mern P (mit Zahl) oder Pietsch (mit Zahl) auch nicht im Sinne der Werknummern von
Fiedler, Lenhardt oder Eiselt zu verstehen; daß der Letztgenannte für Pietsch auch nach
1919 noch Bronzitdekore ausführte, ist nicht auszuschließen (auch Thomas wird in die
sem Zusammenhang genannt). Ab 1920 werden in den Lobmeyr-Bestellungsbüchern
Bronzit-Werknummern ohne weitere Buchstaben- oder Namensangaben notiert; sie
sind unter der Firma „J. & L. Lobmeyr’s Neffe, Stefan Rath, Steinschönau“, aufgelistet
und wohl eher als Inventar- denn als Auftragsnummern zu verstehen, da sie häufig von
entsprechenden Bemerkungen begleitet werden.
Zeitliche Überschneidungen bei Ausführung derselben Dekore durch verschiedene Ma
ler gibt es nur selten. In der Regel wanderten die Vorlagen (Werkzeichnungen oder Mu
ster in Form von Gläsern oder „Bruch“) von einem Maler zum andern: häufig von Fiedler
zu Lenhardt (1915), von Lenhardt zu Eiselt (1917). Wir sind dabei nicht auf Vermutungen
angewiesen, da die Übergabelisten vorhanden sind.
Keiner der genannten Maler befaßte sich ausschließlich mit den Bronzitdekoren; Dekore
im Stile des Rokoko und Biedermeier, orientalisierende und andere Dekore, sowie
Kriegsgläser als zeitspezifische Glasgattung sind mit derselben akribischen Genauigkeit
notiert wie die Varianten der Bronzitdekore.
KARL FIEDLER
Fiedler war von 1911 bis 1914 für Lobmeyr tätig; er hatte in dieser Zeit, was die Bronzit
dekore betrifft, allem Anschein nach Priorität. Die letzte Eintragung in den Bestellungs
büchern Lobmeyrs trägt das Bestelldatum 21.7.1914. Nach Kriegsbeginn wurde er ver
mutlich bald zum Kriegsdienst eingezogen. Aus der Gefangenschaft dürfte er nicht
mehr zurückgekommen sein.
Aus der Aufstellung seiner Aufträge geht der Umfang seiner Arbeit für Lobmeyr hervor.
Darüber hinaus sind einzelne Notizen in den Bestellungsbüchern aufschlußreich, vor al
lem im Hinblick auf die technischen Schwierigkeiten, die mit der Ausführung der Bron
zitdekore zusammenhingen:
„Lt. Karte v. 17. 12. (1913) theilt uns Fiedler mit daß er die Schale 380 D.(Dekor) E 2
für's Reichenberger Museum bereits in Angriff genommen hat u. hoffte selbe be
stimmt bis 10. 1. 14 zu liefern, vorausgesetzt, daß sie nicht beim Ätzen mißlingt.“
„Am 14. 11. (1913) Arbeits-Eintheilung etc. etc. aufgegeben.“
„Über die unrichtige Ausführung der Likörbecherl 327 am 18. 12. (1913) geschrie
ben.“
Während des Krieges ging die Bronzitdekoration weiter: die Firma Lobmeyr benötigte
daher die noch bei Fiedler befindlichen Gläser und vor allem die Vorlagen; Frau Johanna
Fiedler, Mutter von Karl Fiedler, wurde daher gebeten, alles August Helzel in Steinschö
nau zur Weitersendung an Lobmeyr zu übergeben:
„Frau Johanna Fiedler / Ihr Sohn Karl Fiedler hat noch verschiedene Gläser dort die
wir nun jetzt brauchen würden, um sie anderweitig bemalen zu können. Wir verzeich
nen Ihnen selbe nachstehend, ersuchen H Aug. Helzel dort, sie übernehmen zu ver
packen u. an uns einsenden zu wollen. Sobald Ihr H Sohn, wie wir es gerne wün
schen heil zurückkehrt, werden wir ihn selbstverständlich sehr gerne wieder mit
reichlich lohnender Arbeit versehen.“
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