MAK

Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Zweite Reihe: Ingenieur-Wesen, wissenschaftliche und musikalische Instrumente, Unterricht

218 
J. J. Prechtl*), Professor der Physik an der Real-Akademie zu Wien, 
einer seit 1770 bestehenden technischen Mittelschule, dem Hof- 
Kammer-Präsidenten Grafen von Odonnel den Plan einer in Wien 
zu gründenden Hochschule. Drei fernere Jahre verflossen, bevor 
Professor Prechtl den Auftrag erhielt, einen Vorschlag über die 
nötigen Detail-Maassregeln zur Ausführung seines vorgelegten Planes 
abzufassen, welchen er schon nach einem einzigen Monate der Stu- 
dien-Hof-Commission übergab. Er war ein Mann von universaler 
Bildung, Jurist, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Mechaniker, 
Technologe, und so gereichte es dem künftigen Institute zum grössten 
Vortheile, dass er am 24. December 1814 zu dessen Director ernannt 
wurde. Ein geeigneter Platz für das Instituts-Gebäude wurde durch 
Ankauf des gräflich Lose’schen Hauses erworben; die Pläne zu dem 
selben entwarf Hof-Bauraths-Director Schemerl R. v. Leitenbach. Um 
die Eröffnung des Institutes nach Möglichkeit zu beschleunigen, liess 
Prechtl vorläufig das gekaufte Wohnhaus adaptiren. Kaiser Franz I. 
Johann Josef Prechtl, am 16. November 1778 zu Bischofsheim in 
Baiern geborenj war der Sohn eines fürstlich würzburg’schen Commercien- 
Rathes und Directors eines Eisenhütten-Werkes. Er absolvirte die Rechte 
an der Universität Würzburg und begab sich 1801 nach Wien, um beim 
Reichs-Hofrathe zu prakticiren. Er änderte jedoch seine Pläne und trat als 
Hofmeister in das Haus der Grafen Taaffe zu Brünn. Pädagogik und Natur 
wissenschaften waren es, denen er sich nun mit Fleiss und Eifer zuwandte. 
Im Jahre 1804 veröffentlichte er sein erstes Buch: „Ueber die Fehler in der 
Erziehung, vorzüglich in Hinsicht auf die gesellschaftlichen Uebel“, und 
1805 gewann er mit einer Arbeit: „Ueber die Physik des Feuers“ eine gol 
dene Preis-Medaille der holländischen Akademie der Wissenschaften. Vom 
gleichen Jahre an erschienen in Gilbert’s Annalen und andern Fach-Zeit 
schriften zahlreiche Abhandlungen aus seiner Feder über den Flug der 
Vögel, über die Identität von Licht und Wärme , überhaupt über wichtige 
Fragen der Physik und Mechanik. Seine Leistungen machten Aufsehen und 
fanden an maassgebender Stelle Beachtung. Demzufolge wurde er 1809 zum 
Director der in Triest neu zu errichtenden Real- und Navigations-Akademie 
ernannt und mit deren Organisirung betraut. Aber nur kurze Zeit währte es 
und er wurde nach Wien zurückberufen, um an der Real-Akademie Chemie, 
Physik und Natur-Geschichte vorzutragen. Im Jahre 1813 erschienen seine: 
„Grundlehren der Chemie in technischer Beziehung“. Schon 1810 hatteer 
dem Hof-Kammer-Präsidenten, Grafen Odonell, den Entwurf eines in Wien 
zu errichtenden polytechnischen Institutes überreicht. Am 24. December 
1814 wurde er zum Director des künftigen Institutes ernannt. Am 6. Novem 
ber 1815 eröffnete er das Wiener Polytechnikum mit einer Rede, worin er 
dessen Wesen und Bestimmung darlegte. 
Bereits 1808 hatte er über den Einfluss des Erd-Magnetismus auf 
eine Volta-Säule Experimente gemacht; ja 1811 wusste er schon von der 
magnetisirenden Kraft des elektrischen Stromes; so war er noch vor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.