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DIE AUSSTELLUNGSBAUTEN.
Sopraporte von F. Schönthaler.
bäude, das nur in den Bedachungen der modernen Eifen-Conftruction Raum liefs
und in deffen gefchwungenen Dächern, welche unterwärts aus Zink, oberwärts
aus Glas hergeflellt find, die traditionellen Formen der franzöfifchen Architektur
fich in charakteriftifcher Weife geltend machen.
Der Ausflellungspalaft des Jahres 1867, das grofse Welt-Ei des Champ de
Mars, brachte keinen weiteren Fortfehritt auf diefer Bahn. Nur das Eine mufs als
ein fchöner, theoretifch genommen wahrhaft genialer Gedanke ftets anerkannt
bleiben, dafs die Franzofen damals durch die concentrifche Anordnung der
Arbeitsgruppen, vom Rohproduct angefangen bis zur Kunlt, diefer letzteren die
ihr im Gefammtgebiete der menfchlichen Thätigkeit gebührende centrale Stel
lung auch räumlich angewiefen hatten. Die Kunft, als die höchfte Blüthe der
Civilifation, im Herzen der ganzen Anlage: das war das Neue und unübertrefflich
Gute in der Dispofition des Weltausftellungsgebäudes von 1867. Architektonifch
bedeutend war freilich fonft diefe Anlage nicht; fie hatte überhaupt weniger prak-
tifchen als idealen Werth; es lag ihr mehr eine doctrinäre Abftraction als ein
eigentlich künftlerifcher Gedanke zu Grunde, und das Aeufsere vollends erhob
fich nicht über den Eindruck unzählbarer, kreisförmig neben einander geordneter
Welt-Jahrmarktsbuden*).
*) Den vielen nachträglichen Verhimmelungen der Parifer Anlage gegenüber mag es nicht über,
flüffig fein, hier an das Urtheil eines franzöfifchen Autors über den Ausftellungspalaft von 1867 zu er
innern: „Palais? Est-ce bien le nom qu’il faut donner ä cette vaste construction qui enferme dans son
enceinte les plus nombreuses creations de Part et de l’industrie qui aient jamais 6t6 rassembl6es dans
un meine lieu? Non, si ce mot de pajais implique n£cessaireinent l’idee de la beaut£, de Pelegance 011
de la maj‘est£. Elle n’est ni belle, ni elegante, ni meine grandiose, cette masse faite de fer et de bri-
ques, dont le regard ne saurait embrasser l’ensemble; eile est lourde, eile est basse, eile est vulgaire.“
Kaempfen, Paris Guide, TI, 2007.