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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Zweite Reihe: Ingenieur-Wesen, wissenschaftliche und musikalische Instrumente, Unterricht

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in den ersten Jahrzehnden unseres Jahrhunderts einen Stillstand in 
dieser Industrie eintreten. Der damals an der Wiener chirurgischen 
Schule zur Geltung gelangende Grundsatz möglichster Einfachheit 
in den mechanischen Heilmitteln, sowie andere, zum Theile noch jetzt 
bestehende Verhältnisse, auf welche ich in meinen Berichten über die 
Weltausstellungen zu London 1862 und zu Paris 1867 hindeutete, 
mögen ebenfalls zu diesem Stillstände in der Fortentwicklung beige 
tragen haben. Kern, der Gründer der neueren Wiener Schule, hat 
nur wenige chirurgische Geräte angegeben und diese zeichneten sich 
sämmtlich durch grosse Einfachheit aus. Der Umstand, dass in diesen 
Jahrzehnden die gleichnamige Industrie Englands, namentlich aber 
Frankreichs durch Erfindung neuer Operationen (z. B. Lithotrypsie), 
durch Ausführung neuer Technicismen und leichter gefälliger Formen, 
durch vorzügliches Material und elegante Ausstattung einen unge 
heuren Aufschwung nahm, Hess den besprochenen Stillstand unserer 
Fabrieation als Bückschritt erscheinen und bestimmte eine lange 
Beihe von Jahren hindurch viele unserer Aerzte, ihre Taschen-Etuis, 
ihre wichtigeren Instrumente und Bandagen aus Paris oder London 
zu beziehen, wodurch der einheimischen Fabrieation nebst der Ge 
legenheit bedeutende Summen und mit diesen ein wichtiger Factor 
der Weiterentwicklung entzogen wurde. 
Nichtsdestoweniger haben unsere Fabrikanten nicht aufgehört, 
in chirurgischen Instrumenten und Bandagen Tüchtiges zu leisten, 
und obwohl ihnen an materieller Unterstützung und Kraft zu eigenen 
namentlich grösseren neuen Ausführungen gebrach; so bemächtigten 
sie sich sehr bald aller fremdländischen Neuerungen in Form und 
Technik und lieferten (ungefähr seit 1840) eine Production, welche 
endlich nur Wenig oder Nichts zu wünschen übrig Hess; wozu die An 
leitung und Ermunterung, sowie mannigfache Erfindungen der damals 
zur Geltung gelangenden jüngeren Chirurgen sehr wesentlich beitrugen. 
Namentlich Professor Schuh hat seit dieser Zeit durch vielfache 
Anreg ung [auf die fortschreitende Entwicklung der Fabrieation von 
Instrumenten und Bandagen einen bedeutenden Einfluss geübt*). 
*)' Franz Schuh wurde 1804 zu Scheibbs in Nieder-Oesterreich gebo 
ren, absolvirte seine medicinischen Studien und wurde 1831 zum Doctor 
6*
	        
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