Karl Philipp Fohr, Julius Schnorr von Carolsfeld, Joseph Koch und später auch
Carl Rahl bemächtigten sich unter vielen anderen des heroischen Stoffes, um
ihn zu zeichnen und zu malen. In Deutschland selbst verlangten die Burschen
schaften das Leben nach deutschen, germanischen Idealen. Sie legten oftmals
Rüstungen an und träumten sich als neue Nibelungenschar. Nationale Affekte
waren ausgelöst worden; im Drachenkampf Siegfrieds sah man den Sieg über
Napoleon. Erst mit der um sich greifenden Enttäuschung der Nation über den
Ausgang der napoleonischen Kriege wurde die Beschäftigung mit dem Nibe
lungenstoff an den Universitäten geringer und allmählich verdrängt.
1827 wurde Julius Schnorr von Carolsfeld von König Ludwig I. von Bayern beauf
tragt, fünf Säle der Residenz mit Nibelungenfresken zu schmücken. Das Epos war
nunmehr in den Mittelpunkt höfischer Repräsentationskunst gestellt worden und
sollte innerhalb der höfischen Welt die Möglichkeit zur Identifikation bieten.
Darüber hinaus aber sollten die Bilder durch Umsetzung in Druckgraphiken einer
breiten Schicht zugänglich gemacht werden und einer vom Hof gelenkten National
erziehung dienen. Das Bürgertum jedoch belächelte sie zunächst. Es bevorzugte
zu dieser Zeit die Landschafts- und die Genremalerei, die dem biedermeierlichen
Geist weit mehr entsprach.
Standen in Deutschland die germanischen Recken im Mittelpunkt der „vater
ländischen Kunst“, so waren es in Österreich, das zu Beginn des Jahrhunderts
zum selbständigen Kaiserreich geworden war, diejenigen Personen, die sich einst
mit den Barbaren auseinandergesetzt haben, um die Mark zu konsolidieren. Der
Kampf gegen die die Mark bedrohenden Völkerschaften, vor allem gegen die
Awaren und der Sieg der das Land glücklich Regierenden, wird hier vor allem
dargestellt.
Staatspropagandabilder sollten aufgrund des Rufes von Joseph Freiherrn von Hor-
mayr, des Mentors einer österreichischen Historie, entstehen. Bilder, die das
nationale Bewußtsein der Bevölkerung ansprechen und heben sollten. Um die
Jahrhundertmitte malte Leopold Kupelwieser einen Freskenzyklus im Sitzungs
saal der Niederösterreichischen Statthalterei, der sich zum Teil sehr stark an den
Stil, wie ihn die deutschen Künstler in Rom, allen voran Schnorr von Carolsfeld
in den Casino-Massimo-Fresken, während der Zeit zwischen 1810 und 1825 geprägt
haben, anschließt. Das Programm hierzu entwarf Kupelwieser seit 1847 selbst
und erwies sich in ihm als Wegbereiter historischer Ideen. Am 13. März 1849
richtete Kupelwieser eine vom Unterrichtsminister Graf Thun rundweg abge-
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