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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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PLASTIK UND MALEREI. 
Tifche, und auch mit der Tiefe der Empfindung ift es nicht weit her; denn diefc 
müfste in ganz Anderem liegen als in dem Titel: »Durch hinlternifs zum Licht«, 
welchen er bei einem ländlichen Begräbnifs an den Rahmen gefchrieben hat. 
Auch in den Bildern aus dem Volksleben von Sadee fehlt das individuelle 
Leben, Hermann ten Kate erfcheint kaum auf früherer Höhe, die Scenen aus 
dem Fifcher- und Seemannsleben von Eichanon V erveer find von ziemlich 
wohlfeiler Laune. Stroebel hat namentlich in einem feiner Bilder, einem 
Goldfchmiedsladen, ein gefälliges Interieur mit higuren und Durchblick in das 
Freie nach Art des Pieter de Hooghe gefchaffen. In Trigt s hiflorilchen 
Genrebildern aus der Gefchichte der deutfchen Reformation — nur Predigt-, 
Unterrichts- und Disputations- Motive — ift auch auf die Interieur- und Licht 
wirkung ein flärkeres Gewicht als auf die wirkliche Herausbildung der Charak 
tere gelegt. 
Ausgezeichnete Leiftungen finden wir in der Architektur-Malerei, in Bos- 
boom’s ftimmungvollen Kirchen-Interieurs, in C. Springer s ziemlich grofsen, 
klaren, präcis gezeichneten Anfichten der Rathhäufer von Leyden und von 
Lübeck. Beide werden auf diefem Gebiete nur von unterem Graeb übertroffen. 
Auch die Landfchaft fleht durchfchnittlich auf einer erfreulichen Höhe. Die 
flotten Waldpartien von Bilders, die Gemälde von Boks, Borfeleu, J. Bak- 
huyfen, J. F. van Dev.enter, van der Maaten, W. Roelofs, J. G. Vogel 
zeugen dafür, S. L. Verve er ift in feinen holländifchen Stadtanfichten vortreff 
lich. Ebenfo finden wir mehrere gute Seeflücke, unter denen zwei Bilder von 
Heemskerk van Beeil in erfter Reihe flehen. T. Bakhuyfen malt Blumen 
flott und kühn, zwei Damen, A. Haanen und M. Vos, zeichnen fleh im Still 
leben aus. Eine andere Dame, Henriette Ronner, ift längft als eine treff 
liche Hundemalerin bekannt. Unter den übrigen Thierbildern ift namentlich ein 
Pferdeftück von A. Mauve hervorzuheben. 
Alles, was die Skandinavifchen Länder in der Kunft leiften, ift ledig 
lich dem Zufammenhang mit deutfehem Geift und deutfeher Bildung zu ver 
danken, ift Product ihrer Düffeldorfer Colonie. Wenn fie hernach den Zufammen 
hang mit dem eigenen Vaterlande zu wahren wiffen, aus deffen landfchaftlicher Natur, 
aus deffen Volksthum ihre Vorwürfe wählen, fo bewähren fie dadurch nur die 
Richtung und Gefinnung, zu der fie der Umgang mit dem deutfchen Geifle ge 
führt hat. In Gude haben wir den bedeutendften Meifter aus diefen Ländern 
bereits berückfichtigt. Norwegen befitzt aber noch einen zweiten Landfchafts- 
maler erden Ranges, L. Munthe in Düffeldorf, der durch zwei herrliche, flim- 
mungsvolle Bilder, den Saum eines herbfllichen Birkenwaldes und einen Winter 
abend bei Thauwetter, vertreten ift. Unter den Landfchaftsmalern find dann 
noch Jacob fon, Morten Müller und zwei Schüler von Gude, J. Nielfen 
und Frithjof Smith, beachtenswert^ dazu kommen ein paar hübfehe Archi- 
tekturftücke von Lerche in Düffeldorf. Der Altmeifler der norwegifchen Volks 
malerei, A. Ti dem and, tritt uns in einer freundlichen Compofition, die jedoch 
kaum auf feiner früheren Höhe fleht, einem Brautzuge im Walde, entgegen. 
Unter den fchwedifchen Gemälden fiel durch feinen Umfang ein fonfl nur 
mäffiges Gefchichtsbild, König Erich XIV., von Graf Georg von Rofen, in
	        
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