Die Gegner, nicht zufrieden, daß ein Modell angefertigt wurde, ver
langten die Aufstellung einer lebensgroßen Schablone neben der Karls
kirche; das schien dem Bürgermeister ein Ausweg, um die Verantwortung
abzu wälzen.
Auch dem Künstler leuchtete der Plan ein, er hoffte sich eine gute
Wirkung von dieser Schablone.
Es war die allerunglücklichste Idee; die Riesenleinwand mit dürftig
imitierten Ornamenten konnte niemals als Bauwerk wirken, sie sah neben
der plastischen Kirche immer nur aus wie eine monströse Plakattafel,
die hart und flächig den Platz abschnitt — einfach scheußlich, wie sich
ohne weiteres denken läßt. Es war das trojanische Pferd; nur die Gegner
lachten sich ins Fäustchen, daß der Anschlag gelang, sie hatten die
Wirkung klug vorausberechnet.
Nun wurden eilends Bogen in allen Buchhandlungen aufgelegt, damit
Gevatter Schneider und Handschuhmacher ihre Namen eintragen, zum
Zeichen, daß ihnen das Museum (richtiger die Plakatwand) neben der
Karlskirche mißfalle; nun war auch die Straße gegen das Kunstwerk
mobilisiert.
Der arglose Künstler hatte das Nachsehen; Pontius Pilatus erklärte
zwar: ich sehe keine Schuld an diesem Menschen, aber er gab ihn dem
Pöbel der Kommissionen und der Straße preis und wusch seine Hände in
Unschuld.
* * *
Nun ruhte die Geschichte wieder eine Weile. Indessen bereitete sich im
Geheimen ein neuer Feldzug vor. Man erklärte, gegen Wagners Museum
nichts einzuwenden zu haben, Wagner soll nur ruhig sein Museum bauen
— aber nicht am Karlsplatz, sondern draußen an der Peripherie, auf den
Gründen der Schmelz. Man gab vor, den Karlsplatz retten zu müssen —
vor Wagner; die Zentralkommission, die in ihrer eigenen Mission gewöhn
lich zu spät kam und gegen die Verbrechen der Bauspekulation niemals
das Pathos der sittlichen Entrüstung fand, hatte es jetzt gefunden —
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