III. FRANKREICH.
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Ausprägung eines nationalen Ty
pus kaum hoch genug angefchla-
gen werden. Dürfen wir z. B. in
Deutfchland auch hoffen, durch
die Decentralifation und die un
gefähre Gleichftellung der ver-
fchiedenen Kunftfchulen in Nord
und Süd, in Oft und Weft ein
vielfarbigeres Bild unferer natio
nalen Kunft zu entfalten, fo wer
den wir doch die Schwierigkeiten,
daraus eine Einheit zu machen
und eine höchfte, umfaffende
Repräfentation der nationalen
Kunft etwa in einem einzelnen
grofsen Künftler zu finden, für
doppelt grofs halten muffen.
Mit dem Vorerwähnten dürfte,
was an ganz ungewöhnlichen
Werken der Portraitkunft vorhan
den war, hinreichend vollftändig
aufgezählt fein. Nur ein fehr vom
Gewöhnlichen abweichendesBild-
nifs fordert noch eirle Betrach
tung : dasReiterportrait des Gene
rals Prim, von Henri Regnault
(f. die Abbildung auf S. 229).
Krank auf dem Wege von
Rom nach der Heimat in Mar
seille angekommen (September
1868), vernahm der junge Künftler
(damals noch nicht ganz 25 Jahre
alt), dass Spanien sich erhoben,
dieKönigin verjagt und die Repu
blik erklärt habe. Elektrifirt
durch den Reiz der grofsen Idee,
für die es ihm felbft beftimmt
war, dereinft zu fterben, — denn
fo, als einen Kampf für das
republicanifche Princip, fafste er die verlängerte und verzweifelte Gegenwehr
Frankreichs gegen die unwiderftehlich siegreichen Heere Deutfchlands auf, als
deren Opfer er bei Bougival fiel, — eilte er, kaum einigermafsen hergeftellt, nach
dem Schauplatze der Ereignifse, und hatte die Genugthuung, am 8. Oktober
dem Einzuge des Helden der Revolution, Juan Prim’s, in Madrid beizuwohnen.
Der Eindruck war so gewaltig, dafs er ihn als Künftler objectiv zu gehalten
Stickerei von einem Kinderkleid, öfterreichifche Frauenarbeit,