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Volltext: Glas 1905 - 1925 : vom Jugendstil zum Art deco

mern P (mit Zahl) oder Pietsch (mit Zahl) auch nicht im Sinne der Werknummern von 
Fiedler, Lenhardt oder Eiselt zu verstehen; daß der Letztgenannte für Pietsch auch nach 
1919 noch Bronzitdekore ausführte, ist nicht auszuschließen (auch Thomas wird in die 
sem Zusammenhang genannt). Ab 1920 werden in den Lobmeyr-Bestellungsbüchern 
Bronzit-Werknummern ohne weitere Buchstaben- oder Namensangaben notiert; sie 
sind unter der Firma „J. & L. Lobmeyr’s Neffe, Stefan Rath, Steinschönau“, aufgelistet 
und wohl eher als Inventar- denn als Auftragsnummern zu verstehen, da sie häufig von 
entsprechenden Bemerkungen begleitet werden. 
Zeitliche Überschneidungen bei Ausführung derselben Dekore durch verschiedene Ma 
ler gibt es nur selten. In der Regel wanderten die Vorlagen (Werkzeichnungen oder Mu 
ster in Form von Gläsern oder „Bruch“) von einem Maler zum andern: häufig von Fiedler 
zu Lenhardt (1915), von Lenhardt zu Eiselt (1917). Wir sind dabei nicht auf Vermutungen 
angewiesen, da die Übergabelisten vorhanden sind. 
Keiner der genannten Maler befaßte sich ausschließlich mit den Bronzitdekoren; Dekore 
im Stile des Rokoko und Biedermeier, orientalisierende und andere Dekore, sowie 
Kriegsgläser als zeitspezifische Glasgattung sind mit derselben akribischen Genauigkeit 
notiert wie die Varianten der Bronzitdekore. 
KARL FIEDLER 
Fiedler war von 1911 bis 1914 für Lobmeyr tätig; er hatte in dieser Zeit, was die Bronzit 
dekore betrifft, allem Anschein nach Priorität. Die letzte Eintragung in den Bestellungs 
büchern Lobmeyrs trägt das Bestelldatum 21.7.1914. Nach Kriegsbeginn wurde er ver 
mutlich bald zum Kriegsdienst eingezogen. Aus der Gefangenschaft dürfte er nicht 
mehr zurückgekommen sein. 
Aus der Aufstellung seiner Aufträge geht der Umfang seiner Arbeit für Lobmeyr hervor. 
Darüber hinaus sind einzelne Notizen in den Bestellungsbüchern aufschlußreich, vor al 
lem im Hinblick auf die technischen Schwierigkeiten, die mit der Ausführung der Bron 
zitdekore zusammenhingen: 
„Lt. Karte v. 17. 12. (1913) theilt uns Fiedler mit daß er die Schale 380 D.(Dekor) E 2 
für's Reichenberger Museum bereits in Angriff genommen hat u. hoffte selbe be 
stimmt bis 10. 1. 14 zu liefern, vorausgesetzt, daß sie nicht beim Ätzen mißlingt.“ 
„Am 14. 11. (1913) Arbeits-Eintheilung etc. etc. aufgegeben.“ 
„Über die unrichtige Ausführung der Likörbecherl 327 am 18. 12. (1913) geschrie 
ben.“ 
Während des Krieges ging die Bronzitdekoration weiter: die Firma Lobmeyr benötigte 
daher die noch bei Fiedler befindlichen Gläser und vor allem die Vorlagen; Frau Johanna 
Fiedler, Mutter von Karl Fiedler, wurde daher gebeten, alles August Helzel in Steinschö 
nau zur Weitersendung an Lobmeyr zu übergeben: 
„Frau Johanna Fiedler / Ihr Sohn Karl Fiedler hat noch verschiedene Gläser dort die 
wir nun jetzt brauchen würden, um sie anderweitig bemalen zu können. Wir verzeich 
nen Ihnen selbe nachstehend, ersuchen H Aug. Helzel dort, sie übernehmen zu ver 
packen u. an uns einsenden zu wollen. Sobald Ihr H Sohn, wie wir es gerne wün 
schen heil zurückkehrt, werden wir ihn selbstverständlich sehr gerne wieder mit 
reichlich lohnender Arbeit versehen.“ 
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