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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Zweite Reihe: Ingenieur-Wesen, wissenschaftliche und musikalische Instrumente, Unterricht

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Diese letztere lieber!)rückung wurde mittelst einer versteiften 
Kettenbrücke, der ersten Anwendung derselben für Eisenbahn-Betrieb, 
hergestellt. Diese Brücke vom k. k. Eisenbahnbau-Ober-Inspector 
Schnirch *) erfunden und ausgeführt, hat eine Spannweite von 264' 
= 835 Meter und ein Pfeilverhältniss von 1:20. 
Die nun beginnende vierte Periode des Eisenbahn-Baues durch 
Privat-Unternehmungen charakterisirt einerseits die Ausnützung und 
Berichtigung der bis dahin gesammelten Erfahrungen, anderseits das 
Bestreben, die Bauanlagen möglichst ökonomisch anzuordnen und 
dem ganzen wirtschaftlichen Zweck anzupassen. 
Man machte sich zunächst zur Aufgabe, schon bei der Wahl der 
Bahn-Trace auf die Oekonomie der Ausführung zu achten; man suchte 
dieselbe dem Terrain möglichst anzuschmiegen, grosse Kunstbauten 
zu vermeiden oder durch Vermehrung der Erdanschüttungen auf ein 
Minimum zu reducireu, überhaupt die Baukosten, freilich häufig auch 
zum Schaden des künftigen Bahnbetriebes, herabzumindern. Die 
*) Friedrich Schnirch, k. Rath und Ober-Inspector, geboren zu Pasek 
(Böhmen) im Jahre 1791, gestorben zu Wien 1868. Schnirch studirte an 
den Gymnasien zu Horn und Krems und widmete sich der forstlichen Laut 
bahn. Erst im Jahre 1817, nach günstiger Gestaltung seiner pecuniären 
Verhältnisse, konnte er seinen Hang zu den technischen Wissenschaften 
befriedigen. Er verliess seinen Dienstesposten und besuchte die polytech 
nische Schule in Wien, 1821 trat er als Ingenieur in die Dienste des Grafen 
Magnis und führte auf dessen Gütern in Mähren mehrere grössere Bauten 
aus. Hier erbaute Schnirch die erste Kettenbrücke am Continente (die 
Brücke über den March-Arm bei Strassnitz in Mähren, eröffnet 1824) und 
wendete das Hänge-System bei Dach-Constructionen an. 
Er erbaute nach seinem privilegirten System in den Jahren 1825/1827 
mehrere Eisendächer, welche sich bisher noch erhalten haben. Als der 
Kettenbrüeken-Bau in Oesterreich Anwendung zu finden begann, wurde 
Schnirch in den Staatsdienst berufen und mit der Projeetirung und Ausfüh 
rung verschiedener Kettenbrücken betraut; die grösste unter seiner Leitung 
ausgeführte Kettenbrücke war die über die Moldau in Prag. 
Im Jahre 1842 trat Schnirch zu dem Bau der Staats-Eisenbahn über, 
wo ihm die Aufgabe zugewiesen wurde, über die Donau bei Wien ein für 
den Eisenbahn-Betrieb und Strassen-Verkehr gleichzeitig taugliches Ketten- 
brücken-Project mit 120° Spannung auszuarbeiten. Aus mehrfachen Grün 
den wurde dieses Project nicht zur Ausführung gebracht. 
Schnirch wendete seine ganze Thätigkeit dem Ausbaue des österrei 
chischen Eisenbahn-Netzes zu, und beschäftigte sich in der Zwischenzeit 
mit der Aufgabe das Kettenbrücken-System für den Eisenbahn-Betrieb 
verwendbar zu machen ; er nahm 1858 ein Privilegium auf ein Hängebrüeken- 
System mit versteiften Kettenwänden und führte nach diesem Systeme die 
Donaucanal-Eisenbahnbrücke, die erste Kettenbrücke für Eisenbahn-Betrieb 
aus, sowie eine Strassenbrücke über denselben Donauarm.
	        
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