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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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DIE FRAUENARBEIT. 
gegenftände aus Waldfrüchten und aus Fifchfchuppen, die Lampenteller aus 
Federblumen, Arbeitstafchen aus Tannenzapfen, Garnituren, Rahmen, Lampen 
teller aus gleichem oder ähnlichem Material, einige Haararbeiten zu Brochen und 
Medaillons verwendet, die waren auch hier zu finden, aber fie wurden reichlich 
gedeckt und aufgewogen durch die Kiffen von blendendem Linnen, auf denen 
der Schnürfaum prangte und durch die Gobelingewebe, welche, von der Hand 
der Frauen gefchaffen, dem Ausftellungsraume manche prachtvolle Decoration 
verliehen. 
Neben den Frauenarbeiten aus der Stadt waren die der Bäuerinnen zu fehen. 
Kleider mit dem volksthümlichen Gepräge, die Häubchen von verfchiedener 
Form, kleine, nette Kopftücher, die fich wie Mützchen über die Stirne ftülpen, 
Schürzen in Streifen gewebt, von dichtem teppichartigem Stoffe, in hellen freund 
lichen Farben, fchmale, bunte Bänder, von denen eine Menge vorne an der 
Schürze herabhängend getragen wird. Die Frauen von Dalarne hatten köflliche 
Spitzen eingefandt, manche, von ganz merkwürdiger Schönheit, ebenfo Sticke 
reien, Schnürfaumarbeiten, Handfchuhe aus Leder und aus Tuch, die an der 
Oberfeite in bunter Stickarbeit prangten, Halstücher, Gürtel u. f. w. Man konnte 
fich ein vollkommenes Bild der weiblichen Trachten des Landes zufammenftel- 
len, wenn man die vielen buntfarbigen Dinge in’s Auge fafste, die da in den 
mannigfachften Arten von Technik, Formen und Material erfchienen. Zwifchen 
den Kleidern, den Hüten, Röcken, Schürzen, waren noch viele Dinge zum 
Schmuck des Haufes, zum Verbrauch, zur Deckung der Bedürfniffe des tägli 
chen Lebens ausgeftellt; Gefpinnfte, wie wir fie in der Schule und unter den 
Arbeiten der Städterinnen gefunden, Gewebe aus Zwirn, aus Wolle, aus gezupf 
ten Lappen; damaftenes Tifchzeug, gewebte Decken, darunter die fchönen, 
fchweren Snärgewebe, die Teppiche und Vorhänge, mit welchen die fchwedifche 
Bauersfrau bei feftlichen Gelegenheiten Tifche und Bänke bekleidet und die 
das Fremdenftübchen fchmücken, das in jedem Bauernhaufe des müden Wan 
derers harrt und das Befte birgt, was die kunftfertige Hand der Hausfrau zu 
fchaffen vermag. Unter diefen Snärgeweben waren viele nach uralten Muftern 
angefertigt, mit prachtvollen, flilgerechten Zeichnungen,' und von weicher, köft- 
licher Farbenmifchung. Daneben waren die Wandbekleidung, die Drättaduk, die 
gewebten Bänkadrättar, die Bankbekleidungen in blau und weifs zu fehen, 
während da und dort auf einem koftbaren Teppich, auf einem gewebten und 
geflickten Tuch Scenen aus der Gefchichte des Tages oder der Vergangen 
heit erfchienen, felbftgefchaffene Gemälde, mit welchen die Frau die dürf 
tigen, hölzernen Wände ihres einfamen Haufes fchmückt. Tiefe, fülle Ein- 
famkeit fah dem Befchauer aus allen diefen Dingen entgegen, aus den Coftüm- 
ftücken, von denen jedes durch die Hand der Frau gegangen, und die den ganzen 
Kleidungsbedarf reichlich deckten, aus den Schmuckgegenfländen, den Dingen 
zum täglichen Gebrauch, den Kiffen, den Handtüchern, den Bettlaken mit der 
breiten, mühfeligen Schnürfaumbordüre, den reizenden Strohgeflechten, dem ge 
knüpften Zügel- und Zaumzeug; Jahre der Mühe, der einfamen Arbeit liegen 
über diefen Dingen. 
Beweglicher, wenn auch oft nicht weniger ernfl, zeigte fich dem Befchauer
	        
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