5!)
sich der tönende Körper befand. Einen eigenen Apparat zum gleichen
Zwecke construirte 1860 Dr. Mach, jetzt Professor der Physik in
Prag. Am Ende einer rotirenden, von der Axe aus in der einen Hälfte
der Länge nach durchbohrten Stange ist ein Schnarr-Pfeifchen ange
bracht, ein Stimm-A, welches tönt, wenn durch die Längsbohrung Luft
entweder von einem Blasebalge oder bei sehr rascher Drehung durch
Centrifugal-Kraft getrieben wird. Befindet sich der Beobachter in der
Botations-Ebene, so hört er ein Auf- und Abschweben des Tones,
entsprechend der Doppler’schen Theorie. Beim Lichte ist aber die
Geschwindigkeit zu gross, um eine ähnliche Prüfung des Principes
zu gestatten. Sie ist auch zu gross, als dass sich, wie Doppler ursprüng
lich glaubte, die Farben der Doppelsterne nach diesem Principe
erklären liessen. Nichtsdestoweniger sollte sein Princip das, was er
anstrebte, leisten. Er äusserte 1852: „Ich lebe mehr als je in der
Ueberzeugung, dass der Farbenschmuck, welchen das beobachtende
Auge an den Doppelsternen und einigen andern Gestirnen des Him
mels bewundert, uns einstens wohl zu mehr als zu einer blossen
Augenweide, dass er uns in einer, wenn auch vielleicht fernen
Zukunft dazu dienen werde, die Elemente der Bahnen von Himmels-
Infolge seines immer mehr -wachsenden Rufes wurde er 1847 zum
k. k. Bergrath und Professor der Mathematik, Physik und Mechanik an der
k. k. Berg-Akademie ernannt und zwei fernere Jahre genügten, ihn an das
Institut, an welchem er einst als Schüler seine Studien begonnen hatte, nun
als Professor zurückzuführen; er trat an die Stelle seines früheren Lehrers
Stampfer und übernahm am Wiener Polytechnikum die Vorträge über prak
tische Geometrie. Und auch das nur für kurze Zeit!
Im Jahre 1850 wurde das physikalische Institut der Wiener Univer
sität in’s Leben gerufen und Doppler zu dessen erstem Director ernannt. Hier
waren seinem schöpferischen Geist die reichsten Hilfsmittel geboten, wohl
nicht ohne Einfluss von Hofrath Exner, der zu Prag Zeuge seines mühe
vollen Ringens gewesen war.
Aber wie Hebbel sagt: .Erst fehlt der Wein, dann fehlt der Becher“,
so schnell in den letzten Jahren Doppler’s Stellung sieh verbesserte, noch
schneller war seine Krankheit gewachsen.
Vergeblich suchte er in Venedig Heilung, wo er am 17. März 1853
starb. Er hinterliess eine Witwe und fünf unmündige Kinder. Noch in der
letzten Zeit hatte sein grübelnder Scharfsinn ebenso wie früher einer
scheinbar unzugänglichen Entfernung, jetzt einer scheinbar unergründlichen
Vergangenheit ihr Geheimniss zu entreissen gesucht; er schlug vor, aus den
Zugbücbern älterer Bergbaue die magnetischen Declinationen früherer
Zeit-Perioden zu ermitteln und so strebte er bis zum letzten Athemzuge
durch Wort und That den Ausspruch des Dichters zu widerlegen : „In’s
Innere der Natur dringt kein geschaffner Geist.“