DIE FRAUENARBEIT.
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fula in Görz, welche ausgezeichnete Handknüpfarbeiten und eine fchöne Mu-
flerkarte von genähten Spitzen ausftellte.
Unter den Vereinsfchulen waren heben Gruppen zu finden. Die Schulen
des Frauenwohlthätigkeitsvereines, die des Frauenvereines für Arbeitsfchulen,
des ifraelitifchen Therehen-Kreuzer-Vereines und des Frauen-Erwerb-Vereines in
Wien; aus den Provinzen die des fteierifchen Gewerbe-Vereines in Graz, des
Frauenvereines in Innsbruck und des Frauen-Erwerb-Vereines in Prag.’ Die
meitlen diefer Vereine hatten die Ausheilung nur mit weiblichen Handarbeiten
befchickt, durchfchnittlich mit guten, tadellofen Näharbeiten, unter welchen ganz
befonders die Lingerien hervorzuheben find, welche die 17 Schulen des Frauen
vereines für Arbeitsfchulen aushellten, Unterrichtsanhalten, in welchen die klei
nen Mädchen für ihre Arbeit entlohnt, und durch fehr zweckmäfsige und humane
Einrichtungen zu Sparfamkeit und Fleifs angeleitet werden.
Der Wiener Frauen-Erwerb-Verein hatte neben feinen Nähhuben
und feiner höheren Arbeitsfchule, welche aufser ganz vorzüglichen Mafchinen-
und Handnähereien , eine fehr fchöne Venezianer Spitze brachte, die Arbeiten
feiner gewerblichen Zeichenfchule, feiner Handelsfchule, feiner franzöfifchen und
feiner englifchen Sprachfchule und feiner telegraphifchen Lehrcurfe ausgehellt.
In ähnlicher Weife hatte der Prager Frauen-Erwerb-Verein die Aushei
lung befchickt; auch hier waren gute, gefchmackvolle Lingerien vertreten, neben
den Ausarbeitungen der Handels- und Telegraphenfchule des Vereines.
Von den Lehrerinnen-Bildungsanhalten hatten fich zehn, theils durch Ein-
fendung von einzelnen Arbeiten, theils durch Expofition des Lehrganges an der
Ausheilung betheiligt. In den Arbeiten vieler diefer Inhitute machte fich in
auffallender Weife die Schablone geltend, deren ich früher Erwähnung that. Ob
das Jäckchen aus Prag, aus Brünn oder aus Innsbruck kam, ob das Häubchen
da oder dort fein abgebrauchtes lofes Mafchenmuher erhielt, ob das heif ge-
härkte Muherband, das locker gefügte Krügelchen von diefem oder jenem Hafen
auslief, es war das gleich, eines fah dem anderen in Monotonie, in nichtsfagen-
der Zeichnung, in oft mifsglückter, herkömmlich irriger Form ähnlich. Ebenfo
erfchienen viele reizlofe oder verfehlte Arbeiten in farbiger Wolle, gehäkelt, ge-
hrickt oder auf Stramin gehickt; namentlich unter diefen letzteren waren alle die
kümmerlichen, in Form und Farbe cnthellten Produkte weiblicher Erfindung
vorhanden, die wir in den anderen Schulen entdeckt und dort gerügt haben.
Es ift dies eine bedauerliche Erfcheinung, gegen die hier in den Anftalten, in
welchen die Lehrerinnen gebildet werden, unter deren Leitung einft eine unbe
rechenbare Zahl von Mädchen ihren ganzen Schatz von Gefchmack und Ar
beitsroutine erwerben wird, mit doppeltem Eifer anzukämpfen ift. Einige der
Inftitute machten bezüglich der oben erwähnten Fehler höchft lobenswerthe Aus
nahmen ; unter diefen find befonders die Lehrerinnenbildungsanft alt von
Wien, die einen ausgezeichnet gut gearbeiteten Lehrgang ausftellte, und die von
Graz zu nennen.
Die Ausheilung der weiblichen Strafanflalten Oefterreichs füllte einen be
händeren Schrank; Neudorf, Lankowitz, Wall. Meferitfch, Repy und Lemberg
hatten eingefandt. Eine Gruppe von verfchiedenartigen Arbeiten war da zu