I. EINLEITUNG UND UEBERSICHT.
283
die von allen Seiten gemacht worden find, um Alles, was irgend zu einer grofs-
artigen Repräfentation Frankreichs erfordert werden konnte, mit allen Mitteln
möglichft vollzählig zur Stelle zu fchaffen und in’s rechte Licht zu Hellen: wäh
rend man fofort kleinlaut wird und als wohlgefchulter Bürger zu beschönigen
anfangen müfste, wenn man darauf blickt, wie bei uns derartige Dinge behandelt
werden. Ich möchte den Franzofen fehen, der es begreift, wie es möglich ift,
clafs in der deutfchen Kunftabtheilung der Wiener Weltausflellung nach den
Jahren 1870 und 71 die wahrhaft monumental gedachten Kunftwerke von der
Berliner Siegesftrafse beim Einzuge der Truppen vergeblich gefucht werden.
Hatte doch auch die Stadt Berlin, in deren Befitze fich die Velen von der
Vale von venetianifchem Aventuringlas.
Triumphflrafse befinden, nicht einmal ihr „fchönes neues“ Rathhaus ausgeftellt,
was freilich, wenn es aus Erkenntnifs von der Armfeligkeit und Kümmerlichkeit
diefes Bauwerkes unter allen Gefichtspunkten — felbft dem der Zweckmafsigkeit,
zu gefchweigen von dem der Schönheit, — gefchehen wäre, eine nur zu grofse
Berechtigung hätte, aber unzweifelhaft wenigftens feinen Hauptgrund in dem
mangelnden Intereffe für diefe Seite des öffentlichen Lebens und die öffentliche
Kunftpflege hat.
Freilich, was ift von der Vertretung einer Stadt zu verlangen, deren Bürger-
fchaft es gefchehen läfst, dafs ein nationales Kunftwerk allererften Ranges, wie
das berühmte Siemering’fche Relief des Auszuges zum Kampfe, nicht nur nicht
in dauerhafter Weife ausgeführt und an öffentlicher Stelle aufgeftellt wird, fondern
dafs fogar das Original jener Arbeit in den Befitz eines Privatmannes übergehen