70
DAS KUNSTGEWERBE.
fpanifchen Volkstracht, welche fchon feit einer Reihe von Jahren für unfere Vor
hang- und Möbelfloffe eines der fchönften Motive geliefert haben. An An
deutungen jedoch fehlt es nicht—und es find die Bemühungen der Kunftfreunde
bereits vielfach dahin gerichtet, — dafs der Schatz von Ornamenten und Moti
ven, der Schatz von Belehrung, welcher in der nationalen Hausinduftrie ruht,
gehoben und für untere moderne Decoration gewonnen wird. Für diesmal miiffen
wir uns in Betreff der Wohnung mit der einfachen Betrachtung deffen begnügen,
was uns die Ausheilung an nationalen Gebäuden bietet, ohne weiter die Frage
nach ihrer modernen Verwerthung aufzuwerfen.
Es lag in der urfprünglichen Abficht, auf der Weltaushellung ein Gefammt-
bild der menfchlichen Wohnungen zu geben, dadurch, dafs man von allen Län-
Krüge von C. W. Fleifchmann in Nürnberg.'
dem und Völkern ein' möglichfToriginelles Beifpiel ihrer Bau- und Wohnart mit-
fammt der inneren Aushärtung brachte. Der Gedanke hätte fich wohl ausführen
laffen, wenn man fich bei der vielfeitigen Gröfse der Aufgabe auf das befchrknkt
hätte, was wirklich charakterihifch und bedeutungsvoll ih, und die Sache über
haupt mit Umficht angegriffen hätte. So ih es ergangen, wie bei vielen anderen
guten Ideen, die der Leitung der Weltaushellung zur Verfügung gehellt wurden:
man entzog he den berufenen und kundigen Fländcn, und fo gelangten he end
lich verpfufcht zur Verwirklichung, oder wurden auch ganz aufgegeben, nachdem
he auf dem Programm ihre Schuldigkeit gethan hatten.
So fehen wir denn im fernen Ohen des Weitaushellungsraumes unter dem
Namen „Dorf“ ein Häuflein Blockhäufer beifammen, das der reine Zufall zu-
fammengefchneit hat, wo eben der fchöne Gedanke eine empfängliche Stätte
gefunden hatte. Hier und da in der Weite trifft man wohl noch ein anderes
Gebäude, das diefen nationalen Bauten angehört und hart uns einen Begriff von