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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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DIE AUSSTELLUNGSBAUTEN. 
Sopraporte von F. Schönthaler. 
bäude, das nur in den Bedachungen der modernen Eifen-Conftruction Raum liefs 
und in deffen gefchwungenen Dächern, welche unterwärts aus Zink, oberwärts 
aus Glas hergeflellt find, die traditionellen Formen der franzöfifchen Architektur 
fich in charakteriftifcher Weife geltend machen. 
Der Ausflellungspalaft des Jahres 1867, das grofse Welt-Ei des Champ de 
Mars, brachte keinen weiteren Fortfehritt auf diefer Bahn. Nur das Eine mufs als 
ein fchöner, theoretifch genommen wahrhaft genialer Gedanke ftets anerkannt 
bleiben, dafs die Franzofen damals durch die concentrifche Anordnung der 
Arbeitsgruppen, vom Rohproduct angefangen bis zur Kunlt, diefer letzteren die 
ihr im Gefammtgebiete der menfchlichen Thätigkeit gebührende centrale Stel 
lung auch räumlich angewiefen hatten. Die Kunft, als die höchfte Blüthe der 
Civilifation, im Herzen der ganzen Anlage: das war das Neue und unübertrefflich 
Gute in der Dispofition des Weltausftellungsgebäudes von 1867. Architektonifch 
bedeutend war freilich fonft diefe Anlage nicht; fie hatte überhaupt weniger prak- 
tifchen als idealen Werth; es lag ihr mehr eine doctrinäre Abftraction als ein 
eigentlich künftlerifcher Gedanke zu Grunde, und das Aeufsere vollends erhob 
fich nicht über den Eindruck unzählbarer, kreisförmig neben einander geordneter 
Welt-Jahrmarktsbuden*). 
*) Den vielen nachträglichen Verhimmelungen der Parifer Anlage gegenüber mag es nicht über, 
flüffig fein, hier an das Urtheil eines franzöfifchen Autors über den Ausftellungspalaft von 1867 zu er 
innern: „Palais? Est-ce bien le nom qu’il faut donner ä cette vaste construction qui enferme dans son 
enceinte les plus nombreuses creations de Part et de l’industrie qui aient jamais 6t6 rassembl6es dans 
un meine lieu? Non, si ce mot de pajais implique n£cessaireinent l’idee de la beaut£, de Pelegance 011 
de la maj‘est£. Elle n’est ni belle, ni elegante, ni meine grandiose, cette masse faite de fer et de bri- 
ques, dont le regard ne saurait embrasser l’ensemble; eile est lourde, eile est basse, eile est vulgaire.“ 
Kaempfen, Paris Guide, TI, 2007.
	        
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