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Dr. Carl v. Ghega*), als Inspector für das südliche Netz;
Ad. Schmid (gestorben 1868), als Inspector für den Betrieb
sämmtlicher k. k. Staatsbahnen bestimmt.
Es wurde vorläufig die Ausführung der nördlichen Linie (Ver
längerung der Nordbahn von Brünn über Prag an die sächsische
Grenze), sowie die südliche Linie (Verlängerung der Wien-Gloggnitzer
Bahn von Gloggnitz über Graz nach Triest) beschlossen, überhaupt
die Erbauung eines vollständigen Eisenbahn-Netzes über Oesterreich
in’s Auge gefasst und entworfen.
Schon im Herbste 1842 wurde der Bau sowohl im Norden als
Süden begonnen, und den 21. October 1844 die 12 46 Meilen gleich
94 5 Kilometer lange Strecke Mürzzuschlag Graz dem Betriebe über
geben; rasch folgten dann die Eröffnungen der vollendeten Strecken
aufeinander, so dass im Zeitraum 1842 bis 1859 durch die Staatsver
waltung 2557 Meilen =1939 6 Kilometer Bahn hergestellt wurden.
Während die Eisenbahn-Bauten im vollen Gange waren, griffen
die Ereignisse des Jahres 1848 reformirend in die socialen und staat
lichen Institutionen Europa’s ein. Die diessfälligen Rückwirkungen
beschränkten einen Moment die Bauthätigkeit. Die knappen Geld-
Verhältnisse brachten die Wien-Gloggnitzer Eisenbahn, ebenso wie die
Nordbahn, welche ausser dem eigenen Betrieb auch noch den pacht
weisen Betrieb der nördlichen Staatsbahn zu leiten hatte, in arge
financielle Calamitäten.
1855 wurde Negrelli zu den Berathungen über den Bau des Suez-
Canals beigezogen, leider unterlag er den Strapazen der wiederholt vor-
genommenen Bereisung dieser nunmehr vollendeten Welt - Handelsstrasse.
*) Dr. Carl Ritter v. Ghega, k. k. Ministerialrath etc., geboren inVenedig
1802, gestorben in Wien 1860.
Ghega trat nach Absolvirung des philosophisch-mathematischen
Curses, sowie des akademischen Curses an der Hochschule zu Padua, woselbst
er auch den Grad eines Doctors der Mathematik erlangte, bei der Landes-
Bau-Direction in Venedig in den Staatsdienst.
Im Jahre 1837 wurde Ghega von der Nordbahn-Gesellschaft in der
Eigenschaft eines Ober-Ingenieurs mit dem Baue mehrerer Strecken betraut.
Nach vierjähriger Verwendung bei der Ferdinands-Nordbahn trat Ghega
1840 wieder in den Staatsdienst zurück, in welchem er bis zu seinem Tode
verblieb und seine Thätigkeit ausschliessend dem Eisenbahn-Baue gewidmet
war. Seit 1850 Vorstand der General-Bau-Direction für Staats-Eisenbahn-
Bauten nahm er bis zu seinem im Jahre 1860 erfolgten Tode den wesent
lichsten Einfluss auf den Ausbau des österreichischen Eisenbahn-Netzes.