; Mitte Juni 
10
	        
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