DIE FRAUENARBEIT.
239
führt, ift dann das metallifche Lichtgefunkel des Südens, das bleiche, leuchtende
Silber, das glühende Gold gebreitet, die in feinen Fäden fich durch die Arabes
ken und Ornamente fchlingen, oder als eine LafI von Glanz und Schimmer den
Untergrund decken, als Flitterfternchen die Blumenkelche füllen, und taufend
Stellen finden, die fie mit ihrem zitternden Lichte beleben. Die Coftümftücke,
auf denen die reiche Zier von Frauenhand liegt, find die Oberhemden in Lein
wand, in leichter Seide und in Flor, die Schleier, die gewebten Gürtel aus Schaf
wolle und Flitter, und das Prachtwerk, die Schürze, welche aus zwei Theilen be-
fleht, von denen der kürzere vorne, der längere rückwärts getragen wird. Stickereien
in Farben, mit Gold und Silber durchwirkt, bedecken das teppichartige Gewebe,
an deffen Rand lange, mit Flitter gezierte Wollfranfen genäht find, welche an
der oft nur fpannenbreiten Schürze als ein bewegliches, meifi: glührothes Ge
hänge prangen.
Auch hier, mitten unter dem Gefunkel, ift der Schnürfaum zu entdecken, mit
Silberfäden und Seide durchwebt, der fich am Rande des Schleiers, des durch-
fichtigen Kopftuches hinaufwindet, welches letztere neben Blumenkränzen und
langen, feinen Goldfträhnen, die lofe, wie bewegliche Strahlen, über die Schul
tern bis zum Saume des Gewandes hinabfallen, den Haarfchmuck der Frauen
ausmacht.
Von bunten Webereien brachte Rumänien, aufser den Schürzen und den
Bändern welche den Gürtel bilden, und deren Enden, mit Flitter und Quäftchen
gefchmückt, vorne herabhängend getragen werden, eine bedeutende Zahl von
Teppichen, Decken und Tafchen, mit denfelben undefinirbaren, ftilvollen Zeich
nungen und derfelben fröhlichen Farbenfchönheit, wie wir die gleichen Gewebe
unter den Arbeiten der füdflavifchen Frauen, ferner in Galizien und in Dalmatien
gefehen.
Abfeits von den Arbeiten der Hausinduftrie waren fchöne Goldftickereien
auf purpurnem Sammt ausgeftcllt, Pelze, Sättel und Männerkleider, ferner alte
«. und neue Arbeiten zu kirchlichen Zwecken, Paramente, Bilder, darunter eine
Grablegung Chrifli, eine Menge von in Oel gemalten Gefichtern, Händen, Füfsen,
über die ein Goldgeftricke hie und da gebreitet war; häfslich wie alles ähnliche.