klar herausgearbeitet. Bei allen Blättern überwiegt Drastik, Volkstümlichkeit und
Grausamkeit in der Schilderung der einzelnen Figuren, die unter Betonung des
Häßlichen, Derben und Beängstigenden wiedergegeben werden. Weniger das Leiden
des Heiligen, als seine Qual unter der Brutalität des Quälenden tritt in den Vordergrund.
Lit.: Bartsch, VII, 37—48 — Schuchardt, Bd. 2, 34—45 — Dodgson, Cat., II, S. 310ff.,
91—102 und 91a—102a, sowie S. 335,13 — Hollstein, VI, 53—64 — Katalog Albrecht
Dürer und die Graphik der Reformationszeit, Schriften d. Bibi. d. Ö. M., 2, Wien,
1969, S. 44ff., Nr. 59 — Ausstellungskatalog Lucas Cranach, Graphik, Coburg,
1972, S. 27ff., Nr. 47—52 — Cranach, Das gesamte graphische Werk, München,
1972, S. 262 ff.
8 SCHÖPFUNG Abb. 12
Holzschnitt, 15,9 : 10,7 cm (Blattgröße 17,4: 12,3 cm)
Das im Symbolum anstelle der Darstellung des Martyriums des hl. Matthäus verwendete
Schöpfungsbild folgt in seinem Typus weitgehend jenem der Kobergerbibel (Biblia,
deutsch; Nürnberg, Anton Koberger, 1483; Ö. M., Inv.-Nr. B III 5; vgl. Schramm,
Albert, Der Bilderschmuck der Frühdrucke, Bd. 17, Leipzig, 1934, S. 3 und S. 8,
sowie derselbe, Bd. 8, Leipzig, 1924, Abb. 358)
In der Mitte die Erdkugel mit dem Bild der Erschaffung der Eva, darüber die Sphäre
des Wassers, darüber in einem weiteren Kreisring die Sphäre der Wolken und Gestirne,
darüber der Kreis der Engel und die Halbfigur Gottvaters. An vier Seiten des Kreises
die Winde, deren Hauch in die Eckzwickel führt. Jener Typus wurde 1524 von Hans
Holbein d. J. für den Titelholzschnitt des Nachdruckes von Luthers Altem Testament
durch Adam Petri in Basel in einer kaum mit eigenen Impulsen bereicherten Weiter
führung gegenüber dem Bild der Kobergerbibel verwendet. Als einfache Kopie des
Holzschnittes von Holbein zieht das im Symbolum verwendete Blatt einzelne stilisti
sche Merkmale der Cranach-Schule hinzu, wie etwa die krause Linienführung der
Blatt- und Haarbehandlung der Szene der Erschaffung oder das von Cranach bevor
zugte Hirschmotiv. Ikonographisch veranschaulicht das Blatt jenes theologische
Programm, das Luther in seiner Auslegung des 1. Buches Mose entwirft. Die über
legene Linienführung wie auch die ausgewogene Komposition des Schöpfungsbildes
von Lucas Cranach d. Ä. für die Wittenberger Vollbibel von 1534 fehlt (vgl. Schmidt,
Ph., Die Illustration der Lutherbibel, Basel, 1962, Abb. S. 151 und Abb. S. 195).
Da wir von Hans Cranach, dem Dodgson dieses Blatt zuschreibt (II, S. 335, 13),
künstlerisch so gut wie gar nichts wissen, Lucas Cranach als Schöpfer jener Darstellung
von vornherein ausscheidet und seinem Sohn Lucas d. J. angesichts der zum Teil
unbeholfenen Komposition mit schwerfälliger und grober Strichführung und dem
deutlichen Abfall der Qualität der Erschaffung der Eva gegenüber der gesicherten
Szene in der Leipziger Wolrabbibel dieses Bild keinesfalls zugeschrieben werden kann,
ist es wohl als Werkstättenarbeit zu bezeichnen.
9 MARTYRIUM DES HEILIGEN PETRUS Abb. 13
Holzschnitt, 16,5 : 12,8 cm (Blattgröße 17,5 : 14 cm)
Die sächsischen Wappen in der Ecke links oben
Der Apostel Petrus wurde, wie man wohl verschiedenen Berichten zufolge annehmen
darf, in Rom unter Kaiser Nero, nach der Legende auf eigenen Wunsch mit dem Kopf
nach unten, gekreuzigt. Er soll sich unwürdig gefühlt haben, aufrecht, wie sein Herr
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