herausfordernde Schrift Widerspruch bei jenen erregt, denen es versagt
ist, eine Idee logisch durchzudenken.
Insbesondere hat die Kritikbei folgendem Satz eingehakt: „Das ersehnte
Einzelwohnhaus, in der noch ersehnteren Gartenstadt, kann nie die all
gemeine Befriedigung hervorrufen, weil durch den Zwang der Lebens
ökonomie, durch Vermehrung und Verminderung der Familienmitglieder,
durch die Änderung des Berufes und der Lebensstellung usw. ein be-
ständigerWechsel des Erwünschten der Millionenbevölkerung eintritt.
Die Wünsche, die aus diesen Tatsachen entspringen, können nur durch das
Miethaus und nie durch das Einzelwohnhaus erfüllt werden Die
Anzahl der Großstadtbewohner, welche vorziehen, in der Menge als Rüm
mer 1 ' zu verschwinden, ist bedeutend größer als die Anzahl jener, welche
täglich einen ,Guten Morgen* oder ,Wie haben Sie geschlafen von ihren
sie bekrittelnden Nachbarn im Einzelwohnhause hören will Daß
trotzdem das Einzelwohnhaus nicht aus dem Stadtbild verschwinden
wird, ist selbstverständlich; es wird aber sein Entstehen den Wünschen
der oberen Zehntausend verdanken.“
Diesen Erkenntnissen haben sich deutsche Stadtbautheoretiker wider
setzt, besonders Gurlitt hat Gegenartikel veröffentlicht, darin er beweisen
wollte, daß die Zukunft der Städte auf dem Lande liege, was sich in den
Gartenstadtbestrebungen Englands und Deutschlands ausdrücke. Die
Entwicklung dränge auf das Einzelwohnhaus hin.
Man braucht aber nur die Augen aufzutun, um das Gegenteil dieser Be
hauptungen im Leben bestätigt zu finden. Man betrachte nur eine Millio
nenstadt wie Berlin oder London oder Wien. Sind die Wachstumstenden
zen dieser Städte verringert w 7 orden, seit es Gartenstadtbestrebungen gibt.
Sind die Gartenstädte in England und Deutschland auch nur annähernd
in demselben Maße gewachsen wie dieseWeltstädte ? Gar keine Spur.
Kann man sich denken, daß eine Weltstadt wie Berlin, und zwar ganz
Berlin mit seinen drei bis vier Millionen, eines Tages in Einzelwohnhäus-
chen lebt ? Es ist alle Ursache, anzunehmen, daß auch das eine Utopie
bleibt. Beweis: die Bevölkerungsdichtigkeit in den Weltstädten nimmt
täglich zu, während das von den Gartenstädten leider in keiner Weise zu
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