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J. J. Prechtl*), Professor der Physik an der Real-Akademie zu Wien,
einer seit 1770 bestehenden technischen Mittelschule, dem Hof-
Kammer-Präsidenten Grafen von Odonnel den Plan einer in Wien
zu gründenden Hochschule. Drei fernere Jahre verflossen, bevor
Professor Prechtl den Auftrag erhielt, einen Vorschlag über die
nötigen Detail-Maassregeln zur Ausführung seines vorgelegten Planes
abzufassen, welchen er schon nach einem einzigen Monate der Stu-
dien-Hof-Commission übergab. Er war ein Mann von universaler
Bildung, Jurist, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Mechaniker,
Technologe, und so gereichte es dem künftigen Institute zum grössten
Vortheile, dass er am 24. December 1814 zu dessen Director ernannt
wurde. Ein geeigneter Platz für das Instituts-Gebäude wurde durch
Ankauf des gräflich Lose’schen Hauses erworben; die Pläne zu dem
selben entwarf Hof-Bauraths-Director Schemerl R. v. Leitenbach. Um
die Eröffnung des Institutes nach Möglichkeit zu beschleunigen, liess
Prechtl vorläufig das gekaufte Wohnhaus adaptiren. Kaiser Franz I.
Johann Josef Prechtl, am 16. November 1778 zu Bischofsheim in
Baiern geborenj war der Sohn eines fürstlich würzburg’schen Commercien-
Rathes und Directors eines Eisenhütten-Werkes. Er absolvirte die Rechte
an der Universität Würzburg und begab sich 1801 nach Wien, um beim
Reichs-Hofrathe zu prakticiren. Er änderte jedoch seine Pläne und trat als
Hofmeister in das Haus der Grafen Taaffe zu Brünn. Pädagogik und Natur
wissenschaften waren es, denen er sich nun mit Fleiss und Eifer zuwandte.
Im Jahre 1804 veröffentlichte er sein erstes Buch: „Ueber die Fehler in der
Erziehung, vorzüglich in Hinsicht auf die gesellschaftlichen Uebel“, und
1805 gewann er mit einer Arbeit: „Ueber die Physik des Feuers“ eine gol
dene Preis-Medaille der holländischen Akademie der Wissenschaften. Vom
gleichen Jahre an erschienen in Gilbert’s Annalen und andern Fach-Zeit
schriften zahlreiche Abhandlungen aus seiner Feder über den Flug der
Vögel, über die Identität von Licht und Wärme , überhaupt über wichtige
Fragen der Physik und Mechanik. Seine Leistungen machten Aufsehen und
fanden an maassgebender Stelle Beachtung. Demzufolge wurde er 1809 zum
Director der in Triest neu zu errichtenden Real- und Navigations-Akademie
ernannt und mit deren Organisirung betraut. Aber nur kurze Zeit währte es
und er wurde nach Wien zurückberufen, um an der Real-Akademie Chemie,
Physik und Natur-Geschichte vorzutragen. Im Jahre 1813 erschienen seine:
„Grundlehren der Chemie in technischer Beziehung“. Schon 1810 hatteer
dem Hof-Kammer-Präsidenten, Grafen Odonell, den Entwurf eines in Wien
zu errichtenden polytechnischen Institutes überreicht. Am 24. December
1814 wurde er zum Director des künftigen Institutes ernannt. Am 6. Novem
ber 1815 eröffnete er das Wiener Polytechnikum mit einer Rede, worin er
dessen Wesen und Bestimmung darlegte.
Bereits 1808 hatte er über den Einfluss des Erd-Magnetismus auf
eine Volta-Säule Experimente gemacht; ja 1811 wusste er schon von der
magnetisirenden Kraft des elektrischen Stromes; so war er noch vor