Darstellungen aus dem ruhmreichen politischen Leben des Kaisers. Als Zeugen
dieser Taten werden an der Pforte des Lobes die kaiserlichen Vorgänger von Julius
Cäsar an aufgerufen, an der Pforte des Adels die durch Schwägerschaft mit dem
Hause Habsburg verwandten Herrscher. Die den architektonischen Aufbau ab
schließenden Rundtürme zu beiden Seiten sind der Jugendzeit und dem Privatleben
des Kaisers gewidmet. Die reiche Ornamentik ist symbolischen Inhaltes und wurde
von Willibald Pirckheimer unter Verwendung der „Hypnerotomachia“ (vgl. Kat.-
Nr. 35) des Francesco Colonna (1499) und der „Hieroglyphia“ (vgl. Kat.-Nr. 90)
des Horapollon (1505) zusammengestellt. Die künstlerische Fassung dieser Hiero-
glyphik und ihre ornamentale Umsetzung sind das geistige Eigentum und der wesent
liche persönliche Anteil Albrecht Dürers an der Ehrenpforte.
Weiters stammen von ALBRECHT DÜRER: die obere Partie der Mittelpforte mit
der Kronenträgerin, die inneren und äußeren Säulenpaare einschließlich der Greifen
und Trommler, die vier Herrscherstatuen in Tabernakeln: Albrecht der Sieghafte,
Friedrich der Andächtige, Rudolf der Streitbare und Albrecht der Glückhaftige,
sowie die Heiligen Arnulf und Leopold. Im linken Halbfiguren-Hochfries das vierte
Feld von oben mit Theodosius, Archadius und Honorius. Am linken Rundturm
außen die Verehrung des Heiligen Rockes in Trier sowie die Historienbilder mit der
Burgundischen Verlobung, der Verlobung Philipps mit Johanna von Kastilien, die
Begegnung Maximilians mit Heinrich VIII. von England sowie der Wiener Kongreß
und die Doppelverlobung.
Die Anteile weiterer an der Ehrenpforte beschäftigter Künstler verteilen sich folgender
maßen :
HANS SPRINGINKLEE: Stammbaum mit Wappenbordüren. Hoch- und Querfries
mit Halbfiguren, Kuppelbekrönung. Historienbilder: Krieg im Hennegau, zweiter
flämischer Aufstand, Vertreibung der Ungarn aus Niederösterreich, Feldzug in
Ungarn, zweiter Krieg in Geldern, Mailänder Erhebung, Krieg mit Venedig.
WOLF TRAUT: Historienbilder: Maximilian allein stehend (über dem linken Tor),
Schlacht bei Guingate, erster Krieg in Geldern, Sieg von Utrecht, erster flämischer
Aufstand, Kampf mit Lüttich, Krönung Maximilians, Maximilian und Heinrich VII.,
Maximilian rächt die Beleidigung seiner Tochter Margarethe, Schweizer Krieg,
Eroberung Neapels und bayrischer Krieg.
ALBRECHT ALTDORFER: Rundtürme an den Ecken mit den Szenen aus dem
Leben Kaiser Maximilians, einschließlich der Ornamentik, mit Ausnahme des
„Rocks von Trier“.
1517 wurde ein Probedruck an Kaiser Maximilian gesandt, der jedoch gegen die
Freiheit, die die Nürnberger Künstler in der Gestaltung sich nahmen, Einspruch
erhob. Der Druck wurde unterbrochen und erst 1518 wieder fortgesetzt.
Die erste Gesamtausgabe der Ehrenpforte erschien um 1517/18. Ihr folgten 1526—1528
und 1559 zwei weitere.
Die Holzstöcke wurden in Nürnberg von Hieronimus Andreae geschnitten.
Lit.: Bartsch VII, 138 — E. Chmelarz, Die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian I.,
in: Jb. d. Kunsthist. Slgen. des allerh. Kaiserhauses 4, 1886, S. 189 — W. Schmidts,
Über den Anteil Wolf Trauts, H. Springinklees und A. Altdorfers an der Ehrenpforte
Kaiser Maximilians I., in: Chronik f. vervielf. Kunst 1891, S. 9ff. — K. Giehlow,
Urkundenregesten zur Ehrenpforte Maximilians, in: Beitr. z. Kunstgesch., F. Wick-
hoff gewidmet, Wien 1903, S. 91 ff. — Dodgson, Cat. I, S. 311 -—- K. Giehlow, Die
Hieroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance, in: Jb. d.
Kunsthist. Slgen. d. allerh. Kaiserhauses 32, 1915, S. lff. — J. Meder, Dürer-Kat.,
Wien 1932, Nr. 251, S. 215, 4; 220 — H. Wölfflin, Die Kunst Albrecht Dürers,
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