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Kriege waren soeben beendigt, mit der Gefangennahme des Kaisers
die Gefahr ihrer Wiederkehr beseitigt und der von diesem so lange
gehemmte Verkehr zwischen England und Amerika einerseits und
dem europäischen Continente andererseits trat in seine alten Bechte.
Man lernte die riesigen Fortschritte kennen, die inzwischen das
Maschinen-Wesen in England gemacht hatte, insbesondere durch die
Einbürgerung der Watt’schen Dampf-Maschine und den dadurch
gänzlich veränderten, neuerZwischen- und Arbeits-Maschinen bedür
fenden Fabriksbetrieb. Aus Amerika brachte der Dampfer Fulton’s
zugleich Nachricht und Beweis, dass auch für die Schifffahrt eine
neue Epoche begonnen habe. Schon durchwachten Stephenson und
sein Sohn die Nächte, um auch den Landverkehr dem Dampfe zu
unterwerfen. Auch die Strassen- und Fabriks-Beleuchtung mit Stein
kohl en-Gas hatte sich den übrigen Neuerungen bereits zugesellt
Diese und viele andere englische und amerikanische Fortschritte rasch
nachzuholen, konnte man aber nur durch geeigneten technischen
Unterricht hoffen. In richtiger Erkenntniss des Bedürfnisses stellte
Prechtl selbst im Vereine mit Arzberger am Wiener Polytechnikum
Versuche mit Steinkohlen-Gas im Grossen an, die ersten am Conti
nente, und so zahlreich wurden die Anfragen, die man in Folge
dessen an ihn stellte, dass er sie nur durch ein eigenes Buch über die
zweckmässigste Einrichtung der hiebei benötigten Apparate beant
worten konnte. Aus den Jahrbüchern des polytechnischen Institutes
schöpfte man in unzähligen anderen Fragen die sehnlichst verlangte
Belehrung und an Prechtl und seine Collegen wandte sich die
grösste Buchhändler-Firma des westlichen Deutschlands, Cotta, um
eine technologische Encyklopädie zu erhalten. Die Mechanik des
Prager Professors Gerstner wurde allgemein benützt und citirt. Man
wird es begreiflich finden, dass Anstalten, welche solche Leistungen
aufwiesen, und der Zeit nach früher entstanden waren, von den später
errichteten deutschen Instituten als Muster und Vorbild betrachtet
wurden. Dass man aber allseitig die Notwendigkeit solcher Institute
fühlte, war durch den gewaltigen Aufschwung des Maschinen- und
Eisenbahn-Wesens bedingt. Wie der Staat eines juridisch gebildeten
Beamtenheeres, so bedarf die Eisenbahn einer Armee technisch