506 DIE EXPOSITION DES AMATEURS.
dem Stifte St. Peter in Salzburg, urkundlich 1494 von einem Goldfehmiede
Berthold in Salzburg gefertigt, zeigt auf der Mitteldarftellung der Rückfeite die
mit geringen Veränderungen verkleinerte Nachbildung eines Kupferflichs, das
Abendmahl darftellend, von dem niederdeutfehen Meifter, der gewöhnlich der
Meifter mit dem Weberfchiffchen oder wohl richtiger der Meifler von
Zwolle genannt wird. (Bartfeh, Vol VI, pag. 90).
Unter den Werken der kirchlichen Goldfchmiedekunft haben wir noch in
der oefterreichifchen und böhmifch-mährifchen Abtheilung eine Anzahl guter
Beifpiele des gothifchen Stiles aus der fpätern Zeit des 14. und aus dem ^.Jahr
hundert zu nennen, Kelche, Monftranzen und monftranz-ähnliche Reliquiarien.
Den einfacheren Aufbau und die flrengeren Formen der früheren Zeit zeigt ein
in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit eingeftochenen Darftellungen und
Ornamenten am Fufs und Knauf gezierter Kelch aus dem Kloflerfchatze von
Admont (f. die Abbildung). Der Kelch aus Sanct Paul in Kärnthen, den wir
den Lefern ebenfalls in der Abbildung bringen, ganz mit reichem, durchbrochen
gearbeitetem Blattwerk und Figuren überdeckt, ift eines jener überaus anmuthigen
und zierlichen Werke, wie he das endende 15. Jahrhundert noch in äufserlich
gothifchen Motiven, jedoch beinahe ganz in der Empßndungsweife der Renaiffance
hervorgebracht hat. Ein anderes phantaftifch-reizvolles Werk diefer Uebergangs-
epoche ift der in feiner Art berühmte und oft abgebildete grofse ftolze Pokal,
den der Tradition nach Mathias Corvinus der Stadt Wiener-Neuftadt gefchenkt
haben foll, und den diefe Gemeinde noch jetzt bewahrt.
Die eigentliche Renaiffance und die fpäteren Stilwandlungen der Gold
fchmiedekunft waren durch eine Anzahl hervorragender, leider durch ihre Aus
heilung zerftreuter und dadurch in ihrem Effecte beeinträchtigter Werke vertreten.
Die im Uebrigen nicht allzu glänzend ausgehattete Schweizer Abtheilung der
Expofition des Amateurs enthielt eine fchöne Sammlung von Pokalen und Zier-
gefäfsen aus dem Behtze der Bürgergemeinde in Bern und einiger Zünfte der-
felben Stadt, die offenbar beffer als ähnliche Corporationen anderwärts ihr alt
überkommenes Erbe zu bewahren und zu ehren wiffen. Die meiften diefer
Stücke gehören der zweiten Hälfte des 16. und dem 17. Jahrhundert an, die
beften und vorzüglichften darunter der Zeit um etwa 1580, und nicht leicht läfst
hch ein prächtigeres Enfemble denken als eine Zufammenftellung folcher Geräthe
mit ihrem reichen Leben von aus- und einlaufenden Formen, mit ihrem üppigem
Zierrath, der jedem Punkt der Fläche Bewegung und Bedeutung verleiht. Nicht
blos um ihm den Schein eines gröfseren Werthes zu geben, fondern aus guten,
innern künftlerifchen Gründen haben die alten Goldfehmiede das Silber in bei
nahe allen Fällen im Feuer vergoldet. In den glatten Partien von heftigem,
farblofem und rohem Reflexe, grau und matt, wenn cifelirt oder getrieben, bot
das Silber wenig verwerthbare Eigenfchaften für eine künftlerifche Sinnesrichtung,
die vor Allem eine fatte und energifche Farbenwirkung im Auge hatte. Es ift
ferner merkwürdig, zu fehen, wie beifpielsweife in den Niederlanden, als in der
Kunft, und fpeciell der Malerei, die direct aus der Beobachtung der Natur ge
nommenen, gebrochenen Farben und grauen Töne Eingang fanden, diefe auch
alsbald für die Stimmung felbft der kunftgewerblichen Erzeugniffe beliebt wurden,