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Physharmonika, endlich auch aus Combinationen beider, entstanden
verschiedene, mitunter seltsame Instrumente, welche bald wieder
verschollen und heute nur noch dem Namen nach bekannt sind.
Manches darunter ist Erfindung von Oesterreichern. So verfiel Carl
Leopold Rollig (geboren im Jahre 1761 in Wien, gestorben 1804)
auf die Idee, mit der Glas-Harmonika eine Tastatur zu verbinden,
weil man fand, dass das Reiben der Glasglocken mit den Finger
spitzen die Nerven erschüttere. Er nannte sein Instrument „Tasten-
Harmonika“ oder „Clavier-Harmonika“. Die Ehre dieser Erfindung
nahm übrigens auch im Jahre 1796 Franz Bartl, Professor der
Mathematik in Olrnütz, für sich in Anspruch. Eine andere Verbes
serung der Glas-Harmonika erfand Anton Renner in Wien, 1806.
Rollig ist auch der Erfinder eines Bogen-Claviers Namens „Xenor-
phica“ und eines ähnlichen Instrumentes, das er „Orphica“ nannte
(1780). Nach Rollig’s Modell verfertigte der Mechaniker Anton Fried
in Wien 1806 die erste grosse aufrechtstehende Xenorphica.
Eine andere Art verschollener Instrumente erzeugte den Ton
aus abgestimmten Stahlstäben oder Stahlplatten. Das von Leppich
in Wien erfundene „Panmelodion“ brachte diese Metallstäbe durch
ein Schwungrad in Berührung mit einer Metall-Walze. Conradin
Kreutzer, damals Capellmeister am Josephstädter Theater, concer-
tirte in Wien 1814 auf diesem „Panmelodicon“. Die vom Professor
T. Meissner in Wien verbesserte „Stahl-Harmonika“ bestand aus auf
rechtstehenden Metallstäben verschiedener Länge, welche von zwei
Geigen-Bogen gestrichen wurden.
Ein Clavier mit Stahlstäben war ferner das von Franz Schuster
in Wien (1817) erfundene „Adiaphonon“. Der Orgelbauer Cyrill
Demian erfand im Jahre 1829 eine kleine Stahl-Harmonika unter
dem Namen „Accordion“; Professor Petrina in Prag eine Klappen-
Physharmonika mit Anwendung eines galvanischen Stripes (1851)
u. s. w.
Gegen den Ausgang des vorigen Jahrhunderts herrschte, nament
lich in aristokratischen Kreisen eine grosse Vorliebe für künstliche
Spiel - Uhrwerke und Musik-Automaten. Der Mechaniker Johann
Mälzel, Regensburger von Geburt, kam 1790 nach Wien und versah