/
DIE PHOTOGRAPHIE.
457
Deckel eines Kärtchens in Limonfiner Email, ausgeführt von Hans Macht in Wien.
Die Photographie.
eit durch Archer und Frig (1851) das Collodion - Verfahren zur
Erzeugung des Negativs eingeführt wurde, hat fich die Photo
graphie in ftaunenerregend rafcher Weife zur Vollkommenheit
emporgefchwungen, fo dafs fie heutzutage bereits als felbrtän-
diger Induftriezweig eine wichtige Rolle fpielt. Die univerfelle
Bedeutung des Lichtbildes für die verfchiedenften Zweige des
Wiffens und Könnens wurde auf der Weltausftellung von 1873
in umfaffender Weife dargelegt, und ein Blick auf das reiche Material zeigte, wie
lebhaft es fich regt auf allen Gebieten des Schaffens mit der „Camera,“ und was
die Zukunft noch zu hoffen hat. Die mechanifche Erzeugung des Lichtbildes
verwehrt es zwar, die Photographie eine „vervielfältigende Kunft“ zu nennen;
nichtsdeffoweniger aber haben mit Verffändnifs gearbeitete Reproductionen fowohl
als directe Aufnahmen heute ein fo bedeutfame Stellung zur Kunft genommen,
dafs ihr Einflufs nicht zu unterfchätzen ift und es daher gerechtfertigt fein mag,
wenn wir hier in Kurzem das Hervorragendfte, was im Prater zu fchauen war,
der Befprechung unterziehen.
Was zunächft die Technik der Photographie betrifft, fo arbeitet das Gros
der Photographen noch durchwegs mit dem fogenannten Silberdruck; in aller
Welt wird darin Vortreffliches geleiftet. In der Zartheit der Lichteffecte und der
Durchfichtigkeit der Töne dürfte diefes Verfahren auch von keinem anderen in
der Zukunft übertroffen werden. Der Kohlendruck (d. h. das Kohle-Copierver-
fahren) findet feine Anwendung in Deutfchland und theilweife auch in Frankreich,
befonders für künftlerifche Reproductionen; das Berte leiftet hierin die Firma
Braun in Dörnach. Die Emailphotographie und Photoxylographie wird, wenn
auch nicht in bedeutendem Mafse, fo doch von einigen Photographen in hoher
öS