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PLASTIK UND MALEREI.
deffen fämmtliche Bilder eigentlich Portraits oder wenigftens Charakterftudien
find. Wunderbarerweife fleht gerade dasjenige unter diefen Bildern, welches er
doch ficher mit der meiften Liebe gearbeitet hat, die Gruppe feiner beiden
Söhne, in der Malerei auffällig zurück, während das Bruftbild der Frau S., jener
ftolzen Brünette, die fo recht den Landelle’fchen Gefichtstypus zeigt, in jeder
Hinficht von hervorragender Schönheit ift.
Eine eigenthümliche Enttäufchung bereitete dem deutfchen Publicum
Carolus Duran, der das unverdiente Glück gehabt hat, das Portrait der
Stühle mit geprefstem Leder, von B. Ludwig in Wien.
Frau F. von Leopold Flameng meifterhaft radirt zu fehen und dadurch bei allen
Lefern der Gazette des Beaux-Arts die Vorftellung eines eleganten, feinen Künftlers
erweckt zu haben. Seine drei lebensgrofsen Frauenbildniffe in ganzer Figur,
unter denen Ach auch das erwähnte befand, zerftören diefe Illufion gründlich;
feine Behandlung hat etwas Brutales, und weit entfernt von jener echt franzö-
fifchen Grazie, die im Portrait faft nie verleugnet wird, kokettirt er förmlich mit
einer decorativen Malweife, die keineswegs durch harmonifche Wirkung und
treffende Charakteriftik mit fich verföhnt. Er ift ein Maler der Toilette und der
Schminke, und nur, wo es fich um grobe Effecte handelt, ift er an feinem Platze.
Daher auch das Portrait der wenig anziehenden Frau Rattazzi ihm am beften