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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

ZEICHEN- UND KUNSTUNTERRICHT. 
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Seitenwand eines Kärtchens, in Limoufiner Email ausgeführt von Hans Macht in Wien. 
Zeichen- und Kunstunterricht. 
Welche Vortheile der Induftrie durch eine geregelte Pflege des Kunftunter- 
richtes erwachten, hat in den letzten zwei Decennien wohl am fchlagendften 
England bewiefen. Die Thätigkeit des «Departement of Sciene and Art» hatte 
fchon bei den früheren Weltausflellungen in diefer Hinficht Erfolge aufzuweifen, 
die felbft der auf diefem Gebiete leitenden Grofsmacht Frankreich Respect ein- 
flöfsten. Die Mittel, deren fleh England zur Förderung der induftriellen Kunft 
bediente, liefen in drei Hauptpunkten zufammen: 1) in der Gründung öffentli 
cher Mufeen für Kunftinduftrie «als der wahren Lehrer eines freien Volkes,» 
wie Gottfr. Semper in feinen «Vorfchlägen» fle damals bezeichnete; 2) in der 
Erziehung tüchtiger Lehrer für Kunftfchulen und der Errichtung folcher Anhalten, 
in denen diefelben ihre Verwendung finden können und 3) in der Errichtung von 
Elementar-Zeichenfchulen, durch welche die Elemente der Kunft zu einem Be- 
flandtheil der nationalen Erziehung gemacht werden. Als Centralftelle wurde 
die nationale Kunftfchule in South-Kenfington mit einem Seminar zur Heranbil 
dung von Lehrern gegründet und zugleich Mufeen und Sammlungen angelegt, 
durch welche fämmtliche Schulen in den Provinzen beeinflufst und einheitlich 
dem beftimmten Ziele zugeführt wurden. 
Bis heute ift die Zahl der «Schools of Art* in den verfchiedenen Provinzen 
Englands auf über Hundert angewachfen, und durch fie wurde in erfter Linie 
jene Umwandlung vollzogen, deren Grundideen dann auch bei anderen Nationen 
Aufnahme fanden. Zunächft war es Oeflerreich, welches nach ähnlichen Grund- 
fätzen einerfeits das Volk zur Kunft herzuziehen und andererfeits direct auf die 
ihätigkeit der Kunftinduftrie einzuwirken fuchte. Das im Jahre 1864 in den befchei- 
denen Räumen am Ballplatze eröffnete Wiener «Mufeum für Kunft und Induftrje» 
hat bis zum heutigen Tage, wo das neue flattliche Haus am Stubenring den 
reichen Sammlungen und der Kunftfchule abermals zu enge wird, in umfaffender 
Weife feinen Einflufs auf den Gefchmack geltend gemacht und nahm nicht ge 
ringen Antheil an der hervorragenden Stellung der öfterreichifchen Induftrie auf 
der Weltausftellung. Die Kunftfchulen Frankreichs, die es bisher mit den Prin-
	        
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