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Der Haß erscheint nicht edler durch den Umstand, daß vielfach rein 
persönliche Motive, also keineswegs künstlerische, den Ausschlag gegeben 
haben. 
Im Pathos seiner künstlerischen Überlegenheit und seiner mensch 
lich schönen Offenheit hat sich Wagner in den Kunstkommissionen zu 
manchem drastischen und leider auch ziemlich unvorsichtigen Wort hin 
reißen lassen, das stark genug war, den Gegner zu vernichten. Das hat 
man ihm nie verziehen. 
Der künstlerisch unbedeutendste Konkurrent Wagners wurde ihm vor 
gezogen: der Erbauer des Kriegsministeriums, dem auch ein so feinsinni 
ger, auf alten Grundlagen weiter schaffender Baukünstler, wie Friedrich 
Ohmann, weichen mußte. 
Alle großen Bauaufträge, die der Hof und der Staat zu vergeben hatte, 
kamen nun in die Hand dieses Günstlings. Er ging bei den öffentlichen 
Konkurrenzen als Sieger über den ihm in jeder Beziehung turmhoch über 
legenen Otto Wagner hervor, was sich nur durch unerhörte parteiische 
Spitzfindigkeiten seitens der Jury erklären läßt. 
Die Konkurrenz um das Kriegsministerium, bei der jener den Preis und 
die Ausführung erhielt und Otto Wagner hors de concours gesetzt wurde, 
sah einem abgekarteten Spiel verzweifelt ähnlich. 
Heute weiß man, daß die Aera Kriegsministerium das schlimmste Kapitel 
Wiener Baugeschichte ist. Man weiß auch jetzt, daß das Kriegsministerium 
ein architektonisches Unglück für Wien ist. Wir wußten es längst. 
Aber damals taten alle Pharisäer und Schriftgelehrten so, als ob sie 
Wien vor Otto Wagner schützen müßten. Besonders als ob sie den Karls 
platz und die Karlskirche gegen ihn schützen müßten, zuerst gegen sein 
Museum und dann gegen sein Hotel. Der Streit tobte bereits um den Bau 
des Stadtmuseums, das man nur deshalb nicht dort stehen haben wollte, 
weil es von Wagner war. Gegen die tote Stilarchitektur des anfangs mit 
konkurrierenden Baurates Schachner hätte sich keine Stimme erhoben, 
und ebensowenig rührte sich ein Widerspruch, als die Gemeinde nach 
mals die Absicht verlauten ließ, die Gründe neben der Karlskirche zu 
parzellieren und mit Zinshäusern zu verbauen. Das wird das endgültige 
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