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Dr. Zach. And. Winzler, Eigentümer einer Salpeter-Plantage in
Znaim, war es, welcher die in Frankreich von Philipp Lebon im
Jahre 1799 angewendete Methode zur Gewinnung von Gas aus Holz
und anderen Brennstoffen studirte und die Einrichtung einer soge
nannten Thermolampe (schon im Jahre 1685 von Dr. Joachim Becher,
kaiserl. Commerz- und Kammerrath in Wien, erfunden) ersann. Sie
bestand aus einer gusseisernen, zur Erzeugung von Holzgas dienenden
Betörte, die in einem Windofen erhitzt wurde.
Winzler*) machte zuerst im Jahre 1802 unter der Aegide und
im Hause der Grafen von Festetits in Wien öffentliche Versuche
mit seiner Thermolampe, und die erste Anwendung von dieser Vor
richtung wurde in der Zitz- und Kattundruckerei zu Kettenhof bei
Wien im Jahre 1804 gemacht, das erhaltene Gas als Quelle für
Wärme und Licht verwendet, die erhaltene Kohle, Thermolampen-
kohle, als Brennstoff angewendet und aus den flüssigen Destillations-
Producten Essigsäure gewoimen.
Später wurde in der k. k. Salmiak-Fabrik in Nussdorf eine
Thermolampe aufgestellt, aber deren Anwendung bald aufgegeben,
ebenso in Klosterneuburg, wo das Gas von Wazlawek unter Winzler's
Leitung zum Brennen von Ziegeln verwendet wurde, was jedoch miss
lang, da die Ziegel ungenügend gebrannt blieben.
Im Jahre 1812 beleuchtete Prof. Jasnüger den grossen Saal des
Theresianums mit dem Gas der Thermolampe und stellte einen
solchen Apparat auf dem gräflich Aspremont’schen Gute Lednitz im
Trentschiner Comitate auf, wo derselbe noch im Jahre 1819 im
Gange war.
Eine Fortsetzung fanden die, die Holzverkohlung betreffenden
Versuche durch Freiherrn von Beichenbach**) auf dem fürstlich
*) Der hochfürstlich passauische Hof kammerrath Joh. B. Wenzler zu
Obernberg bei Passau, hatte damals auch eine Thermolampe construirt und
in einer Brochure (Passau bei Ambrosi 1802) beschrieben.
**) Carl Ludwig Reichenbach, geboren zu Stuttgart am 12. Februar
1788, wo sein Yater Bibliothekar und Archivar der Stadt war. Er studirte
das Gymnasium in seiner Vaterstadt, besuchte die Universität Tübingen
(1807) und starb auf einer Reise in Leipzig am 19. Jänner 1869. In den Frei
herrenstand wurde er zu Anfang des Jahres 1839 vom König Wilhelm I.
von Württemberg erhoben.