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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

DIE EXPOSITION DES AMATEURS. 
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reiche Darftellungen darauf anzubringen: Alles in der befchriebenen Weife der 
Taufchierung ausgeführt, fo exact und genau, dafs bei den kaum 6—8 Linien 
grofsen Figürchen die Physiognomie und Modellirung noch völlig klar ange 
deutet erfcheint. Es ift eines jener Werke der alten Zeit, an dem die Freude 
fo recht fichtbar wird, die der Künftler bei feinem Schaffen gehabt. •—• An den 
Harnifchen und Waffen, welche Spanien in feinem Pavillon ausgeftellt hatte — 
zum Theil waren es italienifche, zum Theil deutfche Arbeiten, •—• konnte man 
ebenfalls ganz vorzügliche Taufchierungen fehen, wenn diefelben auch nirgendwo 
die Vollkommenheit der Arbeit des Mantuaners aufwiefen. Die Taufchierung 
war überhaupt das edelfte und wohl auch koftfpieligfle Verzierungsmittel des 
Eifens. Die vielfach im Gebrauche gewefene Aetzung und Vergoldung auf ge 
ätztem Grunde erfcheint dagegen doch nur wie ein billiges Surrogat. 
Das Anbringen von Gold und Silber in Plättchen und Fäden auf Metall 
kann noch in einer andern als der befchriebenen Weife, die man aber ebenfalls 
Taufchieren oder Damasciniren nennt, ausgeübt werden. Diefe zweite Manier 
befteht darin, dafs die Zeichnung der beabfichtigten Verzierung vorerft in dem 
Metalle mit leicht unterfchnittenen Rändern ausgravirt und hierauf das Gold in 
diefe fo entftandenen Canäle eingedrückt, und das Ganze fchliefslich polirt wird. 
Ornament und Grundfläche liegen dann hier in einer Ebene, während bei der 
erfteren Manier das aufgelegte Edelmetall immer ein klein wenig erhöht ift. 
Dies ift das Princip, nach dem z. B. die antik-römifchen Incruftationen der 
Bronze gefertigt find, und fo arbeiten die Chinefen und Japanefen heute noch, 
wie ehemals, ihre Bronzevafen und Geräthe. 
In Vorderafien war das Taufchieren mittelft Auflegen auf eiferne Excipienten 
das allein gebräuchliche, während auf weicheren Metallen die zweitbefchriebene 
Gattung vielfach angewendet wurde. Der Helm Boabdil’s, des letzten Mauren 
königs, der als ftolze Trophäe in der erwähnten fpanifchen Waffenausftellung 
prangte, ift ebenfalls fo geziert. Er ift von gelbem meffmgartigem Metall und 
in vielen Partien mit einem feinen Ornamente von Bandverfchlingungen bedeckt. 
Innerhalb diefer Bänder befindet fich das eingelegte Metall, ähnlich wie wir es 
an gewiffen alten kleinafiatifchen und infelgriechifchen meffingenen Schüffeln und 
Kannen angebracht finden. Im Schatze des Sultans, der im türkifchen Hofe in 
einem wohlverwahrten eifernen Gehäufe gezeigt wurde, fah man auch eine An 
zahl flafchen- und becherartiger Gefäfse von fehr einfacher, fogar plumper Form, 
gefertigt aus Zinn (oder vielleicht einer Zinnlegirung) und mit Gold eingelegt. 
Es ist fchwer, diefen Arbeiten, die keinen fcharf ausgefprochenen Stilcharakter 
befitzen, Zeit und Art der Entftehung anzuweifen. Indeffen dürfen wir fie kaum 
für Hervorbringungen einer fehr entlegenen Epoche halten, —- wie denn über 
haupt die Objecte im türkifchen Schatz meiftens verhältnifsmäfsig neuern Datums 
find, — wenigftens von den in Wien ausgeftellt gewefenen Stücken fchien Nichts 
über das 17. Jahrh. hinauszugehen. 
Die reichfte und, wenn man fo will, die vollftändigfte Repräfentation ihrer 
verfchiedenen Epochen hatte auf der Expofition des Amateurs jedenfalls die 
Goldfchmiedekunft gefunden, eine Repräfentation, die aber keineswegs durch eine 
bequeme oder überfichtliche Anordnung unterftützt ward. Die Plan- und Syftern-
	        
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