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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

DIE FRAUENARBEIT. 
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fula in Görz, welche ausgezeichnete Handknüpfarbeiten und eine fchöne Mu- 
flerkarte von genähten Spitzen ausftellte. 
Unter den Vereinsfchulen waren heben Gruppen zu finden. Die Schulen 
des Frauenwohlthätigkeitsvereines, die des Frauenvereines für Arbeitsfchulen, 
des ifraelitifchen Therehen-Kreuzer-Vereines und des Frauen-Erwerb-Vereines in 
Wien; aus den Provinzen die des fteierifchen Gewerbe-Vereines in Graz, des 
Frauenvereines in Innsbruck und des Frauen-Erwerb-Vereines in Prag.’ Die 
meitlen diefer Vereine hatten die Ausheilung nur mit weiblichen Handarbeiten 
befchickt, durchfchnittlich mit guten, tadellofen Näharbeiten, unter welchen ganz 
befonders die Lingerien hervorzuheben find, welche die 17 Schulen des Frauen 
vereines für Arbeitsfchulen aushellten, Unterrichtsanhalten, in welchen die klei 
nen Mädchen für ihre Arbeit entlohnt, und durch fehr zweckmäfsige und humane 
Einrichtungen zu Sparfamkeit und Fleifs angeleitet werden. 
Der Wiener Frauen-Erwerb-Verein hatte neben feinen Nähhuben 
und feiner höheren Arbeitsfchule, welche aufser ganz vorzüglichen Mafchinen- 
und Handnähereien , eine fehr fchöne Venezianer Spitze brachte, die Arbeiten 
feiner gewerblichen Zeichenfchule, feiner Handelsfchule, feiner franzöfifchen und 
feiner englifchen Sprachfchule und feiner telegraphifchen Lehrcurfe ausgehellt. 
In ähnlicher Weife hatte der Prager Frauen-Erwerb-Verein die Aushei 
lung befchickt; auch hier waren gute, gefchmackvolle Lingerien vertreten, neben 
den Ausarbeitungen der Handels- und Telegraphenfchule des Vereines. 
Von den Lehrerinnen-Bildungsanhalten hatten fich zehn, theils durch Ein- 
fendung von einzelnen Arbeiten, theils durch Expofition des Lehrganges an der 
Ausheilung betheiligt. In den Arbeiten vieler diefer Inhitute machte fich in 
auffallender Weife die Schablone geltend, deren ich früher Erwähnung that. Ob 
das Jäckchen aus Prag, aus Brünn oder aus Innsbruck kam, ob das Häubchen 
da oder dort fein abgebrauchtes lofes Mafchenmuher erhielt, ob das heif ge- 
härkte Muherband, das locker gefügte Krügelchen von diefem oder jenem Hafen 
auslief, es war das gleich, eines fah dem anderen in Monotonie, in nichtsfagen- 
der Zeichnung, in oft mifsglückter, herkömmlich irriger Form ähnlich. Ebenfo 
erfchienen viele reizlofe oder verfehlte Arbeiten in farbiger Wolle, gehäkelt, ge- 
hrickt oder auf Stramin gehickt; namentlich unter diefen letzteren waren alle die 
kümmerlichen, in Form und Farbe cnthellten Produkte weiblicher Erfindung 
vorhanden, die wir in den anderen Schulen entdeckt und dort gerügt haben. 
Es ift dies eine bedauerliche Erfcheinung, gegen die hier in den Anftalten, in 
welchen die Lehrerinnen gebildet werden, unter deren Leitung einft eine unbe 
rechenbare Zahl von Mädchen ihren ganzen Schatz von Gefchmack und Ar 
beitsroutine erwerben wird, mit doppeltem Eifer anzukämpfen ift. Einige der 
Inftitute machten bezüglich der oben erwähnten Fehler höchft lobenswerthe Aus 
nahmen ; unter diefen find befonders die Lehrerinnenbildungsanft alt von 
Wien, die einen ausgezeichnet gut gearbeiteten Lehrgang ausftellte, und die von 
Graz zu nennen. 
Die Ausheilung der weiblichen Strafanflalten Oefterreichs füllte einen be 
händeren Schrank; Neudorf, Lankowitz, Wall. Meferitfch, Repy und Lemberg 
hatten eingefandt. Eine Gruppe von verfchiedenartigen Arbeiten war da zu
	        
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